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1484 - Der Tod eines Nakken

Titel: 1484 - Der Tod eines Nakken
Autoren: Unbekannt
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erklären, wie die Statue aussehen soll!" sagten die drei und begannen auch sofort, den Geist, den sie gesehen hatten, des langen und breiten in allen Einzelheiten zu beschreiben.
    Hephtem lauschte geduldig - falls er lauschte. Allzu interessiert schien er nicht zu sein. Teilweise wirkte es fast so, als bilde er sich ein, bereits zu wissen, was die drei haben wollten, und das irritierte sie ein wenig. „Es ist sehr wichtig, daß du auch wirklich alles so machst, wie wir es dir beschrieben haben!" sagte Masquam daher eindringlich. „Es handelt sich schließlich nicht um irgendeine Phantasiefigur, sondern wir haben diesen Geist wirklich gesehen. Wenn wir ein halbes Jahr lang für dich schuften sollen, wollen wir auch etwas dafür bekommen!"
    „Macht euch darüber nur keine Sorgen!" empfahl Hephtem großspurig.
    Sie wurden trotzdem den Verdacht nicht los, daß er seinen Auftrag nicht recht ernst nahm.
    Er lag hingestreckt auf einem geradezu fürstlich ausgestatteten Lager, das die gesamte Rückseite des gut acht Meter breiten Raumes ausfüllte, in dem Hephtem hauste. Dieses Lager bestand aus einer langen Reihe großer, stabiler Kisten, deren Oberseite mit einer meterdicken Schicht von Matratzen, bunten Decken und Kissen belegt war. Aus den Kisten ragten dünne Röhrchen in unterschiedlichen Farben, und manchmal gluckerte und zischte es unter Hephtems Lager, als sei dort irgendeine seltsame Maschine am Werk.
    Hephtem ließ sich dadurch jedoch nicht stören, sondern nuckelte ganz gelassen mal an diesem, mal an jenem Röhrchen. Wenn seine drei Auftraggeber sich danach erkundigten, ob er ihnen auch wirklich die nötige Aufmerksamkeit widmete, wedelte er nur huldvoll mit der freien Hand und lächelte gönnerhaft.
    Schließlich gingen sie los und begannen damit, Hephtems Honorar zusammenzutragen.
    Ein halbes Jahr lang durchstöberten sie die Stadt und suchten Flaschen und Fässer und Töpfe und alies, was sich sonst noch zur Aufnahme von Flüssigkeiten eignete, während Hephtem sich genüßlich auf seinem Lager herumlümmelte und immer fetter wurde. „Wann willst du endlich mit der Arbeit geginnen?" fragten sie ihn ab und zu. „Ich arbeite bereits", pflegte er dann herablassend zu antworten. „Eine Statue entsteht zuerst hier drinnen, im Gehirn - falls einer von euch wissen sollte, was das ist."
    Sie schluckten es und sammelten weiter, aber morgens, bevor sie sich mit schmerzendem Rücken und zerschundenen Händen zur Ruhe begaben, beklagten sie sich untereinander über den eigenwilligen Künstler. >Du willst uns nur ausbeuten", warf Masquam ihm eines Abends vor. „Aber ich warne dich: Wenn du deinen Teil der Abmachung nicht einhältst, wirst du den Schaden davon haben! Wir werden all die Flaschen und Kanister mit unserem heiligen Besen zerschlagen!"
    „Nett von euch, mich rechtzeitig zu warnen!" erwiderte Hephtem höhnisch, und als sie am nächsten Abend wieder zu ihrer Arbeit antraten, war ihr kostbares Sammelgut spurlos verschwunden.
    Sie waren drauf und dran, die ganze Sache aufzugeben, denn das halbe Jahr war bereits fast herum, und Hephtem hatte mit der Arbeit noch nicht einmal angefangen.
    Aber eines Abends lag Hephtem ausnahmsweise einmal nicht auf seinem seltsam geräuschvollen Lager, sondern rumorte in einem der Höfe herum. Sehr gewaltig rumorte er dort. Da krachte und knallte, hämmerte und kratzte es, daß es fünf Häuserblöcke weit zu hören war, und eine riesige Staubwolke stieg zwei Stockwerke weit in die Höhe. „Bleibt ja da draußen!" schrie es hinter der Tür. „Wagt es bloß nicht, euch hier drinnen blicken zu lassen!"
    Als Masquam, Dreight und Hermyth trotzdem versuchten, einen Blick auf das im Werden begriffene Kunstwerk zu tun, warf Hephtem mit Steinbrokken und Meißeln nach ihnen und beschimpfte sie auf so unanständige Weise, daß sie erschrocken davonstoben und es nicht wagten, noch einmal die Nase durchs Tor zu stecken. „Da ist es", verkündete Hephtem einige Tage später. „Ich hoffe, daß es wenigstens so einigermaßen euren Vorstellungen entspricht
     
    *
     
    Niemand antwortete ihm.
    Sie standen in dem staubigen Innenhof, von der Arbeit gebeugt, mit schwieligen Händen und zerlumpter Kleidung, verschwitzt und verdreckt, und starrten sprachlos auf... ... ein Wunder.
    Dort stand er. IhrGeist. „Das ist...", begann Masquam ufid verstummte sofort wieder. „Also, das ist...", begann Dreight, kam aber auch nicht weiter, weil ihm vor Ehrfurcht die Stimme wegblieb. „Phantastisch!"
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