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1459 - Der Dieb von Sira-VII

Titel: 1459 - Der Dieb von Sira-VII
Autoren: Unbekannt
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schließlich. „Wir werden warten."
    Die Galaktiker wandten sich zum Gehen. Es war keiner unter ihnen, der den unausgesprochenen Wink der Anoree nicht genau verstanden hätte.
    Am Ausgang drehte Tifflor sich plötzlich um. „Könnt ihr uns nach draußen bringen?" fragte er. „Über den Ereignishorizont, so daß wir die SIRA-Stationen untersuchen können?"
    Die Anoree berieten sich leise miteinander. Die Galaktiker warteten. „Ja", sagte Degruum endlich. „Das ist jederzeit möglich."
    Dao-Lin-H'ay atmete insgeheim auf, denn genau das war der wunde Punkt, der ihr und ihren Kartanin bei diesem Unternehmen zu schaffen gemacht hatte: Sie waren den Berechnungen eines Unbekannten gefolgt und hatten es tatsächlich fertiggebracht, in diesen seltsamen, lichterfüllten Mikrokosmos jenseits des Ereignishorizonts vorzudringen, aber sie hatten bisher nicht gewußt, wie sie wieder zurückkehren sollten.
    Offensichtlich war dieses Problem im Begriff, sich in Nichts aufzulösen, und das war eine äußerst angenehme Aussicht.
    Der Wechsel vollzog sich völlig undramatisch und sehr schnell. Dao-Lin-H'ay erlebte ihn an Bord der MARADHAO, denn sie wollte ihre Leute in diesem kritischen Augenblick nicht gerne sich selbst überlassen.
    Sie atmete erleichtert auf, als sich auf den Bildschirmen endlich wieder der vertraute Anblick des Leerraums mit den fernen Lichtflecken fremder Galaxien zeigte. Die Helligkeit unter dem Ereignishorizont war ja ganz gut und schön, aber die Schwärze des Weltraums außerhalb des Schwarzen Loches war ihr bedeutend lieber.
    Ebenso undramatisch erschienen die PERSEUS und die CASSIO-PEIA. Die BARBAROSSA blieb bei der Station zurück, offiziell zur Unterstützung der Anoree, aber Dao-Lin-H'ay glaubte nicht recht daran, daß die drei Fremden diese Art von Hilfe brauchten oder wünschten. Sie nahm an, daß auch Tifflor es so sah und daß die BARBAROSSA im Innern des Black Holes eher eine dezente moralische Fessel darstellte: Die Anoree sollten sich der Nähe der Galaktiker bewußt bleiben und nicht etwa plötzlich auf die Idee kommen, sich still und leise aus dem Staub zu machen.
    Dao-Lin-H'ay sah sich in der Zentrale der MARA-DHAO um und stellte fest, daß ihre Leute sich nicht scheuten, ihre Freude und Erleichterung ungeniert zu zeigen - ein schlechtes Zeichen, denn Kartanin waren für so spontane Reaktionen im allgemeinen nicht bekannt. Sie feierten die Rückkehr in den „normalen" Weltraum fast wie einen Sieg, und das gab ihr zu denken, denn es bewies sehr deutlich, wie groß die Anspannung bisher gewesen war und wie sehr sie sich hatten zusammenreißen müssen, um dies zu verbergen.
    Sie war unter diesen Umständen nicht sonderlich überrascht, als Mai-Ti-Sh'ou sich plötzlich an sie wandte und um eine Unterredung unter vier Augen bat. Überrascht war sie nur darüber, wie schnell die Dinge sich zuspitzten.
    Dao-Lin-H'ay sah sich unwillkürlich nach Ge-Liang-P'uo um, aber die war in der PERSEUS geblieben - sie schien plötzlich ein intensives Interesse an galaktischen Mutanten im allgemeinen und an Irmina Kotschistowa im besonderen zu entwickeln.
    Dagegen war aus Dao-Lin-H'ays Sicht nichts einzuwenden, aber Ge-Liang-P'uo besaß die Fähigkeit, andere zu beeinflussen, und gerade mit Mai-Ti-Sh'ou hatte sie in dieser Hinsicht bereits einige Erfahrungen gesammelt. Dao-Lin-H'ays eigene Fähigkeiten waren nur ein Schatten dessen, was sie mit Hilfe des Parataus zuwege gebracht hatte, und das bißchen Telepathie war im Zusammenhang mit Mai-Ti-Sh'ou und der bestehenden Situation nicht sehr hilfreich.
    Mai-Ti-Sh'ou schloß sorgfältig die Tür hinter sich. „Dies wäre der richtige Augenblick für einen Abschied", sagte sie leise. „Deine Freunde werden Verständnis dafür haben, wenn wir ihnen jetzt Lebewohl sagen und in unsere Heimat zurückkehren."
    Keine besonders originelle Art, die Schlacht zu eröffnen, dachte Dao-Lin-H'ay, aber sie wußte, daß sie Mai-Ti-Sh'ou damit unrecht tat: Die junge Kartanin tat sich schwer mit diesem Gespräch, und sie hatte allen Mut zusammennehmen müssen, um die ehemalige Wissende um diese Unterredung zu bitten. „Du hast recht", erwiderte Dao-Lin-H'ay gedehnt. „Aber auf ein paar Tage mehr oder weniger kommt es jetzt wohl auch nicht mehr an."
    „Die Mannschaft denkt anders darüber", bemerkte Mai-Ti-Sh'ou tapfer. „Ich bin durchaus gewillt, dies zu berücksichtigen", entgegnete Dao-Lin-H'ay. „Aber ich habe trotzdem die Absicht, noch für einige Zeit an diesem Ort zu
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