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1462 - Angriff der Knöchernen

1462 - Angriff der Knöchernen

Titel: 1462 - Angriff der Knöchernen
Autoren: Jason Dark
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überrascht, weil sie kein Knochengesicht sah.
    Aber auch kein normales.
    Das schwache Licht reichte aus, um den Sitzenden zu zeigen, was sich ihnen da bot.
    Kein blanker Schädel. Dafür ein aufgeschwemmtes Etwas an Haut und Fleisch.
    Eine Fratze, in die man hätte hineinschlagen können wie in einen Pudding. So dick und aufgedunsen.
    Die Farbe der Haut war nicht zu erkennen. Bill konnte sich vorstellen, dass sie einen grünlichen Ton zeigte, ähnlich wie bei einer Leiche, die zu lange über der Erde gelegen hatte.
    Erskine zitterte. Er musste den Unheimlichen aus dem Jenseits wie eine Drohung empfinden. So etwas hatte Bill Conolly noch nie zuvor erlebt. Es trennte sie zwar der runde Tisch mit der schwarzen Platte, aber er spürte die Signale, die zu ihm herüber geweht wurden. Erskine litt unter einer wahnsinnigen Angst. Er hatte sogar Mühe, normal Luft zu holen. Er schnappte danach wie ein Fisch auf dem Trockenen, und sein Gesicht war so sehr von Schweiß bedeckt, dass es aussah, als wollte es sich auflösen.
    »Er hat sich für ihn entschieden«, flüsterte Mona.
    »Woher weißt du das?«
    »Ich kenne die Regeln.«
    »Und dann?«
    Sie hob die Schultern. »Wir können nur hoffen, dass es gut abläuft. Es ist nicht so wie sonst. Er will wohl nicht, dass wir Kontakt mit den Toten aufnehmen…«
    »Woher weißt du das?«
    »Er hätte uns gefragt.«
    »Ach, er?«
    »Ja, verdammt. Er hätte uns auch angehalten, die Fragen zu stellen, die wir uns ausgesucht haben. Er ist nicht mehr das Medium, das ich mir erhofft habe.«
    Bill schwieg. Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Er war neu hier. Mona hatte die bessere Übersicht, und so konzentrierte er sich wieder auf sein Gegenüber.
    Erskine litt weiter. Er stöhnte sogar vor sich hin. Seine Lippen bewegten sich, ohne dass er etwas sagte. Mit den flachen Händen fuhr er über die dunkle Tischplatte hinweg. So sah er nicht, was hinter ihm geschah. Dort bewegte sich der Unheimliche.
    Er trug noch seinen Umhang, der unterhalb des Kinns zusammengehalten wurde.
    Jetzt hob er seine Hände an.
    Er fasste die Hälften an und zog sie auseinander.
    Drei Augenpaare starrten auf seinen Körper.
    Es war ein Gerippe!
    ***
    Endlich sahen sie die wahre Gestalt, und Bill Conolly überlegte, ob sie sich darüber freuen sollten oder nicht. Die Antwort konnte er sich selbst nicht geben, und seine Nachbarin wollte er auch nicht fragen.
    Er hörte Mona stöhnen, während Sir Walter nur die Luft scharf einatmete. Sie schauten zu, was die Gestalt aus dem Jenseits weiterhin vorhatte. Zunächst blieben die beiden Umhanghälften offen, damit jeder lange genug auf die Skelettgestalt schauen konnte und sich den Anblick der bleichen Knochen einprägte.
    Es gab den Körper. Es gab die Beine, die Füße, die aus Knochen bestanden, und es gab auch die Hände, die von einer dünnen Haut überzogen waren.
    Nach einer gewissen Zeit fiel die Kutte wieder zusammen, und das Skelett war nicht mehr zu erkennen.
    Bill schüttelte den Kopf, während seine Nachbarin flüsterte: »Das ist erst der Anfang gewesen.«
    »Und weiter?«
    »Ich glaube nicht, dass es Erskine gut gehen wird. Er ist anders als wir. Er will zu sehr Kapital aus gewissen Dingen schlagen. Das mag unser Freund wohl nicht.«
    Bill dachte über die Antwort nach. Wenn der Unheimliche jemanden nicht mochte, konnte das nichts Gutes bedeuten.
    Erskine hatte sich umgedreht.
    »Geh weg!« flüsterte er. »Verdammt noch mal, hau endlich ab! Ich will nichts mehr von dir!«
    Niemand durfte einer mächtigen Gestalt wie dieser einen Befehl geben.
    Sie verschwand nicht.
    Erskine traute sich nicht, aufzustehen. Er schaute über den Tisch hinweg. Nicht nur seine Worte flehten, es waren ebenfalls die Blicke, die er Mona, Bill und Sir Walter entgegenschickte.
    »Holt mich hier weg, verdammt! Bitte, ich kann nicht mehr. Er – er akzeptiert mich nicht. Er will mich nicht. Ich habe keine Chance. Ich darf nicht mit den Toten sprechen. Ich soll selbst hinge…«
    Die weiteren Worte blieben ihm im Hals stecken, weil die Gestalt hinter ihm eingriff. Alles lief ungeheuer schnell ab. Zwei Hände umklammerten die Wangen. Es war zu sehen, wie sich die Finger krümmten, und Bill glaubte schon, das Knacken von Knochen zu hören.
    Erskines Gesicht wurde zusammengedrückt. Er versuchte durch Kopfschütteln der Klammer zu entgehen, was er jedoch nicht schaffte. Dabei sah er aus wie eine tragische und gar nicht sehr lustige Gestalt aus einem Comic. Die Augen saßen
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