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1471 - Museum der Archäonten

Titel: 1471 - Museum der Archäonten
Autoren: Unbekannt
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ist."
    Ein paar Sekunden lang herrschte betroffenes Schweigen. Dann sagte Valinet: „Vielleicht können wir sie umstimmen."
    Donovan verzog in einer Mischung aus Ironie und Schmerz das Gesicht. „Wir? Gewiß nicht... Die anderen haberi inzwischen gemerkt, daß wir uns isolieren. Sie glauben, daß wir auf dem Weg zur Vervollkommnung nur ein Unruheherd sind. Sie denken, wir halten uns für etwas Besonderes. Für eine geistige Elite."
    „Ist das wahr?" fragte Ginnimar betroffen. „Dann verstehe ich dich, und ich fühle ähnlich. Aber was ... was können wir tun?"
    Donovan stellte sich ans Fenster und sah hinaus auf die Alleen und die Kristalltürme, in denen sich funkelnd das Licht des Kosmos brach. Weit entfernt lag als dunkler Kreis der Zirkel des gesunkenen Mondes. Der alte Eskuquel sah aus, als wolle er von allem Abschied nehmen. „Es gibt nichts mehr zu tun für uns, nichts ... Meine Freunde, unser Weg ist vorgezeichnet. Es ist Zeit zum Sterben."
    Valinet hatte überraschend wenig Mühe, sich an den Gedanken zu gewöhnen. Mehr noch; ihm wurde völlig klar, daß es keinen anderen Weg gab. Die anderen dachten ebenso. Fünfzig Jahre blieben ihnen noch übrig.
    Als nur noch zehn Jahre geblieben waren, faßte ausgerechnet Ginnimar einen Plan. „Valinet, ich möchte mit dir reden."
    „Wir könnten zum Zirkel gehen."
    „Das ist mir recht." Sie sah ernst und aufgeregt zugleich aus; so, als habe sie vor ihrem Tod noch eine wichtige Sache zu erledigen.
    Valinet fragte sich vergeblich, was es war. Sie langten an dem Platz im Mittelpunkt der Asteroidenstadt an und setzten sich. Einer der steinernen Obelisken stützte ihre Rücken. Er hatte das Gefühl, ihr so nah zu sein wie niemals zuvor. „Valinet", begann sie zögernd, „es geht um unseren Tod. Wir werden sterben, und das ist gut so. Du, Sailor und Donovan, ihr habt gesagt, es gibt nichts mehr, was noch zu tun bleibt..."
    „Und das ist die Wahrheit", antwortete er sanft. Er sah ihr in die Augen und erfaßte instinktiv, was Ginnimar bewegte. So waren die kommenden Worte keine Überraschung mehr. „Das stimmt für euch", sagte sie. „Aber es stimmt nicht für mich. Ich bin eine Frau - und ich bin noch gebärfähig. Das ist es, was ich noch erleben möchte. Ich möchte ein lebendiges Kind zur Welt bringen."
    „Ich verstehe dich, Ginnimar. Zehn Jahre noch. Glaubst du, daß die Frist feicht?"
    „Ich bin sicher."
    Eine Weile schw'iegen sie. „Wer soll der Vater sein?" fragte Valinet dann mit einem Anflug von Bitterkeit. „Sailor?"
    Ginnimar nahm seine Hand und lehnte sich an ihn. „Nein, Valinet. Ich habe keine Zeit mehr für Lügen.
    Diesmal will ich das Kind mit dir zeugen."
    Noch in derselben Nacht zpgen sie sich in einen der Türme zurück. Als der Morgen heranbrach, sah Valinet die Welt mit anderen Augen. Mit einem Mal war er unendlich traurig -daß ihm nur noch zehn Jahre blieben, diese wunderbare Welt zu genießen.
    Valinet baute mitten im Zirkel des gesunkenen Mondes eine Hütewiege. Von hier aus wollten sie den Sturz in Amagorta erleben, und hier sollte ihr Kind zur Welt kommen. Sie hatten beschlossen, daß dieses Kind kein gewöhnliches Kind sein solle. Als Vermächtnis wollten sie ihm all ihr Wissen und all ihre Erfahrungen mitgeben. In diesem Kind lebte das Potential der vier Unsterblichen weiter... So erhielt ihr Tod den Sinn, der ihm Würde gab.
    Zehn Jahre vergingen.
    In Ginnimars Leib wuchs das Kind heran; körperlich würde es sein wie die Amarenä der Gegenwart, es würde ein Leben als Gleicher unter Gleichen führen.
    Bald stand fest, daß es sich um eine Tochter handelte. Die Medorobots stellten keinerlei Geburtsfehler fest. Nur ein paar der genetischen Anlagen mußten im nachhinein korrigiert werden. Eine Tochter... Im Augenblick ihres Todes würden die vier ihr einen Namen geben.
    Valinet nutzte die letzten Wochen, ihre Geschichte niederzulegen. Er legte einen Datenspeicher an, der die Geschichte der Amarena enthielt, von den Vipertern und Eskuquel bis zur Ankunft bei Amagorta.
    Die vier Tage der Vergangenheit, das war der Name, den er seiner persönlichen Historie gab. Spätere Generationen sollten erfahren, was es bedeutet hatte, eine Ewigkeit lang zu leben. Und sie sollten erfahren, wie wenig eine Ewigkeit im Angesicht des Todes war.
     
    *
     
    „Seid ihr bereit?"
    Die riesenhafte, schwarze Scheibe Amagortas erfüllte das Blickfeld der vier. Im Mittelpunkt des Zirkels stand die vollrobotische Hütewiege, und Ginnimar lag ruhig in ihrem
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