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1444 - Legende und Wahrheit

Titel: 1444 - Legende und Wahrheit
Autoren: Unbekannt
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man in der 50 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxis NGC 7331 gelandet, die im Neyscam, der hier allgemeingebräuchlichen Verkehrssprache, Neyscuur hieß. Der Flug gab ein weiteres Rätsel auf. Die BARBAROSSA, CASSIOPEIA und PERSEUS hatten die riesige Strecke in kürzester Zeit bewältigt. Icho Tolot dagegen war damals, als er vor König Povarithrongs Flotte ins Schwarze Loch Mimoto floh, jahrhundertelang unterwegs gewesen, obwohl die Entfernung von M87 bis zur Milchstraße wesentlich geringer war: knapp 40 Millionen Lichtjahre.
    Woher kam der Unterschied? Welche Parameter waren es, die darüber entschieden, wieviel Zeit der Reisende auf einer Schwarzen Sternenstraße verbrachte?
    Selbstverständlich drängte es Julian Tifflor, zur Milchstraße zurückzukehren.
    Er hatte mehrmals in Erwägung gezogen, den Kugelsternhaufen wieder anzufliegen, in dem sich die Kolonialwelt der Aiscrou befand, und sich mitsamt seinen drei Raumschiffen aufs Geratewohl dem Schwarzen Loch Moischow anzuvertrauen.
    Wo man angekommen war, da würde man vielleicht auch wieder abfliegen können.
    Zumindest war die Sache einen Versuch wert. Inzwischen hatte er sich jedoch überzeugt, daß es hier eine Mission zu erfüllen gab. Wenn es ihm gelang, das Geheimnis der Schwarzen Sternenstraßen zu ergründen, dann kehrte er mit Informationen zurück, die für die Verwirklichung des Vorhabens der Freihändler von entscheidender Bedeutung waren. Jeder weitere Tag, den er in Neyscuur verbrachte, heizte seine Ungeduld an. Aber es blieb ihm keine Wahl: Er mußte hier ausharren, bis er alles in Erfahrung gebracht hatte, was es hier an Wissenswertem gab.
    Es gab noch einen anderen Grund, der ihn zum Bleiben veranlaßte. Beim ersten Gespräch mit Degruum war von den cantarui die Rede gewesen. Die Anoree bezeichneten sie als einen Zweig ihres Volkes, der auf der Suche nach technischer und genetischer Vervollkommnung die Heimatgalaxis Neyscuur vor etlichen Jahrhunderten verlassen hatte.
    Um aber Informationen über die Cantaro, die skrupellosen Herrscher der Milchstraße, zu gewinnen, wäre Julian Tifflor bereitwillig bis ans Ende des Universums gereist.
     
    *
     
    Die milchigweiße Helligkeit war überall. Sie erfüllte den Mikrokosmos unterhalb des Ereignishorizonts: Licht, das von den Urkräften des Schwarzen Loches eingefangen worden war und nicht mehr entweichen konnte. Aus dem hellen Dunst war nach kurzem Flug Cintexx-Station aufgetaucht. Sie bewegte sich auf einem stabilen Orbit, der - wie Degruum erklärte - drei Viertel des Weges von der Singularität in Richtung Horizont lag.
    Einer, der von außen die Bahndaten der Station hätte errechnen wollen, wäre zu dem Ergebnis gekommen, daß sie sich in einer Bahngeschwindigkeit bewegte, die sich von der des Lichtes nur um ein paar Prozent unterschied, und für eine Umkreisung der Singularität nur winzige Sekundenbruchteile brauchte. Von innen her betrachtet, gab sich die Sache jedoch ganz anders. Der Mikrokosmos hatte seine eigene Raumzeit, die sich von der des Standarduniversums erheblich unterschied.
    Cintexx-Station hatte die Form eines Balkens. Sie war vierhundert Meter lang und von quadratischem Querschnitt: die Kanten jeweils achtzig Meter. Julian Tifflor und Nia Selegris hielten sich in der Kommandozentrale der YALCANDU auf, während das Schiff sich behutsam auf die Station zuschob. Degruum saß an den Kontrollen, aber er hatte in Wirklichkeit nichts zu tun. Der Autopilot steuerte den Flug.
    Die Zentrale lag in der Bugspitze der YALCANDU und war mit einer Fülle technischen Geräts ausgestattet, das auf den Fachmann Tifflor beeindruckend, aber nicht überwältigend wirkte. Die Frage, die beim Anblick der Roboter in seinem Bewußtsein entstanden war, begann von neuem zu bohren. „Warum sind die Kontrollstationen so unterschiedlich geformt?" erkundigte er sich. „Bousholl-Station erschien uns wie ein Turm. Wir kennen andere Stationen, die wie antike Musikinstrumente aussehen.
    Gibt es irgendeinen Sinn, der sich hinter der Uneinheitlichkeit verbirgt?"
    „Einheitlichkeit ist der Feind des wachen Geistes", antwortete Degruum, nachdem der Translator Tifflors Frage übersetzt hatte. „Außerdem mußt du bedenken, daß auch die Funktionen der Kontrollstationen uneinheitlich sind."
    Er trug jetzt die einfache Allzweck-Kombination, in der man ihn auf Mareesh das erstemal gesehen hatte. Das kleine graue Mal über der wulstigen Oberlippe war ein empathisches Schwingungsbarometer, wie man inzwischen
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