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1459 - Der Dieb von Sira-VII

Titel: 1459 - Der Dieb von Sira-VII
Autoren: Unbekannt
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retten.
    Um weiteres Unheil zu verhindern.
    Um sich zu verteidigen.
    Um Ge-Liang-P'uo vor dem Tod zu bewahren, was ihr noch nicht einmal gelungen war.
    Viele gute Gründe, aber keiner davon konnte für sie selbst als Entschuldigung ausreichen.
    Sie wünschte sich, man hätte ihr nicht gesagt, wen sie da drüben in SIRA-VII vor sich gehabt hatte. Dann wäre sie imstande gewesen, sich einzureden, daß sie richtig gehandelt hatte, ohne Fehl und Tadel, instinktiv und spontan, im Einklang mit ihren Gefühlen und Idealen.
    Notwehr war ein akzeptables Motiv, und es war nichts Bedenkliches daran, einen Freund vor dem Tod zu retten. Man konnte damit leben, und man konnte damit jedes Schuldgefühl bekämpfen.
    Aber seit sie es wußte, war es mit dieser Art der Unschuld vorbei, und der Haß vergiftete ihr Denken.
    Oh, ich wünsche, daß ich ihn RICHTIG erwischt habe. Daß er es zu spüren bekommt. Daß er durch das, was ich getan habe, jämmerlich zugrunde geht. Daß er stirbt, wie Geoffry gestorben ist. Daß er hundertfach, tausendfach für jede Sekunde des Leidens und Sterbens büßt, die er Geoffry angetan hat.
    Sie glaubte nicht daran, daß dieser Wunsch in Erfüllung gehen würde. Aber das änderte nichts daran, daß sie diese Wünsche hatte. Sie kämpfte gegen die Versuchung an, sich zu diesen Wünschen zu bekennen und sich ihnen hinzugeben, aber sie war bisher nicht sehr erfolgreich dabei.
    Er soll bezahlen! Für Geoffry, für Ge-Liang-P'uo, für alle jene, von denen ich noch gar nichts weiß!
    Sie blieb stehen, als sei sie gegen eine Mauer geprallt.
    Oh, mein Gott, dachte sie. Bitte nicht auch noch Dao-Lin-H'ay! Nicht jetzt!
    Aber es sah nicht danach aus, als wäre Dao-Lin-H'ay bereit, Irmina Kotschistowas verzweifelten Stoßseufzer auch nur zur Kenntnis zu nehmen.
    Dao-Lin-H'ay hatte längst keine Mühe mehr, sich in einem Schiff wie der PERSEUS zurechtzufinden. Das bedeutete jedoch nicht automatisch, daß sie sich hier auch heimisch fühlte. Und so hatte sie vor einigen Stunden die Perle Moto im Stich gelassen, um Ge-Liang-P'uo aufzusuchen.
    Sie hatte keinen besonderen Grund dafür gehabt, wenn man einmal davon absah, daß sie deprimiert war und ein wenig Ablenkung und Aufmunterung brauchen konnte.
    Amimotuo widerstand beharrlich allen Versuchen, ihr weitere Informationen abzuringen. Keine der unzähligen Dateien zeigte auch nur die geringste Neigung, sich öffnen zu lassen, und auch Ellerts Bericht bot keine weiteren Einstiegsmöglichkeiten.
    Ge-Liang-P'uo war nicht in ihrer Kabine, was aber für Dao-Lin-H'ay keine besondere Überraschung darstellte. Natürlich hätte sie sich vorher erkundigen können, wo Ge-Liang-P'uo steckte, aber sie hatte es nicht getan. Vielleicht - sie war sich dessen selbst nicht sicher - suchte sie gar nicht so sehr das Gespräch mit einer Artgenossin und alten Freundin, als vielmehr etwas Bewegung und Auslauf Abwechslung eben.
    Wenn Ge-Liang-P'uo nicht in ihrer Kabine war, dann hielt sie sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in der Medizinischen Abteilung auf.
    Dao-Lin-H'ay wußte nicht genau, wo sie diese Abteilung finden konnte, aber sie verzichtete darauf, nach dem Weg zu fragen. Sie kannte sich in den Schiffen der Galaktiker soweit aus, daß sie wenigstens ungefähr wußte, wohin sie sich zu wenden hatte. Der Rest war eine Mischung aus Instinkt, Scharfsinn und jenem speziellen Orientierungssinn, der fast allen Kartanin zu eigen war. Und abgesehen davon war es keine üble Methode, sich Bewegung zu verschaffen.
    Dao-Lin-H'ay hielt nicht viel von den in Raumschiffen üblichen Methoden der Körperertüchtigung. Sie fand es idiotisch, auf einem Laufband auf der Stelle zu treten und auf diese Weise die Muskulatur zu trainieren, während der Verstand im Leerlauf dahintrudelte.
    Dies hier war besser: eine praktische Übung, die Körper und Geist beanspruchte. Und so machte sie daraus ein Wettrennen gegen sich selbst und ganz nebenbei einen anonymen kleinen Wettkampf gegen die überall an Bord eines Raumschiffs vorhandenen Überwachungssysteme. Und um die Übung noch ein wenig interessanter zu gestalten, schirmte sie auch noch ihre Gedanken ab.
    Sie konnte nicht ahnen, was sie damit anrichtete.
    Als sie ihr Ziel erreichte, fand sie ein paar Psychologen und Mediziner in heller Aufregung vor. „Wo warst du?" fragte man sie empört. „Wir haben dich gesucht!"
    Sie blickte die Galaktiker - darunter ein Blue, dem der blaue Pelz zu Berge stand - mit mildem Erstaunen an und fragte
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