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1500 - Ruf der Unsterblichkeit

Titel: 1500 - Ruf der Unsterblichkeit
Autoren: Unbekannt
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Schuss zu geben, wenn es an der Zeit ist, Bliss? Als Gegenleistung vermache ich dir meine Erfahrungen."
    „Wie möchtest du den Schuss haben?"
    „Multitasking. Pumpe mein Gehirn einfach mit Träumen voll, bis mein Geist platzt. Ich vertrage nicht mehr viel davon." Bliss versprach es. Streener ließ inzwischen dreizehn Stupide für sich träumen. Aber es war nicht viel mit ihnen los. Er legte aus.
    Sicherheitsgründen mehr Wert auf Quantität als auf Qualität. Zwei von ihnen, Otto Biir und Lorenz Grumm, trat er an Bliss ab. Die beiden brachten nicht viel. Als sie bei einem Törn in der Karibik in Seenot kamen, gerieten sie derart in Panik, dass sie sich von NATHAN retten ließen. Dabei hätte es Bliss fast erwischt, denn das Mondgehirn versuchte, sie auch zu angeln.
    Damit war klar, dass NATHAN ihre Spur gefunden hatte. Als sie Streener warnte, heckte dieser eine waghalsige Idee aus. Er wollte für einen Moment in seinen Körper tauchen, um zu sehen, ob alles in Ordnung sei. Er tat es - und kam nicht mehr ins Netz zurück. Es musste so gewesen sein, dass Tifflor das Versteck gefunden hatte und ihre Körper bewachen ließ. Als sie Streeners Gehirnaktivitäten orteten, da ließen sie die Falle zuschnappen.
    Stoer bestätigte diesen Verdacht. Bliss übernahm auf seinen Rat Streeners Träumer und legte über sie eine falsche Fährte für NATHAN. Sie tat dies, indem sie immer wieder in deren Träumen auftauchte, sie manipulierte und sofort wieder auf eine andere Ebene wechselte. So täuschte sie vor, eine ganz große Fete in New York zu planen. Die Orgie stieg tatsächlich, und NATHAN schluckte den Köder. Nur, als er die Gesellschaft von Träumern einsackte, war Bliss nicht anwesend. Dieser Fischzug brachte NATHAN an die hundert Träumer ein, von denen die meisten wahrscheinlich froh waren, aus dem Simusense aussteigen zu können.
    Bliss wechselte in der Folge ihre Pferdchen; sie hatte sich angewöhnt, die Stupiden so zu nennen. Sie war die Reiterin, die die Simusense-Vernetzten in deren Träumen ritt. Und keines ihrer Pferdchen kannte ihre wahre Identität, wenn sie überhaupt erfuhren, was mit ihnen geschah. Dann kam für Stoer der Abgang von der Traumbühne. Sie erfüllte seinen letzten Wunsch, indem sie die Träume von einem Dutzend Pferdchen auf ihn übertrug.
    Wie er es vorausgesagt hatte, verkraftete das sein schwacher Geist nicht. Es war nur ein Sekundenritt. Aber er starb einen schönen Tod.
    Bliss beneidete ihn dafür. Wenn ihre Zeit einmal gekommen war, würde niemand da sein, der ihr den goldenen Schuss geben konnte. Es sei denn, NATHAN hätte Erbarmen mit ihr. Aber so viel Einfühlungsvermögen in die Psyche einer Traumabhängigen konnte sie vom Mondgehirn wohl nicht erwarten. Bliss' Lage wurde immer schwieriger. Denn die Zahl der Vernetzten sank beängstigend. Man zog ihr die Pferdchen förmlich unter dem Hintern weg. NATHANS Methoden wurden immer raffinierter. Es passierte immer öfter, dass sie einen Ritt unterbrechen musste. Die schönsten Momente endeten plötzlich in Alpträumen. Höhepunkten folgte der Fall in Bodenlosigkeit. Sechs- oder siebenmal war Bliss nahe daran, über eine getarnte Schnittstelle aus dem Netz geleitet zu werden.
    Einmal überlistete sie NATHAN nur damit, dass sie tödliche Folgen für sie vortäuschte. Als das Mondgehirn glaubte, dass der Entzug des Netzes ihren Tod bedeutete, entließ es sie wieder. Das Leben im Netz wurde zum Stress. Aber irgendwann - Bliss vermochte nicht zu sagen, wieviel Zeit außerhalb des Netzes vergangen war, denn NATHAN geizte plötzlich mit Informationen - begann Bliss Gefallen an den Positionskämpfen zu finden.
    Da die Traumwelten immer rarer wurden und die letzten im Netz verbliebenen Träumer fast durchweg Psychopathen waren, war dies die einzige Abwechslung für sie.
    Sie hatte zwar noch 27 Pferdchen, die sie mit allen von Stoer gelernten Tricks in ihrer Abhängigkeit hielt, aber deren Traumwelten konnte sie auch nicht mehr bedingungslos vertrauen. Bliss lebte mit Oliver, Larry, Nia und Harry in Manhattan - auf vier verschiedenen Traumebenen, versteht sich.
    Während Oliver glaubte, er sei der letzte Träumer von New York, lebte Nia in einem Manhattan des Wiederaufbaus, 'wo erste zaghafte Wiederbelebungsversuche einer neuen musischen Avantgarde gemacht wurden.
    Mit Groucho und seiner Großfamilie hatte sie dreizehn Variationen von Mexiko City kreiert. Mit Armand und seinen Indios entzündete sie in Rio ein nie endendes Feuerwerk von
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