Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
14a Stephanie Plum: Der Winterwundermann (Visions of Sugar Plums)

14a Stephanie Plum: Der Winterwundermann (Visions of Sugar Plums)

Titel: 14a Stephanie Plum: Der Winterwundermann (Visions of Sugar Plums)
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
Oben entwischte er durch eine Tür, und ich schleppte mich keuchend hinterher.
    Das Hotel hatte sechs Stockwerke, alle Zimmer gingen zu einem Korridor, von dem aus man in das riesige Atrium hinabblickte. Wir waren im fünften Stock. Ich kam aus dem Treppenhaus getorkelt und sah, dass Pickle das Atrium zur Hälfte umrundet hatte und rittlings auf dem Balkongeländer saß.
    »Kommen Sie bloß nicht näher!«, schrie er. »Sonst springe ich.«
    »Von mir aus«, sagte ich. »Ich kriege mein Geld so oder so, ob Sie tot sind oder lebendig.«
    Das schien Pickle schwer zu deprimieren. Aber vielleicht sah er immer deprimiert aus.
    »Sie sind ziemlich sportlich«, sagte ich, noch immer aus der Puste. »Wie halten Sie sich so fit?«
    »Mein Auto wurde beschlagnahmt. Jetzt gehe ich überall zu Fuß hin. Und ich bin den ganzen Tag im Schuhgeschäft auf den Beinen. Nach Feierabend tun mir die Knie höllisch weh.«
    Während ich mit ihm redete, rückte ich zentimeterweise vor. »Warum suchen Sie sich nicht eine neue Arbeit? Eine, bei der Ihre Knie nicht so belastet werden.«
    »Wollen Sie mich verarschen? Ich bin froh, dass ich diesen Job überhaupt habe. Gucken Sie mich doch an! Ich bin ein Loser. Ich bin ein Perverser und ein Loser. Und ich habe einen dicken Herpes. Ich bin ein perverser Loser mit Herpes.«
    »Reißen Sie sich zusammen! Sie brauchen kein perverser Loser zu sein, wenn Sie nicht wollen.«
    Die ganze Zeit über saß er auf dem Geländer und ließ die Beine baumeln. »Das sagen Sie so leicht. Sie heißen ja auch nicht Melvin Pickle. Und bestimmt haben Sie bei den Cheerleadern auf der Highschool den Stab geschwungen. Sie waren beliebt. Sie haben einen Freund.«
    »Kann ich nicht gerade behaupten. Aber so was Ähnliches wie einen Freund.«
    »Was soll denn das heißen? So was Ähnliches ?«
    »Das heißt, dass er mein Freund ist, aber ich posaune es nicht aus.«
    »Warum nicht?«, wollte Melvin wissen.
    »Ich weiß auch nicht warum. Es kommt mir komisch vor.« Ich wusste natürlich genau warum, aber das würde ich auf keinen Fall ausposaunen. Ich habe was mit zwei Männern am Laufen, und ich wusste nicht, für wen ich mich entscheiden sollte. »Müssen Sie unbedingt auf dem Geländer sitzen? Ich kriege Gänsehaut, wenn ich das sehe.«
    »Haben Sie Angst, ich könnte runterfallen? Ich dachte, das wäre Ihnen egal. Tot oder lebendig - war es nicht so?«
    Das Handy in meiner Umhängetasche klingelte.
    »Jetzt gehen Sie schon ran, verdammte Scheiße!«, sagte Pickle. »Kümmern Sie sich nicht um mich: Ich will mich nur umbringen.«
    Ich verdrehte übertrieben theatralisch die Augen und ging ran.
    »He«, sagte Lula. »Wo bist du? Ich suche dich schon die ganze Zeit.«
    »Ich bin in dem Hotel am Ende der Mall.«
    »Ich stehe genau davor. Was machst du da? Hast du Pickle erwischt?«
    »Kann ich nicht gerade behaupten. Wir sind im fünften Stock, und er überlegt sich, ob er von der Brüstung springen soll.«
    Ich beugte mich über das Geländer und sah Lula unten das Atrium betreten. Sie schaute zu mir hoch, und ich winkte ihr zu.
    »Ich kann dich sehen«, sagte sie. »Sag Pickle, wenn er sich hinunterstürzt, würde er hier unten eine große Schweinerei anrichten. Der Fußboden ist aus Marmor, und sein Schädel würde wie ein rohes Ei aufplatzen. Überall würden Blut und Gehirnmasse kleben.«
    Ich legte auf und überbrachte Pickle die freudige Botschaft.
    »Ich habe mir was überlegt«, sagte er. »Ich springe mit den Füßen zuerst. Dann prallt der Kopf bei der Landung nicht so hart auf.«
    Allmählich wurde man auf Pickle aufmerksam. Menschen versammelten sich um das Atrium herum und sahen zu ihm hoch. Die Aufzugtür hinter mir öffnete sich, und ein Mann in einem Anzug trat heraus.
    »Was ist hier los?«, fragte er.
    »Kommen Sie mir bloß nicht zu nahe!«, schrie Pickle. »Ich springe, wenn Sie näher kommen!«
    »Ich bin der Hoteldirektor«, sagte der Mann. »Kann ich irgendwas für Sie tun?«
    »Haben Sie ein Sprungnetz?«, fragte ich ihn.
    »Hauen Sie ab!«, sagte Pickle. »Ich habe große Probleme. Ich bin ein Perversling.«
    »Sie sehen gar nicht aus wie ein Perversling«, sagte der Direktor.
    »Ich habe im Multiplex gewichst«, gestand Pickle.
    »Das machen doch alle«, sagte der Direktor. »Ich gucke mir gerne Streifen mit jungen Mädchen an. Dazu ziehe ich mir immer die Unterhosen meiner Frau an. Und wenn ich fertig bin …«
    »Meine Fresse«, sagte Pickle. »Das ist zu viel. Das verkrafte ich nicht.«
    Der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher