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1463 - Geburt eines Cantaro

Titel: 1463 - Geburt eines Cantaro
Autoren: Unbekannt
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tun haben würde, gehörte es zur Ausbildung der Generalfähnriche, auch über diesen Wissenszweig Bescheid zu wissen.
    Es mochte an dem besonderen Verhältnis liegen, das Shoudar zu Tooreca hatte, daß ihn das Thema des Gen-Mülls so sehr faszinierte und er ständig unter seinen Mitzöglingen Ausschau nach Indizien hielt, die sie als Mutationen entlarvten. Er hatte eine Fülle solcher Hinweise an Tooreca weitergegeben, doch hatte dieser die vermeintlichen Indizien als individuelle Merkmale abgetan.
    Shoudar war zwar weiterhin auf der Suche nach Anhaltspunkten, die Mitzöglinge als Mutationen entlarven konnten, aber er war mit seiner Berichterstattung weniger voreilig. Wenn er das nächstemal Meldung erstattete, dann nur, wenn seine Beweise stichhaltig waren.
    Das würde ihm einen Bonus in der Beurteilung einbringen und seine Karriere günstig beeinflussen.
    Nach dem Anschauungsunterricht bekamen die Zöglinge eine Lektion unter dem Hypnoschuler, geballtes Basiswissen; das sonst nur in monatelangem Studium zu erarbeiten gewesen wäre.
    Shoudars und Yttalars Ausbildung war bald abgeschlossen; das meiste von dem, was sie lernten, war nur noch eine Wiederholung bekannter Tatsachen. Aber sie wußten beide auch, daß die letzte Phase ihrer Ausbildung weniger der Vermehrung oder Festigung ihres Wissens galt, sondern daß es sich in erster Linie um Tests handelte, um sie noch einmal bis ins kleinste Modul zu prüfen, bevor sie ihrer Bestimmung übergeben wurden.
    Denn wurden sie erst einmal als Generale auf die Galaxis losgelassen, mußten sie ohne jeglichen Makel sein.
    Das robotische Testsystem für Generalfähnriche galt als das ausgeklügeltste überhaupt. Aber vermutlich sah man es nicht als hundertprozentig sicher an, denn warum sonst hielt man die Generalfähnriche dazu an, ein waches Auge auf ihre Mitzöglinge zu haben? Shoudar zumindest war von den Schulungsleitern immer wieder dazu aufgefordert worden.
    Er gab sich jedoch keiner Illusion hin und wußte, daß Yttalar ihn ebenso wachsam belauerte, wie er Yttalar.
    Und Shoudar erinnerte sich mit Unbehagen daran, daß er an seinem 500. Geburtstag wegen einer geringfügigen Verfehlung von einem Generalfähnrich, der in wenigen Tagen von Sampson abgehen sollte, denunziert worden war. Das hatte eine Reihe peinlicher Überprüfungen nach sich gezogen, die Shoudar nie vergessen würde. Er hatte diese Tests als notwendiges Übel akzeptiert und konnte danach aufatmen, als sich die Anschuldigungen als grundlos herausgestellt hatten.
    Shoudar war sich seiner Untadeligkeit bewußt. Er war von sich überzeugt und sicher, ein besserer General zu werden als etwa Yttalar. Und irgendwo in ihm saß die Tatsache wie ein Stachel, daß man ihn einer strengen Überprüfung unterzogen hatte und den weit weniger fähigen Yttalar nicht.
    Es war nur wenige Tage nachdem sie die Botschaft des Friedenssprechers zum erstenmal vorgespielt bekommen hatten, daß Shoudar mitten in der Nacht von Yttalar aus dem Schlaf geweckt wurde. Sein Altersgenosse stand plötzlich vor der Tür und fragte: „Darf ich hinein?"
    Es war schon überaus seltsam, daß ein Zögling einen anderen in seiner Unterkunft aufsuchte. „Wenn dir damit geholfen ist", sagte Shoudar ablehnend.
    Aber Yttalar ließ sich dadurch nicht abweisen. Er trat ein und schloß hinter sich sorgsam die Tür. Sein ganzes Gehabe hatte etwas Verschwörerisches an sich. „Ich finde keine Nacht mehr Schlaf", sagte Yttalar. „Gegen Schlafstörungen gibt es eine bessere Medizin, als eines anderen Generalfähnrichs Nachtruhe zu stören", erwiderte Shoudar. „Du hättest wenigstens bis morgen warten können. Was sollen sich die anderen denken, wenn sie von deinem Besuch erfahren?"
    „Das sollten sie besser nicht", sagte Yttalar. „Und schon gar nicht einer der Schulungsleiter. Diese Angelegenheit sollte unter uns bleiben. Auch wenn ich mich irre."
    Die Situation behagte Shoudar immer weniger. „Was ist das für eine Angelegenheit^" fragte er.
    Yttalar wirkte nervös. Er schwieg eine Weile, bewegte sich unruhig am Platz. „Es geht um den Friedenssprecher", sagte er endlich. „Ich hatte von Anfang an das Gefühl, daß dich der Inhalt der Botschaft angesprochen hat."
    „Abgestoßen ist wohl das richtige Wort", berichtigte Shoudar. „Wie auch immer, ich hatte jedenfalls den Eindruck, daß dieser Appell nicht wirkungslos an dir abgeprallt ist. Aus diesem Grund habe ich mich so intensiv damit beschäftigt, daß ich keinen Schlaf mehr fand. Die
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