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144 - Condano, der Magier

144 - Condano, der Magier

Titel: 144 - Condano, der Magier
Autoren: Dämonenkiller
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verlassen worden. Die Stadt sank zwar nicht mehr so schnell weiter wie einst, aber immerhin konnte man noch den Absinkprozeß von Jahr zu Jahr verfolgen, und die meisten Venezianer sahen schon nicht mehr ein, warum sie ihre Häuser noch restaurieren sollten. In spätestens hundert Jahren war Venedig ohnehin unbewohnbar geworden.
    Das war noch bis vor einem oder zwei Jahren die allgemeine Meinung gewesen. Inzwischen wurde intensiv über ein Hilfsprogramm nachgedacht, das Venedig vor dem weiteren Absinken bewahren sollte. Das würde eines Tages natürlich alles wieder ändern.
    Aber für die Zardonis spielte es keine Rolle.
    Vittorio blieb allein im Palazzo zurück. Die beiden anderen stiegen in eines der beiden kleinen Motorboote und fuhren auf den Kanal hinaus. Am Tage waren sie nur zu viert in Venedig - jetzt, nach Giovannis Tod zu dritt. Die anderen drei kamen nachts vom Festland herüber. Sie hatten in Treviso und Padua zu tun; dort liefen auch einige interessante und lukrative Unternehmungen. Der Rest der Sippe befand sich in Florenz.
    „Es wird Schwierigkeiten geben", sagte Rico, während er das Motorboot lenkte. Er wußte die ungefähre Richtung, aus der der Gedankenschrei Giovannis gekommen war. Es war gar nicht so weit ab. „Schwierigkeiten? Mit der Zamis-Hexe?"
    „Denk doch mal weiter", sagte Rico. „In der kommenden Nacht muß die siebte Beschwörung stattfinden, das siebte Opfer. Und wir, die wir zu siebt sein müssen, sind jetzt nur noch zu sechst. Das geht schief."
    „Dann muß eben noch jemand aus Florenz herüberkommen", sagte Micaela gleichmütig.
    „Das stellst du dir ziemlich einfach vor. Es ist Abend. Die Zeit ist äußerst knapp. Es ist kaum noch zu schaffen"
    „Schon, wenn der Alte sofort telefoniert." „Trotzdem ist es ein ziemlicher Weg. Und der wird auch mit dem Flugzeug nicht sonderlich kürzer." „Soll nicht unsere Sorge sein. Da muß sich der Alte etwas einfallen lassen. Wir müssen die Hexe schnappen."
    „Und ein Opfer besorgen! Das sollte Giovanni machen."
    Darum machte sich wiederum der sonst so vorsichtige Rico die wenigsten Sorgen. Es kam jetzt, in der letzten Nacht, nicht mehr darauf an, keine Spuren zu hinterlassen. Nach dieser Nacht war ohnehin alles zu spät. Niemand würde das Geschehen mehr aufhalten können. Es war gleichgültig, ob das Opfer später identifiziert werden konnte oder nicht.
    Rico bog in den Rio Fortego dei Turchi ein, sah weit vor sich den Vorplatz einer Kirche und duckte sich förmlich. Unter einer Brücke hindurch, dann ging es links weiter. An einem kleinen Platz mit angrenzender Grünanlage hielt Rico an und vertäute das Boot. Von hier aus ging es zu Fuß weiter. Sie durchstreiften ein paar Seitengassen. Die schmutzigen Häuser drängten sich hier dicht an dicht. Plötzlich blieb Micaela stehen. Hier!"
    Sie deutete in einen schmalen Spalt zwischen zwei Häusern. Rico wäre fast daran vorbeigelaufen. Hier lagen die Reste, die von Giovanni übriggeblieben waren. Das, was nicht zu Staub zerfallen war, befand sich in einem rasenden Fäulnisprozeß. In spätestens einer Stunde würde nur noch das Skelett übrig sein, und auch das war dann nicht mehr sonderlich stabil.
    „Die Hexe hat ihm das Genick umgedreht", sagte Micaela kalt. Der Tod ihres dämonischen Verwandten berührte sie nicht sonderlich. Der Tod war etwas, das ständig eintreten konnte. Sie fürchtete ihn nicht.
    „Wir werden ihn befragen, solange es noch geht", sagte Rico. „Aber nicht hier." Er trennte Giovannis Schädel ab, der teilweise zerpulvert war, und zeichnete dann einige Symbole über den zerfallenden Körper. Elmsfeuerchen tanzten über die Gestalt, und sie verbrannte rückstandsfrei. Rico wickelte den Schädel in seine Jacke, und zusammen kehrten sie zum Boot zurück.
    Vittorio wartete bereits im Palazzo. „Habt ihr Hinweise auf den Verbleib der Hexe?"
    „Das versuchen wir jetzt zu klären", sagte Rico. „Du bist doch der Spezialist. Kannst du aus den Resten etwas erfahren?" Er packte den Schädelrest aus und legte ihn vor Vittori auf den Tisch.
    Der Sippenchef hob die Brauen.
    „Ich will es versuchen. Es ist wichtig, ja?"
    „Wahrscheinlich. Du willst doch selbst auch wissen, warum es geschehen ist."
    Vittorio zog sich mit dem Schädel in einen anderen Raum zurück. Was sich dort abspielte, sahen die beiden jüngeren Dämonen nicht, aber unter der Tür quoll grüner Qualm hervor, der sich zu bizarren Nebelgebilden verdichtete, die wild und drohend tanzten, ehe sie wieder
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