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15 - Geheimagent Lennet und das Kommando Sonderurlaub

15 - Geheimagent Lennet und das Kommando Sonderurlaub

Titel: 15 - Geheimagent Lennet und das Kommando Sonderurlaub
Autoren: Vladimir Volkoff
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nicht weiß, ob du mir vertrauen kannst.«
    »Ich verstehe gar nichts mehr. Willst du mich auf den Arm nehmen?« fragte Silvia.
    »Ich bin dabei, deine Gastfreundschaft zu mißbrauchen", antwortete Lennet und fuhr schweigend zu dem kleinen Haus von Anastase. Er glaubte zwar nicht so recht an den Erfolg seines Vorhabens, aber es reizte ihn, den Spiritisten auf den Zahn zu fühlen. Er klopfte an, und eine kleine ältere Frau öffnete ihm die Tür.
    »Sie wünschen?« fragte sie kurz angebunden, doch als sie Silvia erblickte, ging ein Leuchten über ihr Gesicht.
    »Ah! Mademoiselle! Wie geht es Ihnen denn? Ist der junge Mann ein Freund von Ihnen?«
    »Ja, Madame", antwortete Silvia. »Sein Name ist Lennet, und seit zwei Tagen verhält er sich ein bißchen merkwürdig.«
    »Das ist kein Wunder", gab der Agent zu. »Wissen Sie, Madame, ich bin nicht so wie andere junge Männer, die gern tanzen, Musik hören, mit Mädchen ausgehen, Geld verdienen...
    Mein Hobby ist der Spiritismus.«  Madame Anastase sah ihn beunruhigt an. »Ein Verrückter mehr!« bemerkte sie. »Ich dachte immer, das passiert nur den Alten, aber jetzt hat es wohl auch schon die Jungen erwischt.
    Mademoiselle, Sie sollten sich ihre Freunde besser aussuchen.«
    »Halt, halt", unterbrach Lennet. »Ich bin gekommen, weil Silvia mir erzählt hat, Ihr Mann sei Spezialist auf diesem Gebiet.
    Scheinbar tanzen bei Ihnen die Tische Cha-Cha-Cha und die Schränke Walzer. Scheinbar fallen bei Ihnen Bilder von den Wänden, verbiegen sich Ihre Silberbestecke, und Gespenster wünschen Ihnen eine gute Nacht. Ganz zu schweigen von Ihren Nachbarn, die sich bei der Polizei über Sie beschweren. Wenn das alles stimmt, Madame, möchte ich gerne Stunden bei Monsieur Anastase nehmen, denn ich habe es bisher nur geschafft, Victor Hugo erscheinen zu lassen, und der hat mich  ,Erdenwurm' genannt. Sie werden sicher verstehen...«
    »Junger Mann", erwiderte Madame Anastase streng, »Sie reden dummes Zeug. Zu meiner Zeit war die Jugend besser erzogen als heute. Unsere Nachbarn haben sich niemals über uns beschwert. Mein Mann ist ein ehrenhafter Bürger und Arbeiter.
    Was die Geister betrifft, so hat ihm Monsieur Marais  beigebracht, sie zu beschwören. Und das ist nicht dümmer, als sein Geld in Kneipen auszugeben: Geister wollen wenigstens nicht bezahlt werden. Außerdem beschäftigen sich auch sehr gebildete Leute mit Spiritismus: zum Beispiel Monsieur Loiseau, der Apotheker. Wenn da mein Mann nicht in guter Gesellschaft ist! Ganz zu schweigen von Monsieur Marais. Und seine Tochter ist ein nettes Mädchen, die Ihnen sicher nicht erzählt hat, daß sich mein Silber verbiegt. Es liegt geordnet und poliert in einer Schublade. Was Sie angeht, Mademoiselle Silvia, so sollten Sie sich lieber einen anderen Freund suchen, jemanden aus dieser Gegend und keinen verrückten Typen aus Paris, der obendrein noch ein Auto fährt, bei dem man einen Schuhlöffel und einen Dosenöffner braucht, um  hineinzukriechen und um auszusteigen.« Nach diesen Worten drehte sich Madame Anastase auf dem Absatz um, verschwand im Haus und schloß die Tür hinter sich.
    »Lennet, du hast die alte Frau verärgert!« beklagte sich Silvia.
    »Ganz und gar nicht. In einer Woche bin ich wieder weg.
    Dann kannst du ihr erzählen, du hättest mich hinausgeworfen.
    Wo wohnt Petitluron?«
    »Komm, laß mich fahren. Aber ich weiß nicht, was du von diesen netten Leuten willst.«
    »Nette Leute? Ich denke, du bist beunruhigt über den Einfluß, den sie auf deinen Vater ausüben.«  Silvia wandte sich von ihm ab. »Wenn es nur das wäre!«  murmelte sie. Lennet ging nicht weiter darauf ein, und sie fuhren los. Als der Wagen vor dem Haus des pensionierten Beamten hielt, weigerte sich Silvia ihren Freund zu begleiten.
    »Wenn du ihm auch wieder etwas von Cha-Cha-Cha erzählen willst, bleibe ich lieber im Hintergrund!«  Monsieur Petitluron empfing Lennet in einem kleinen  Wohnzimmer, das mit den verschiedensten Andenken  vollgestopft war: Aschenbechern, Trachtenpuppen, Dosen in allen Farben und Größen, bunten Nadelkissen, verzierten Gläsern und Landschaftsstichen. Lennet kam gleich auf das Wesentliche zu sprechen.
    »Monsieur, ich will nicht lange um den heißen Brei  herumreden. Ich bin gekommen, weil mein Onkel, nun ja, Sie brauchen nicht zu erschrecken, wissen Sie, ich bin zwar recht stolz darauf, aber... tja, mein Onkel ist der...«
    »Ihr Onkel ist doch wohl nicht etwa der Innenminister?«  fragte Monsieur
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