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15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

Titel: 15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan
Autoren: Karl May
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Das hast du doch gehört?“
    „Ja, Sihdi. Ibarek, der Wirt, sagt es. Und dann, als der Mübarek an uns vorüberging, habe ich es klappern hören.“
    „Das waren nicht die Knochen, sondern die Krücken.“
    „Allah! Das leuchtet mir ein.“
    „Es fiel mir damals schon auf, daß der Bettler ganz und gar verschwunden war, und daß der Mübarek aus derselben Gegend kam und doch vorher nicht zu sehen gewesen war. Jetzt habe ich die Lösung dieses Rätsels. Nun wollen wir hinauf zu seiner Hütte.“
    „Gehen wir gleich gradaus durch den Wald.“
    „Nein. Wir suchen den offenen Weg auf. Ich habe von unten gesehen, wo er emporführt, und es mir gemerkt.“
    „Warum willst du zu dem Pfad, auf welchem wir doch gesehen werden können?“
    „Von der Richtung aus, welche der Alte eingeschlagen hat, kann er uns nicht sehen. Und wenn andere es bemerken, daß wir zur Höhe gehen, so hat das nichts zu bedeuten. Ich suche nach Pferdespuren.“
    „Hier oben?“
    „Natürlich! Oder meinst du, daß Barud el Amasat, Manach el Barscha und der entflohene Kerkerschließer ihre Pferde irgendwo in der Stadt eingestellt haben?“
    „Nein, gewiß nicht. Sie haben sich jedenfalls dort gar nicht sehen lassen.“
    „Das ist auch meine Meinung. Sie sind auf den Berg geritten und haben die Pferde und sich selbst auch dort versteckt.“
    „Wenn sie nicht schon wieder fort sind.“
    „Sie sind noch da. Sie wollen ja die beiden Brüder hier erwarten. Der alte Mübarek wird schon ein Versteck für sie gehabt haben. Das ist freilich schwer zu finden. Die besten und sichersten Führer werden da die Pferdespuren sein.“
    „Wirst du diese entdecken?“
    „Ich hoffe es.“
    „Es ist aber eine so lange Zeit vergangen.“
    „Das tut nichts. Die drei Männer, welche wir suchen, sind keine Indianer, die gewohnt sind, ihre Fährten zu verbergen.“
    „Ja, du verstehst es ja, alle Spuren und Fährten zu lesen. Ich bin neugierig, wie du es auch dieses Mal fertigbringen wirst.“
    Ich war selbst auch neugierig darauf und hatte viel weniger Vertrauen zu meinem Scharfsinn, als ich den kleinen Hadschi merken ließ.
    Wenn man in der leeren Sandwüste oder in der grasigen Prärie reitet, so ist eine Spur viel leichter zu entdecken und zu verfolgen als in bebauter Gegend oder gar in der Nähe einer bewohnten Stadt.
    Wir gingen am Waldesrand unter den Bäumen hin, bis wir auf den Weg trafen, welcher zur Höhe führte. Es war kein eigentlicher Weg. Er war nicht ausgetreten. Der Boden war steinig. Nur hier oder da war ein Grasbüschel zu sehen.
    Indem wir ihm langsam folgten, suchte ich scharf nach Fußeindrücken. Es war nichts, gar nichts zu finden. Hatten die drei etwa diesen Weg gar nicht benutzt?
    Sie waren des Morgens hier angekommen, und es ließ sich da denken, daß sie die Stadt umritten hatten, um unbemerkt zu bleiben.
    So kamen wir eine ziemliche Strecke empor, bis ich das erste Zeichen fand, daß Pferde hier gewesen seien. Sie waren von rechts her zwischen den Bäumen herausgekommen. Die Hufeindrücke waren hier in dem weichen Humusboden ganz deutlich zu sehen.
    Jetzt konnten wir rascher gehen. Es gab nun genug Anzeichen, daß die Reiter von hier an den Weg verfolgt hatten.
    Bald gelangten wir oben an. Der Weg mündete auf eine Lichtung. Jenseits derselben sahen wir das Gemäuer der Ruine. Eine aus Gebälk und Steinen ziemlich roh errichtete Hütte lehnte sich an eine hohe, aber halb verfallene Wand.
    „Da drin wohnt der Alte“, meinte Halef.
    „Jedenfalls.“
    „Gehen wir hinein?“
    Er wollte unter den Bäumen hervor auf die Lichtung treten, ich aber hielt ihn zurück.
    „Halt! Erst müssen wir uns überzeugen, daß wir nicht beobachtet werden.“
    „Es ist ja kein Mensch hier.“
    „Weißt du das so genau?“
    „Man würde ihn sehen oder hören.“
    „O Hadschi Halef Omar, ich habe dich für viel klüger und vorsichtiger gehalten! Diejenigen, welche wir suchen, sind hier versteckt. Wie leicht können sie uns sehen, und dann ist alle unsere Mühe umsonst! Bleib' hier stehen.“
    Ich schlich mich am Rand der Lichtung im Halbkreis bis zu der Hütte hin und trat an die Tür. Sie war verschlossen. So viel ich lauschte und spähte, es war niemand zu bemerken. Ich ging mit ganz demselben Erfolg die andere Seite ab und kehrte so zu Halef zurück.
    „Wir sind wirklich unbemerkt“, sagte ich ihm. „Jetzt gilt es, das Versteck der drei aufzufinden. Die Pferde müssen uns führen.“
    „Und doch hast du sie nicht da, diese
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