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1536 - Der Weise von Fornax

Titel: 1536 - Der Weise von Fornax
Autoren: Unbekannt
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antwortete dann: „Ich glaube, daß vor rund hundert Jahren zum letztenmal Menschen bis zu uns vordrangen. Gurrads und Kartanin kamen auch später noch, nicht aber Menschen."
    „Beschwindelst du mich auch nicht?" meinte Alaska. „So alt bist du doch noch gar nicht."
    „Ja, ich weiß, ich habe den Körper einer Sechzehnjährigen, weil ich im Jahre fünfundfünfzig geboren wurde.
    Aber ich habe die Ankunft der Menschen vor hundert Jahren dennoch bewußt miterlebt. Ich hätte nämlich auch schon viel früher geboren werden können."
    „Wie ist das zu verstehen?"
    „Ganz einfach. Ich war ein fertiges Baby und wurde nur nicht geboren. Ich habe 680 Jahre gewissermaßen mit wachem Geist geschlafen. Glaubst du mir das nicht?"
    „Es ist unglaublich, aber ich glaube dir", sagte Alaska aufrichtig. Jetzt wurde ihm allmählich klar, was ihn bei Siela Correl so stark an Kytoma erinnerte. Es war die Aura eines Geheimnisses, das beide Mädchen, die Querionin wie die Hanseatin, umgab. Alaska wurde sich dessen in diesem Augenblick ganz besonders stark bewußt. Aber es gab noch etwas, das beiden Mädchen gemeinsam war. Es lag etwas Unergründliches in ihren Augen, eine tiefe Wehmut, eine Traurigkeit über unerfüllte Sehnsüchte. Bei Kytoma war dies alles gepaart mit einer zum Ausdruck gebrachten Ahnung von Wissen und Weisheit.
    Siela Correl dagegen war vielleicht ein wenig verrückt. Nicht wirklich geisteskrank, sondern verrückt im Sinne von verschroben oder exzentrisch. Möglicherweise war ihre naive Art, die sie zur Schau trug, nur eine Art Tarnmantel, unter dem sie ihre Fähigkeiten verbarg.
    Aber vielleicht bildete sich Alaska dies alles auch nur ein, weil er es gerne gehabt hätte, daß Siela Correl Kytoma ähnlich sei. Dabei war sie vermutlich eine ganz normale Sechzehnjährige. Teenager aller Zeiten waren ja den älteren Generationen stets nie ganz geheuer.
    Siela sagte in die entstandene Stille: „Als vor zehn Jahren die KANSCH auf Kontor Fornax strandete, da haben wir von den Gurrads natürlich Informationen über die Milchstraße und Terra bekommen. Ich war so froh zu hören, daß die Erde und die Galaxis wieder frei waren und die Galaktiker mit dem Wiederaufbau beginnen konnten. Und ich habe immer wieder davon geträumt, wie es sein würde, über die grünen Hügel der Erde zu gehen. Aber keine noch so ausgeprägte Phantasie kann die Bilder der Wirklichkeit ersetzen."
    „Woher kommt die Sehnsucht nach Terra?"
    „Meine Eltern haben mich dort gezeugt", antwortete das Mädchen. „Das zumindest weiß ich über meine Abstammung. Mehr nicht. Weder wer meine Mutter war noch den Namen meines Vaters." Sie wechselte abrupt das Thema. „Erzählst du mir etwas über die Erde?"
    „Du müßtest dich nicht mit Erzählungen begnügen", sagte Alaska. „Du könntest mit uns zur Erde fliegen."
    „Nein, das kann ich nicht", sagte das Mädchen bestimmt, es klang leicht aggressiv „Du meinst, weil Pirmin Deix dies nicht erlauben würde?"
    „Nein, Pirmin Deix ist nicht das Problem. Es ist komplizierter. Die Hanseaten sind mein Volk, und Kontor Fornax ist meine Heimat. Ich gehöre hierher. Ich kann sie nicht im Stich lassen"
    „Meinst du nicht, daß die Hanseaten auch ohne dich auskommen würden?" fragte Alaska mit leisem Spott.
    Sie funkelte ihn an: „Du machst dich über mich lustig. Du nimmst mich überhaupt nicht ernst."
    „Das ist nicht richtig", versicherte Alaska. „Ich meine nur, daß es den Hanseaten auf eine Bürgerin mehr oder weniger doch nicht ankommen sollte."
    „Ich bin nicht irgendeine Bürgerin!"
    Alaska Saedelaere blieb stehen und sah sie an. Trotz der Nähe war ihr Gesicht nur ein verschwommener Fleck; nur ihre Augen schienen zu funkeln, als würden sie von einer inneren Lichtquelle erhellt. „Was ist dein Geheimnis, Siela?" fragte Alaska. „Was für einen besonderen Status hast du? Ich spüre, daß du ein Geheimnis hast. Willst du es mir nicht anvertrauen?"
    „Es gibt keine Geheimnisse", sagte sie übertrieben trotzig, so daß ihre Lüge leicht zu durchschauen war. „Ich habe alles über mich gesagt, was es zu sagen gibt. Ich habe dich nicht aufgesucht, um mich von dir ausfragen zu lassen. Du solltest mir über die Erde erzählen."
    „Ich glaube nicht, daß dies der einzige Grund war, warum du zu mir gekommen bist. Was steckt noch dahinter?"
    „Wenn es noch etwas gab, dann ist es jetzt vorbei", sagte das Mädchen. „Ich will nichts mehr von dir. Ich kehre zurück zu MUTTER."
    „Ich dachte, du
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