Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1474 - Der Schnitter

1474 - Der Schnitter

Titel: 1474 - Der Schnitter
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hatte passieren können, aber plötzlich sprach man über den Schnitter, der seine Opfer in der Mitte durchschnitt und so gut wie nicht zu fassen war. Alle Untersuchungen hatten ergeben, dass er mit einer Sense mordete, und deshalb wohl der Name.
    Das Büro erschien Voltaire noch mieser als sonst. Draußen waberte die Hitze, die sich mittlerweile in die Häuser hineinfraß, und davon wurde auch Voltaires Büro nicht verschont. Eine Klimaanlage gab es nicht, und der Ventilator hatte seinen Geist aufgegeben.
    Voltaire schwitzte nicht nur wegen des Kaffees, als er seine Mannschaft zusammentrommelte. Keiner der Männer war begeistert, denn sie alle wussten, dass ihnen kein angenehmer Anblick bevorstand.
    Der Gare de Bercy lag nicht weit von der Seine entfernt. Einige Straßen und ein Park trennten ihn vom Fluss. Es war kein Bahnhof, den internationale Züge anfuhren. Er diente mehr dem Regional-und dem Güterverkehr.
    Jean Voltaire sprach während er Fahrt kein Wort. Erst als sie den Tatort erreichten, ließ er sich zu einem Kommentar hinreißen.
    Es waren mehrere Flüche. Der Mann, der schräg in der Mitte durchgeschnitten war, hing an einem stillgelegten Signalmast. Die untere Hälfte des Körpers lag fast unter ihm und war bereits abgedeckt worden. Unzählige Fliegen umsummten den Toten, dessen Fleisch in der Hitze bereits anfing zu riechen.
    Voltaire schaute sich das Gesicht an. Die Haut zeigte eine leicht grünliche Farbe. Sie war immer wieder das Anflugziel der dicken Schmeißfliegen, die auch in den offen Mund krochen.
    Der Oberkörper war nicht nackt. Er wurde noch von einem weißen Hemd bedeckt, das nur wenige rote Spritzer abbekommen hatte.
    »Weiß man schon, wer es ist?« wollte Voltaire wissen.
    »Ja, der Südländer.«
    »Damit kann ich nichts anfangen.«
    »Es ist ein Algerien-Franzose aus Marseilles. So etwas wie ein Bote in Sachen Drogen. Ich nehme an, dass er das Terrain hier in Paris sondieren sollte. Ihn werden die Bosse aus dem Süden geschickt haben. Vielleicht wollen sie hier Fuß fassen.«
    »Die sind doch längst hier.«
    »Aber sie könnten ihren Einfluss vergrößern.«
    »Sie kennen sich aus, Delmont.«
    Der Kollege lachte. »Die Polizei ist mein Hobby, und Verbrechen sind es auch.«
    »Ja, das merkt man.«
    »Aber wie der Schnitter aussieht, weiß ich auch nicht.«
    »Wer weiß das schon.«
    »Vielleicht ist es der Tod. Dieser Knochenmann mit der Sense, den man ab und zu auf Bildern sieht.«
    »Klar, daran habe ich noch nicht gedacht.« Voltaire schüttelte den Kopf. »Nein, nein, das sind alles nur Spukgeschichten, mit denen man den Leuten Angst einjagen will. Wir haben es hier wirklich mit einem Perversen zu tun.«
    »Sie sagen es.«
    Voltaire tat es nicht gern, aber er musste seiner Pflicht nachkommen, deshalb schaute er sich auch die zweite Hälfte des Körpers an.
    Zwei bis drei Sekunden reichten, dann ließ er die Abdeckung wieder fallen, ging zur Seite und zündete sich eine Filterlose an, obwohl er sich vorgenommen hatte, das Rauchen aufzugeben.
    Die Männer von der Spurensicherung banden sich ihren Mundschutz um, um dem Geruch zumindest etwas zu entgehen. Voltaire ging seinem Job nach. Er sprach ein Protokoll in ein schmales Aufnahmegerät und suchte dann den Menschen auf, der den Toten entdeckt hatte.
    Er fand ihn in einer kleinen Backsteinbude, die als Pausenraum für die Arbeiter diente. Der Mann stand unter Schock. Ein Arzt war bei ihm, der Voltaire erklärte, dass er seine Fragen zunächst für sich behalten konnte. »Hatte ich mir fast gedacht.«
    »Das war zu viel für den Mann. Ich habe ihm eine Spritze verpasst und hoffe, dass er sich bald erholt. Es war der Fünfte, nicht?«
    »Ja. Und niemand hat den Mörder gesehen. Heute ist das Opfer einer aus der Drogenszene. Soll aus dem Süden kommen.«
    »Das klingt nach Auftragsmord.«
    »Ist es auch, wenn Sie mich fragen.«
    »Da haben Sie ja was zu tun.« Voltaire winkte ab. »Es wird keiner sein Maul aufreißen. Die Bosse hier haben gezeigt, was sie mit der Konkurrenz anstellen, aber wie man an den Schnitter herankommt, das würde mich interessieren. Ich glaube nicht, dass der Typ eine Handynummer hat, über die er zu erreichen ist. Nein, das geht über ganz andere Wege. Und es gibt auch keine Gemeinsamkeiten zwischen den Toten. Mal war es ein Farbiger, mal ein Weißer, aber keiner, der irgendwie aus der Reihe gefallen wäre. Die Toten haben vorher alle recht unauffällig gelebt, und plötzlich wurden sie zerteilt. Das begreife
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher