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1484 - Der Tod eines Nakken

Titel: 1484 - Der Tod eines Nakken
Autoren: Unbekannt
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die andere Seite der Wand fanden, da gab es auch dort nichts, was die Erscheinung des Geistes hätte erklären können.
    Die Rückseite der Wand war genauso normal wie die Vorderseite. Mehr noch: Auf der anderen Seite gab es an jener Stelle, an der die drei die seltsame Türöffnung gesehen hatten, nicht einmal einen Raum, der groß genug gewesen wäre, um die seltsame Gestalt aufzunehmen, die sich ihnen gezeigt hatte. Dort befand sich nämlich lediglich eine winzige Kammer, in der noch die Überreste eines kleinen Reinigungsroboters herumlagen.
    Und ein Besen.
    Masquam, Dreight und Hermyth beschlossen, die Erscheinung in die Kategorie der Wunder einzuordnen.
    Nur war Lokvorth-Therm an und für sich nicht der richtige Ort für Wunder, und die Zahl derer, die auch nur ansatzweise bereit waren, sich mit solchen Dingen auseinanderzusetzen, hielt sich in engen Grenzen.
    Die meisten Lokvorther waren hinreichend mit sich selbst beschäftigt und kümmerten sich herzlich wenig um Dinge, die sie nichts angingen.
    Dies focht die drei Helden jedoch nicht an. Sie hatten eine gar wundersame Begegnung gehabt, und sie waren fest entschlossen, etwas daraus zu machen und jedermann daran teilhaben zu lassen - selbst wenn dies möglicherweise mit Arbeit und allerlei anderen unangenehmen Dingen verbunden sein spllte.
    So gesehen hatte sich tatsächlich ein Wunder ereignet, denn bis dahin hatte nichts und niemand diese drei zu einer Anstrengung bewegen können, die über das Heben einer gutgefüllten Flasche hinausgegangen wäre.
    Damit war es nun vorbei, und so begannen sie, über ihr Erlebnis zu reden und Ehrfurcht vor den Geistern zu predigen. Und damit die Lokvorther wenigstens annähernd begreifen lernten, wovon überhaupt die Rede war, beschlossen sie, ein Bild von ihrem Geist zu machen. Vor dem heiligen Besen allein hatten die Lokvorther nämlich reichlich wenig Respekt.
    Leider war keiner der drei mit künstlerischen Fähigkeiten gesegnet. Ihre Versuche, die Gestalt des Geistes in Stein und andere unvergängliche Materialien zu bannen, endeten so kläglich, daß diejenigen, die das große Werk besichtigten, sich angesichts der kümmerlichen Ergebnisse scheckig lachten. Auch der Versuch, den Lokvorthern durch leichte Schläge mit dem Stiel des heiligen Besens eine erhöhte plaubensbereitschaft einzubleuen, zeitigte nur mäßige Erfolge und war der heiligen Sache der drei eher abträglich.
    Dies erboste Masquam, Dreight und Hermyth so sehr, daß sie ihren Kult mit Hilfe öffentlich zur Schau gestellter Wutanfälle noch lächerlicher machten, als er ohnehin schon war.
    Schließlich begriffen sie, daß dies der falsche Weg war, und so setzten sie sich in ihr Heiligtum und überlegten.
    Und dabei fiel ihnen ein Name ein. Hephtem.
     
    *
     
    Hephtem lebte weit im Süden der Trümmerstadt und verbrachte seine Zeit damit, allerlei eigenartige Dinge herzustellen, wobei er vorzugsweise Hammer und Meißel benutzte.
    Vor Jahren hatte er einmal von sich reden gemacht, indem er damit begann, eines der schon längst geräumten Gebäude im Zentrum der Stadt in eine gigantische Skulptur umzuwandeln. Wochenlang hatte Hephtem an langen Stricken gehangen und an der Fassade des Hauses herumgehämmert. Dabei traf er irgendwann eine strategisch äußerst empfindliche Stelle, und die gesamte Fassade fiel herab. Der Rest des Gebäudes folgte diesem Beispiel und krachte in sich zusammen wie ein Kartenhaus.
    Die Lokvorther waren darüber hocherfreut, denn ihnen lag plötzlich ein ganzer Berg erstklassigen Baumaterials zu Füßen. Als sie Hephtem daraufhin jedoch zxim Meister der Stadterneuerung ernennen wollten und ihn bestürmten, er solle doch bitteschön noch weitere Gebäude auf so gekonnte Art und Weise zum Einsturz bringen, verzog sich der Künstler beleidigt in einen Schmollwinkel.
    Und dort saß er immer noch.
    Masquam, Dreight und Hermyth suchten Hephtem auf und schilderten ihm ihre Schwierigkeiten. Hephtem betrachtete sie der Reihe nach und sagte schließlich: „Gut, ich werde euch eine Statue von eurem Geist machen. Aber ihr müßt mich dafür bezahlen."
    Damit waren die drei einverstanden. „Ihr werdet Behälter für mich sammeln", verkündete Hephtem. „Sagen wir - ein halbes Jahr lang."
    „Was für Behälter?" fragten seine Auftraggeber verdutzt. „Alles, worin sich Flüssigkeiten aufbewahren lassen", erklärte Hephtem. „Flaschen, Fässer, Kanister, Tonnen und so weiter. Fangt an!"
    „Jetzt gleich?"
    „Ja."
    „Zuerst werden wir dir
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