Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1442 - Das Relikt

1442 - Das Relikt

Titel: 1442 - Das Relikt
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
leise Räuspern in unserer Nähe recht laut.
    Ich drehte mich nach rechts. Weg vom Licht und in einen gewissen Dämmer getaucht, saß ein Mann auf einem schmalen Stuhl, den er bis dicht an die Wand gerückt hatte. Da er dunkle Kleidung trug, war er uns nicht aufgefallen, und ich erinnerte mich daran, dass der Aufpasser von einem Priester gesprochen hatte, der sich das Kreuz genauer anschauen wollte.
    Der Mann sprach uns an. »Sie haben es auch gesehen?«
    Bill deutete auf mich, weil er selbst keine Antwort geben wollte.
    »Ja, es ist uns aufgefallen«, erwiderte ich.
    »Man muss schon Kenner sein.«
    »In der Tat. Sind Sie es?«
    »Ich glaube schon.« Er stand auf und trat aus dem Halbdunkel hervor in die etwas hellere Szene. Bekleidet war er mit einem dunklen Stoffmantel, der offen stand. Wir sahen eine schwarze Tuchhose und einen ebenfalls dunklen Pullover. Darunter trug er ein weißes Hemd, dessen spitzer Kragen aus dem Ausschnitt des Pullovers hervorschauten.
    Vom Alter her war er schlecht einzuschätzen. Auf dem Kopf wuchsen nur wenige Haare. Die fahlblonden Strähnen hatte er nach hinten gekämmt. Dass er eine Brille trug, war erst beim zweiten Hinsehen zu erkennen. So dünn war das Gestell.
    »Darf ich fragen, wer Sie sind?«
    Der Mann lächelte und hob die Schultern. »Sagen wir so, ich bin Europäer. Ich fühle mich diesem Kontinent verpflichtet. Mein Name ist übrigens Marcus Körner.«
    »Deutscher?«
    »Das waren meine Vorfahren. Ich stamme aus dem Elsass. Aber das ist nicht von Bedeutung, wenn es um die Sache geht.«
    »Damit meinen Sie das Kreuz?«
    »Ja. Ich bin hier, um es zu bewachen, wenn man es genau nimmt. Man vertraut mir. Aber ich möchte nicht als zu neugierig erscheinen. Darf ich trotzdem fragen, mit wem ich es zu tun habe?«
    Ich stellte zunächst meinen Freund Bill vor und danach mich selbst. Beide Namen hatte ich kaum ausgesprochen, als ein Lächeln über seine Lippen huschte.
    »John Sinclair also.«
    »Sie – ähm – kennen mich?«
    Körner winkte ab. »Kennen wäre zu viel gesagt. Ich weiß zumindest, wer Sie sind.« Er räusperte sich. »In gewissen Kreisen spricht sich ein Name wie der Ihre herum.«
    »Darf ich fragen, welche Kreise Sie damit meinen?«
    »Sie sind der Mann mit dem Kreuz, und Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Mächte der Finsternis zu bekämpfen. Das bleibt gewissen Kreisen nicht verborgen. Auch ich habe über Sie einiges erfahren, und ich kann Ihnen sagen, dass ich froh bin, Sie getroffen zu haben. Und ich will nicht von Zufall sprechen, sondern von Schicksal.«
    »Das akzeptiere ich, Mr Körner. Nur sagen Sie uns bitte, wie wir zusammenkommen. Der Wächter draußen vor der Tür hat von einem Priester gesprochen. Sind Sie das?«
    »Nein, nicht direkt. Sagen wir so, Mr Sinclair: Ich sehe mich als Historiker und Theologe an. Ich unterrichte an einigen Schulen und Hochschulen, wenn man mich ruft, und ich habe mich mit den Mysterien der Religionen beschäftigt. Sehr theoretisch natürlich. Ich bin nie an der Front gewesen, wenn Sie mir diesen kriegerischen Ausdruck verzeihen wollen.«
    »Aber Sie sind informiert.«
    »Das muss man sein. Ich habe meine Augen überall, und wenn mir etwas auffällt, dann werde ich es melden. So bin ich nicht nur ein Forscher, sondern auch ein Sammler.«
    »An wen gehen die Meldungen denn?«
    »Soll ich Father Ignatius von Ihnen grüßen, Mr Sinclair?«
    »Oh, an die Weiße Macht.« Ich lächelte. »Fast hätte ich es mir denken können. Dann hat der Geheimdienst des Vatikans Sie also abgestellt, um das Kreuz zu bewachen?«
    »So kann man es sagen. Ich habe auch die entsprechenden Vollmachten, um mich hier aufhalten zu können. Sie sehen, dass alles geregelt ist.«
    »Und Sie trauen dem Kreuz nicht«, sagte Bill.
    Marcus Körner überlegte. »Hm, so einfach ist das nicht, Mr Conolly. Ich traue ihm schon. Ich möchte nur nicht, dass es in falsche Hände gelangt, wenn Sie verstehen.«
    »Sie denken an Diebe?«
    »Auch. Allerdings ist das Kreuz nicht so leicht zu stehlen, und ein normaler Dieb wird mit ihm nicht viel anfangen können. Das muss schon eine besondere Truppe sein.«
    »Haben Sie da bestimmte Menschen im Auge?«
    »Bitte, Mr Conolly, ich möchte keinen verdächtigen. Aber das Kreuz hat schon seinen Wert. Ich meine nicht nur das Material. Dieses Relikt ist etwas Besonderes aus der Zeit der Kreuzzüge. Es könnte sein, dass es auch den Templern nicht unbekannt ist.«
    Ich horchte auf. »Moment mal, spielen die ebenfalls eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher