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1502 - Die letzte Frist

Titel: 1502 - Die letzte Frist
Autoren: Unbekannt
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noch?
    Siebenundsiebzig Stunden, die er noch leben durfte. Sein Inneres sträubte sich dagegen, die grausame Wahrheit zu akzeptieren. Aber der Logik-Sektor des Verstandes wußte, daß es keinen Ausweg mehr gab. Der nahe Tod war sicher.
    Er erinnerte sich daran, daß er schon mehrmals „gestorben" war, und die Erinnerung weckte eine Stimmung, die unter den gegebenen Umständen nur noch als Galgenhumor bezeichnet werden konnte. Wie hatte man auf der Erde damals gestöhnt, als sein Doppelgänger eines unrühmlichen Todes verblich, während sich der wahre Perry Rhodan - zumindest sein Gehirn - in der Galaxis Naupaum befand! Vor 23 Jahren war der Vario-500, am besten bekannt in seiner Rolle als Anson Argyris, in Perry Rhodans Maske geschlüpft und hatte sich von Pedrass Foch, dem Tyrannen der Milchstraße, in einer Bombenexplosion vernichten lassen. Niemand außer Atlan hatte gewußt, daß der echte Perry Rhodan sich in Sicherheit befand.
    Aber diesmal war kein Ausweichen mehr. Siebenundsiebzig Stunden noch, und Perry Rhodan würde aufgehört haben zu existieren. Es hatte Augenblicke in seinem Leben gegeben, in denen er sich gefragt hatte, ob die relative Unsterblichkeit, die ihm der Zellschwingungsaktivator verlieh, ein Fluch oder ein Segen sei. Er erinnerte sich an Stunden, in denen er sich gewünscht hatte, es würde ihm irgend jemand einen Zeitzünder unter den Sessel binden oder das Fahrzeug, in dem er gerade unterwegs war, mit schwerem Geschütz unter Feuer nehmen - nur schnell hätte der Übergang vom Leben zum Tod sein sollen.
    Jetzt aber dachte er anders. In diesem Augenblick wurde ihm bewußt, daß er am Leben hing. Er wollte nicht Sterben. Er wollte mit Gesil Zusammensein. Er wollte sich weiterhin als Botschafter der terranischen Menschheit betätigen. Er wollte weiterhin am kosmischen Geschehen beteiligt sein.
    Woher leitete ES das Recht ab, ausgerechnet in diesen kritischen Jahren des Wiederaufbaus seinen Zellaktivator zurückzufordern? Wer hatte ES zum Herrn über Leben und Tod gemacht?
    So weit war er in seinen Gedanken gekommen, als der Summer ertönte. Neben der Tür entstand eine Bildfläche. Reginald Bull war zu sehen. „Ich möchte mit dir sprechen", sagte er.
    Perry Rhodan gab dem Servo die Anweisung, die Tür zu öffnen.
     
    *
     
    Vom ersten Augenblick an erschien Perry Rhodan das Verhalten des alten Freundes ungewöhnlich.
    Er schob es auf den psychischen Druck, unter dem sie alle zu leiden hatten - alle zehn, die mit der EIDOLON ihren letzten Gang angetreten hatten. Bull wirkte aggressiv. Er war nicht gekommen, um sich Trost zu holen oder in der Unterhaltung mit dem Freund die innere Ruhe zurückzugewinnen. Er suchte nach einer Erklärung. Er wollte wissen, warum das Schicksal auf derart rücksichtslose Weise mit ihm verfuhr. Wenigstens war das der Eindruck, den Perry Rhodan gewann. „ES ist nicht verrückt", eröffnete Bull die Unterhaltung. „Eine Superintelligenz verliert den Verstand nicht. Es gibt also einen guten Grund, warum ES unsere Zellaktivatoren zurückverlangt."
    „Und der wäre?" erkundigte sich Rhodan. „Ich weiß es nicht. Ich dachte mir, du könntest es mir vielleicht sagen." Rhodan sah ihn verwundert an. „Wieso ich?"
    „Du warst der große Liebling des Überwesens. Irgendwie hast du es fertiggebracht, dir seine Gunst zu verscherzen. Deswegen will ES die Zellaktivatoren zurückhaben. Und wir alle haben darunter zu leiden."
    „Bully ..."
    „Hör mir auf mit dem Bully!" Das kam zornig. „Überlege dir lieber, was du falsch gemacht hast, und laß dir einfallen, wie du den Fehler wiedergutmachen kannst."
    Perry Rhodan lehnte sich tief in seinen Sessel zurück. Er war sicher, daß er die Lage jetzt durchschaut hatte. „Hör zu", sagte er freundlich und doch bestimmt: „Wenn du einen zuviel getrunken hast und dir dadurch die Laune verdorben ist, dann laß deinen Ärger gefälligst nicht an mir aus. Sieh zu, daß du ..."
    „Du hast Fehler gemacht!" fiel ihm Reginald Bull ins Wort. „Gib’s zu!"
    „Jeder Mensch macht Fehler. Aber ich habe nichts getan, was ES dazu veranlassen könnte, die Zellaktivatoren von uns zurückzufordern."
    „Nichts?" Der blanke Hohn klang aus diesem einen Wort. Bulls Augen leuchteten vor Zorn. Das Gesicht hatte sich gerötet. „Ich will dir sagen, was du getan hast. Ich will dir erklären, warum wir alle in drei Tagen sterben müssen."
    „Nur zu", sagte Rhodan mit aller Gelassenheit, die er jetzt noch aufzubringen imstande war. „Du hast
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