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1482 - Clarissas Sündenfall

1482 - Clarissas Sündenfall

Titel: 1482 - Clarissas Sündenfall
Autoren: Jason Dark
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und den wenigen spartanisch harten Stühlen, die neben der Treppe standen.
    Das große Kreuz war ebenfalls nicht zu übersehen. Es bestand aus Holz. Es stammte aus Spanien, eine Mitschwester hatte es mal von einer Reise dorthin als Geschenk mitgebracht.
    »Kann ich direkt zu ihr?«
    »Ja, Clarissa.«
    »Dann wünsche ich dir noch einen schönen Abend und eine geruhsame Nacht, Ann.«
    »Danke, ich dir auch.«
    »Werde ich haben.«
    Clarissa machte sich auf den Weg. Die breite Steintreppe interessierte sie nicht. Sie führte hoch zu den Zimmern der Nonnen, die um diese Zeit leer waren, denn die meisten der Schwestern befanden sich in der Kirche.
    Die Nonne schritt durch einen Flur, der nur spärlich erhellt war.
    Die Haube, die wie eine Mütze aussah, bedeckte ihr braunes Haar.
    Nur das Gesicht schaute hervor.
    An einer breiten Tür blieb sie stehen. Dahinter lag das Büro der Oberin, die auf Clarissa wartete. Sie wusste, was sich gehörte, klopfte an und wartete zunächst die Antwort ab. Dann erst zog sie die Tür auf und betrat das Büro.
    Wer es zum ersten Mal sah, der zeigte sich stets überrascht, denn der Raum hatte nicht viel Frommes an sich. Abgesehen vom Kreuz an der Wand war er sogar recht kahl, und an der gegenüberliegenden Seite, wo sich die Fenster befanden, stand der wuchtige Schreibtisch, hinter dem die Oberin Platz genommen hatte. In diesem Fall war die Platte ziemlich leer, denn der Computer war vor einem Tag abgeholt worden. Er musste repariert werden.
    Auf einem Beistelltisch stand ein Fernseher mit Flachbildschirm.
    Jemand, der dem Kloster sehr zugetan war, hatte ihn gespendet.
    Die Oberin lächelte Clarissa entgegen. »Da bist du ja.«
    »Hier ist meine Heimat. Wo sollte ich sonst hin?«
    »Das stimmt auch wieder. Nimm Platz.«
    »Danke.«
    Vor dem Schreibtisch stand ein alter Stuhl mit hoher Lehne. Die Sitzfläche bestand aus Leder. Die Lehne des Stuhls war ebenfalls durch recht weiches Leder gepolstert.
    »Möchtest du etwas trinken, Clarissa?«
    »Einen Schluck Wasser, bitte.«
    »Gern.« Aus einer Karaffe schenkte die Oberin Clarissa das Wasser ein.
    Sie sagte dabei nichts, aber sie schaute ihre Mitschwester schon prüfend an.
    Erst als Clarissa das Glas fast geleert hatte, stellte die Oberin eine Frage.
    »Hattest du eine gute Zeit heute?«
    »Ja, die habe ich gehabt.«
    »Das freut mich für dich.«
    »Ich konnte ein Leben retten.«
    Die Oberin schwieg. Sie war eine Frau um die sechzig. Ihre Haut zeigte nur wenige Falten, sodass das Gesicht einen sehr frischen Eindruck machte. Sie hatte einen kleinen Mund und sehr flinke Augen, mit denen sie Clarissa anschaute.
    »Fühlst du dich jetzt besser?«
    »Ich denke schon.«
    »War es schwer?«
    Clarissa hob die Schultern. »Nein, das war es nicht, aber ich bin wieder einen großen Schritt weitergekommen.«
    »Hat man dich gesehen?«
    »Es ließ sich nicht vermeiden.«
    Die Oberin hob ihre Augenbrauen an. »Und? Was meinst du? Wie siehst du die Sachlage?«
    »Die Polizei wird eingeschaltet werden, aber das werden wir wie immer überstehen.«
    »Bestimmt.« Die Oberin lächelte. »Man wird annehmen, dass jemand in das Kostüm einer Nonne geschlüpft ist. Man wird weiterhin nach einem Serientäter in diesem Outfit Ausschau halten. Die Wahrheit ist eben schwer zu begreifen.«
    Clarissa nickte und sagte: »Es ist eine gute Tat gewesen. Ich spüre das. Ich fühle mich gut, und ich bin auf dem richtigen Weg, um meine Sünden vergessen zu machen.«
    »Ja, das denke ich auch. Ich glaube schon, dass wir eine richtige Lösung gefunden haben.«
    »Ja, Oberin. Anders geht es auch nicht.« Clarissa hob ihr Glas an und trank es leer.
    Deshalb wartete die Oberin mit ihrer nächsten Bemerkung.
    »Möchtest du noch mit uns gemeinsam speisen?«
    »Ich denke nicht. Ich habe keinen Hunger. Ich werde auf mein Zimmer gehen und abwarten.«
    »Willst du schlafen?«
    Clarissa senkte den Blick. »Wenn ich kann und wenn man mich lässt, dann schon.«
    »Das liegt einzig und allein an dir, meine Liebe. Was immer auch geschehen mag, ich weiß, dass wir auf dem richtigen Weg sind und diesen auch nicht verlassen werden.«
    »Wie du meinst.« Clarissa lächelte plötzlich. »Ich bin froh, in dir eine Unterstützung gefunden zu haben.«
    »Es gab keine bessere Möglichkeit. Du hast es nur gut gemeint, Clarissa. Ich bin noch immer davon überzeugt, dass du den Menschen einen großen Gefallen getan hast.«
    Die Nonne nickte. »Ja, aber…«
    »Kein Aber. Jetzt liegt es an dir, die
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