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1491 - Im Schloss der Hexen

1491 - Im Schloss der Hexen

Titel: 1491 - Im Schloss der Hexen
Autoren: Jason Dark
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wenn es gegen die Kräfte der Hölle ging. Und die mussten sich hier versammelt haben.
    Nicht Asmodis persönlich, obwohl er es oft genug versucht hatte und wir uns dabei auch gegenübergestanden hatten. Hier zogen seine Helfer die Fäden, die wir ebenfalls nicht unterschätzen durften.
    Glenda schaute zu, wie ich mich bewegte. Sie brauchte keine Frage zu stellen. Allein meiner Handlung entnahm sie, was ich vorhatte.
    Wenn ich die Kette über den Kopf gestreift hatte, lag das Kreuz offen vor mir. Es war wie immer, und trotzdem kam es mir anders vor. Diese Zone stand voller Spannung. Ich glaubte, dass ich mich langsamer bewegte als sonst, aber das konnte auch Einbildung sein.
    Ich ließ das Kreuz auf meiner linken Handfläche liegen, um einen ersten Versuch zu starten. Eine leichte Erwärmung war schon vorhanden.
    Da Glenda mich fragend anschaute, nickte ich ihr zu, was sie zufrieden stellte, denn ihre Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln.
    Ich ging den gleichen Weg wie sie und hörte ihre Frage.
    »Reagiert dein Kreuz?«
    »Schwach.«
    »Und was hältst du davon?«
    Ich blieb stehen und drehte ihr den Kopf zu. »Es ist etwas latent vorhanden, aber nicht die Hexe. Sie hält sich vornehm zurück. Allerdings glaube ich nicht, dass dies noch lange anhalten wird.«
    »Und was hast du vor?«
    »Ich gehe in das Feuer!«
    Glenda zuckte zwar zusammen, aber sie hielt sich mit einem Kommentar zurück. Sie kannte mich und wusste, dass ich mich nicht unnötig in Lebensgefahr begab.
    Das traf zu, denn magisches Feuer hatte ich schon öfter durch mein Kreuz gelöscht. Da trafen dann zwei Welten aufeinander, und bisher war ich immer der Gewinner gewesen.
    Die Kinder saßen dicht beisammen. Doch so nah, dass es keine Lücke gegeben hätten, saßen sie sich nicht, und so konnte ich bequem zwischen zwei Kindern hindurchgehen.
    Das Feuer brannte. Es zirkulierte. Es tanzte unruhig vor meinen Augen, es verhinderte eine klare Sicht, aber ich hatte keine Probleme damit, ihm näher zu kommen.
    Bevor ich in die Flammen hineinstieg, schaute ich in die Gesichter der Kinder. Kein Auge war geschlossen. Sie blickten in die Flammen, als suchten sie dort ihr Heil für die Zukunft.
    Mich nahmen sie so gut wie nicht zur Kenntnis, und das war mir sehr recht.
    Der nächste Schritt brachte mich direkt in das Hexenfeuer hinein.
    Ich spürte nichts. Keine Wärme, kein Anbrennen, es war überhaupt nichts vorhanden. Ich stand in einem Feuer, das es gab und das trotzdem nicht da war, obwohl mich die Flammen umloderten wie ein von unten nach oben wachsender Vorhang, der mich in meinen Bewegungen nicht behinderte, höchstens in der Sicht, denn ich sah Glenda und die Kinder nicht mehr klar und deutlich. Aber auch das verschwand, als ich plötzlich die Lichtreflexe sah, die über mein Kreuz huschten. Ich hatte es nicht zu aktivieren brauchen, es sorgte selbst dafür, dass die Flammen, in denen ich stand, verloschen, als hätte jemand Wasser in sie hineingekippt.
    Es war ein Phänomen und zugleich für mich der Beweis, dass ich mich auf der Straße des Siegers befand. Gewonnen hatte ich allerdings noch nicht, denn bisher hatte ich die Hexe nicht zu Gesicht bekommen, aber sie musste einfach erscheinen, denn hier war ihr Zeichen zerstört worden.
    Auch die Beleuchtung innerhalb der Halle hatte sich verändert. Es gab kein grünliches, zuckendes Licht mehr. Dennoch hatte die Dunkelheit nicht völlig gewonnen. Eine indirekte Beleuchtung ließ mehr Schatten als Licht durch den Saal schwimmen. Alles wurde in diese graue Farbe getaucht, in der keine Freude aufkommen konnte.
    Die Kinder blieben auf ihren Plätzen hocken. Auch Julia Jäger, das Mädchen mit den rotblonden Haaren, bewegte sich nicht. Es wirkte auf mich wie in einer stillen Andacht vertieft. Der Mund war geschlossen. Sie atmete nur durch die Nase.
    »Ist etwas anders?« flüsterte mir Glenda zu. »Hast du das Gefühl, dass etwas verändert ist?«
    »Nein. Die Hexe scheint wohl nicht reagieren zu wollen.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Ich auch nicht so recht.«
    »Aber wir können hier nicht stehen bleiben und nichts tun, John. Lass dir was einfallen.«
    »Wir müssen die Kinder wegschaffen.«
    »Ha, und wohin?«
    »Das ist die Frage.«
    Es gab eigentlich nur eine Möglichkeit. Glenda musste die Kraft aufbringen, um uns alle von hier wegzubeamen. Ob sie diese Anzahl schaffte, war sehr fraglich.
    »Ich soll sie…?«
    »Genau.«
    Glenda schüttelte den Kopf. »Du verlangst zu viel von mir, John. Es ist
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