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14a Stephanie Plum: Der Winterwundermann (Visions of Sugar Plums)

14a Stephanie Plum: Der Winterwundermann (Visions of Sugar Plums)

Titel: 14a Stephanie Plum: Der Winterwundermann (Visions of Sugar Plums)
Autoren: Janet Evanovich
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Direktor tauchte hinter den Aufzugtüren ab und Minuten später unten in der Eingangshalle wieder auf. Er stellte sich zu einer kleinen Gruppe Hotelangestellter, Kopf im Nacken, Augen wie gebannt auf Pickle gerichtet.
    »Sie machen ja eine ganz schöne Show«, sagte ich zu Pickle.
    »Ja«, sagte Pickle. »Gleich fangen sie unten an zu brüllen: ›Springen! Springen!‹ Die Leute sind beschränkt. Ist Ihnen das auch schon aufgefallen?«
    »Es gibt auch ein paar gute Menschen«, tröstete ich ihn.
    »Ach, ja? Nennen Sie mir den besten Menschen, den Sie kennen! Gibt es unter all Ihren privaten Bekanntschaften auch nur einen, der ein Gespür dafür hat, was falsch und was richtig ist, und der danach lebt?«
    Das war eine heikle Frage, denn Ranger wäre dieser Mensch gewesen, aber ich hatte den Verdacht, dass er gelegentlich auch mal jemanden um die Ecke brachte. Natürlich nur böse Menschen, aber trotzdem.
    Die Zuschauermenge im Atrium schwoll an, jetzt stießen noch einige uniformierte Männer von der Security und zwei Polizisten aus Trenton hinzu. Einer der Polizisten sprach in sein Funkgerät, berichtete Morelli wahrscheinlich gerade brühwarm, dass ich mal wieder voll in eine Katastrophe geschliddert war. Ein Kameramann und sein Assistent gesellten sich zu den Gaffern.
    »Wir sind im Fernsehen«, sagte ich zu Pickle.
    Pickle sah nach unten, winkte in die Kamera, und alle jubelten.
    »Langsam wird es mir zu bunt«, sagte ich zu Pickle. »Ich gehe.«
    »Sie können doch jetzt nicht gehen. Wenn Sie gehen, springe ich.«
    »Das ist mir egal. Schon vergessen?«
    »Das darf Ihnen nicht egal sein. Sonst sind Sie schuld, wenn ich sterbe.«
    »Oh, nein. Nein, nein.« Ich drohte ihm mit dem Finger. »Die Masche zieht bei mir nicht. Ich bin in Burg aufgewachsen. Und ich wurde katholisch erzogen. Mit Schuldgefühlen kenne ich mich bestens aus. Die ersten dreißig Jahre meines Lebens waren voll davon. An sich sind Schuldgefühle ja nichts Schlechtes. Aber ob Sie leben oder sterben wollen, ist ganz allein Ihre Entscheidung. Damit habe ich nichts zu tun. Ich übernehme keine Verantwortung mehr für den Schmorbraten.«
    »Hä? Schmorbraten?«
    »Jeden Freitagabend erwarten mich meine Eltern zum Abendessen bei sich. Jeden Freitagabend macht meine Mutter Schmorbraten. Wenn ich zu spät komme, schmort der Braten zu lange und wird trocken, und jedes Mal ist es meine Schuld.«
    »Und?«
    »Es ist nicht meine Schuld!«
    »Natürlich ist es Ihre Schuld! Weil Sie zu spät kommen. Erst kochen Ihre Eltern Schmorbraten, extra für Sie, dann warten sie noch mit dem Abendessen, extra für Sie, obwohl das den Braten verdirbt. Und Sie kommen zu spät! Mann! Sie sollten sich mal Manieren angewöhnen.«
    Mein Handy klingelte. Meine Oma, Grandma Mazur. Sie wohnte bei meinen Eltern. Sie war bei ihnen eingezogen, nachdem mein Opa das Zeitliche gesegnet hatte.
    »Du bist im Fernsehen«, sagte sie. »Ich habe gerade die Serie ›Judge Judy‹ gesucht, da erscheinst du auf dem Bildschirm. Du bist die Topnachricht. Willst du den Kerl auf dem Geländer retten, oder wäre es dir lieber, wenn er endlich springt?«
    »Zuerst habe ich noch versucht, ihn zu retten«, sagte ich. »Aber jetzt habe ich es mir anders überlegt.«
    »Ich muss auflegen«, sagte Grandma. »Ich muss Ruth Biablocki anrufen und ihr sagen, dass du im Fernsehen bist. Dauernd schwärmt sie mir von ihrer Enkelin vor, was für einen tollen Job sie bei der Bank hat. Sollen sie das hier erst mal toppen. Ins Fernsehen hat ihre Enkelin es nämlich noch nicht geschafft!«
    Ich widmete mich wieder Melvin Pickle. »Warum sind Sie so deprimiert? Warum wollen Sie vom Geländer springen?«, fragte ich ihn. »In den Tod springen, das ist eine ziemlich schwerwiegende Entscheidung.«
    »Mein Leben kotzt mich an! Meine Frau hat mich verlassen und alles mitgenommen, sogar meine Kleider und meinen Hund. Ich habe meine Stelle verloren, und mir blieb nichts anderes übrig, als in dem Schuhgeschäft anzufangen. Ich habe kein Geld, deswegen wohne ich wieder bei meiner Mutter. Und dann hat man mich noch beim Wichsen im Multiplex erwischt. Schlimmer geht es nicht.«
    »Sie sind gesund.«
    »Ich glaube, ich kriege gerade eine Erkältung. Mir tut jetzt schon höllisch der Hals weh.«
    Wieder klingelte mein Handy.
    »Hallo, Pilzköpfchen«, sagte Morelli. »Treibst du dich schon wieder mit einem fremden Mann im Hotel rum?«
    Ich sah nach unten, Morelli stand neben Lula.
    »Er ist ein Selbstmordkandidat«, sagte
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