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1437 - Der Weg nach Bentu-Karapau

Titel: 1437 - Der Weg nach Bentu-Karapau
Autoren: Unbekannt
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die Verabreichung der nächsten. Schlafmitteldosis schon fast ein Akt der Notwehr war. „Er ist nicht ansprechbar!" teilte man Sar-Teh zweimal täglich mit. „Gib ihm noch etwas Zeit!"
    Wäre es nach Sar-Teh gegangen, so hätte es für die nächsten fünfzig bis sechzig Jahre dabei bleiben können. Er fragte zwar pflichtschuldigst nach dem Befinden seines Kommandanten und gab sich sogar ungeduldig, wenn man ihn auf den nächsten Tag vertröstete, aber er tat das nur, um das Gesicht zu wahren. Er war sich ziemlich sicher, daß die Ärzte das auch ganz genau wußten.
    Aber am vierten Tag - früher als die Ärzte es geplant hatten - war die Schonzeit für sie und Sar-Teh abgelaufen. Feng-Lu lehnte es vehement ab, sich noch mehr Schlafmittel geben zu lassen, und verlangte statt dessen nach seinem Adjutanten und einem ausführlichen Bericht.
    Sar-Teh sah sich in der Kommandozentrale der CHANG'HAR um und stellte zu seinem großen Bedauern fest, daß es zur Zeit nichts, aber auch wirklich gar nichts gab, was ihn wenigstens noch für ein paar Stunden an diesem Ort hätte festhalten können. Kein kartanisches und auch kein anderes Schiff war in der Ortung, nichts, was sich zu einer Bedrohung für die CHANG'HAR hätte auswachsen können - nicht einmal ein hübscher kleiner Strahlensturm. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als dem Ruf seines Vorgesetzten zu folgen.
    Nun denn! dachte er grimmig und strich sich sorgfältig den Bart zurecht. Er kann mir schließlich nicht den Kopf abreißen.
    Feng-Lu sah in der Tat nicht so aus, als dränge es ihn zu derartigen Taten. Er hockte in einem Sessel und war bemerkenswert still. Sein Kopf war von Verbänden umhüllt, die auch das Gesicht vollständig verbargen.
    Natürlich kannte die kartanische Medizin weitaus modernere Heilmethoden für Wunden, wie Feng-Lu sie davongetragen hatte, aber der Großadmiral legte großen Wert darauf, die Spuren seiner Kämpfe als deutlich sichtbare Narben mit sich herumzutragen. Er verachtete putzsüchtige Leute. Narben galten ihm - wie er mitunter zu behaupten pflegte - sogar mehr als Auszeichnungen und Belohnungen, es sei denn, daß Kaiser Thoy-P'ang ihm diese persönlich überreichte.
    Für alle Fälle hatte Feng-Lu beizeiten dafür gesorgt, daß alle in Ardustaar stationierten karaponischen Ärzte über diesen Punkt informiert waren, damit sie ihm nicht etwa aus purem Diensteifer mit ihren narbentötenden Mittelchen auf den Pelz rückten.
    Sar-Teh dachte mit einem etwas mulmigen Gefühl in der Magengegend an die Flucht aus der NARGA SANT zurück.
    Feng-Lu war nicht bei Bewußtsein gewesen, hatte den Ärzten also auch keine Anweisungen mehr geben können, und Sar-Teh hatte zu diesem Zeitpunkt auch an andere Dinge zu denken gehabt.
    Diese Verbände über dem Gesicht... „Ich warte!"
    Die Stimme klang dumpf unter den Bandagen hervor und erinnerte an das gereizte Knurren eines Raubtiers.
    Es ist nicht meine Sache! sagte Sar-Teh in Gedanken zu sich selbst. Und es ist auch nicht die Schuld der Ärzte. Er hat es sich selbst zuzuschreiben! „Wir haben vier Schiffe verloren", begann er mit dem Mut der Verzweiflung. „Von den Leuten, die sich zum Zeitpunkt des Angriffs in der NARGA SANT befanden, sind nur achtzehn mit einem Beiboot entkommen. Alle anderen sind tot oder gefangen."
    „Ich habe gehört, daß du es warst, der mich aus der NARGA SANT herausgeholt hat", knurrte Feng-Lu. „Nicht, daß ich undankbar wäre, aber wenn dir genug Zeit blieb, um mich aus diesem Schacht zu holen und zum Boot zu schleppen - hatten sich dann nicht noch mehr Leute in Sicherheit bringen können?"
    „Leider nicht. Derselbe Treffer, der dich fast das Leben gekostet hätte, hatte mehrere Gänge eingedrückt. Wir waren abgeschnitten. Das war in anderer Hinsicht unsere Rettung, denn die Kartanin konnten nicht an uns heran."
    Er verzichtete darauf, zu erwähnen, daß es ein karaponisches Schiff gewesen war, das den verhängnisvollen Schuß abgefeuert hatte. Es spielte ohnehin keine Rolle mehr, denn das Schiff war wenige Sekunden später vernichtet worden. „Ihr seid geflohen, ohne zu kämpfen!" sagte Feng-Lu. „Es war nichts mehr da, womit wir hätten kämpfen können. Selbst die CHANG'HAR war bereits geflohen. Wir können von Glück sagen, daß einer der Funker unseren Notruf hörte. Die CHANG'HAR kehrte um und fischte uns auf. Dabei hätten die Kartanin sie fast zerstört."
    „Die Kartanin!" Feng-Lus Stimme bekam einen bösen, fauchenden Klang. „Sie werden für diese
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