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1501 - Weg ohne Wiederkehr

Titel: 1501 - Weg ohne Wiederkehr
Autoren: Unbekannt
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herumführten.
    In den ersten Tagen nach dem 30. September, jenem denkwürdigen Tag, an dem Homunk mit der Nachricht von ES zur Erde gekommen war, hatte Homer G. Adams fieberhaft gearbeitet. Und auch an diesem 4. Oktober gönnte er sich keine Pause. Er wollte alle seine Geschäfte in Ordnung und zum Abschluß bringen. „Ich muß mir den Vorwurf machen, daß ich allzu viele Dinge nur durch mündliche Vereinbarungen geregelt habe", sagte er zu Walda Rem. „Jetzt habe ich sie im Kopf, aber nach meinem Tod weiß von unserer Seite niemand davon."
    „Sprich doch bitte nicht immer von deinem Tod", bat sein Assistent. Er fuhr sich nervös über den Bart. „Es will mir nicht in den Kopf, daß du nicht von Wanderer zurückkehren wirst."
    Die Tür öffnete sich und eine korpulente Frau drängte sich herein. „Chris Oelra", stellte sie sich vor. „Ich arbeite für die Morning Post News."
    Aus einer Tasche holte sie eine mit einer Antigraveinheit versehene Kamera hervor, die sie über der Tür postierte, nachdem sie sie auf den Unsterblichen gerichtet hatte. „Ich habe keine Zeit", versuchte Adams sie abzuweisen. „Wir müssen noch tagelang ..."
    „Wer einen derartigen Einfluß auf das Schicksal der Menschheit hat wie du, muß ganz einfach Zeit für die News haben", fuhr sie ihm ins Wort. „Mann, du stehst im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Auf Tausenden von Planeten in der Milchstraße denkt man verzweifelt darüber nach, wie es weitergehen soll. Die Börsen sind in Aufruhr. Die Verluste des heutigen Tages gehen in die Billionen."
    „Das waren längst fällige Korrekturen", wiegelte Homer G. Adams ab. „Die meisten Kurse waren überhöht und entsprachen in keiner Weise dem inneren Wert der Papiere."
    „Du meinst also nicht, daß die Panik an den Börsen damit zu tun hat, daß ES von dir und den anderen Aktivatorträgern will, daß ihr den Löffel abgebt?"
    „Wie bitte?" Die Miene des Finanzgewaltigen verdüsterte sich. Er war keineswegs gewillt, dieser aufdringlichen Reporterin ein Interview zu geben. „Na gut", lenkte sie ein. „Ich meinte die Aktivatoren, die euch zu einem widernatürlichen Leben verhelfen haben."
    Adams erhob sich. „Wie bitte?" wiederholte er. „Sagtest du: widernatürlich?"
    „Genau das Wort habe ich verwendet", bestätigte sie. „Gott hat uns das Leben geschenkt, und er hat auch die Lebensspanne bestimmt, die uns allen zusteht. Es kommt schon einer Revolte gegen Gott gleich, wenn sich Menschen erdreisten, diese Lebensspanne bis ins Unendliche ausweiten zu wollen. Ich habe heute den Priester der Sekte der Letzten Tage interviewt. Er sprach sogar von Gotteslästerung. Was sagst du dazu?"
    Homer G. Adams verzog keine Miene. Er wußte, daß die Kamera auf ihn gerichtet war. Gerade nach solch provozierenden Aussagen sollte sie jede seiner Regungen erfassen. „Ich bin gerne bereit, mich ausführlich über philosophische Fragen zu äußern", erklärte er und fügte mit einem kleinen Lächeln hinzu: „Nach meiner Rückkehr von Wanderer."
    „Dann rechnest du also damit, daß du zurückkommst?" hakte sie nach. „Aber sicher doch", bestätigte er. „In welcher Form auch immer."
    „Wie darf ich das verstehen?"
    „Darüber kannst du nachdenken, wenn du wieder in deiner Redaktion bist", entgegnete er. „Und jetzt ... raus!"
    Er gab seinem Assistenten einen Wink, und Walda Rem drängte die Reporterin zur Tür hinaus, wobei er nicht versäumte, ihr die Kamera hinterherzuschieben. „Eine widerwärtige Person", sagte er, als er die Tür hinter ihr geschlossen und der Syntronik den Befehl gegeben hatte, niemanden hereinzulassen. „Tut mir leid, daß sie hier eindringen konnte."
    „Schon gut", beruhigte ihn Adams. „Für die Medien ist diese Geschichte eine Sensation besonderer Art. Ich habe mir schon ganz andere Bemerkungen und Fragen anhören müssen. Vielleicht wäre es besser gewesen, wir hätten die Presse nicht informiert."
    „Ich bin nicht der Meinung, daß du Gott ins Handwerk gepfuscht hast. Auch die anderen Aktivatorträger haben das nicht getan. Wenn es überhaupt jemand getan hat, dann war es ES."
    Homer G. Adams winkte lächelnd ab. „Laß es lieber", riet er seinem Assistenten. „ES könnte so etwas gar nicht. Auch die Superintelligenz ist nur ein Teil der Schöpfung."
    „Du bist bemerkenswert ruhig und gefaßt", stellte Rem fest. „Das sieht nur so aus", erwiderte Adams. „Ich gestehe, daß ich mich seit Tagen damit befasse, wie ich mich der Forderung von ES entziehen kann.
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