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1430 - Hamillers Puzzle

Titel: 1430 - Hamillers Puzzle
Autoren: Unbekannt
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dreißigsten November, und Enza war noch immer wie vom Erdboden verschluckt.
    Notkus begann langsam zu verzweifeln.
    Dennoch fand er sie, drei Stunden später.
    Seine Vermutung hatte ihm die richtige Richtung gewiesen, doch die Örtlichkeit deckte sich nicht mit seinen Vorstellungen.
    Es gab viele Dutzend solcher Einrichtungen im Schiff, und sie wurden selbstverständlich von keiner Kamera und keiner Syntronik überwacht. Es handelte sich um die Toiletten, und Notkus fand sie in der sechsten Damentoilette, die er überprüfte. Sie hatte nicht einmal die Tür abgeschlossen. Sie kauerte gekrümmt am Boden, hatte die Daumen in die Fäuste gepreßt und die Augen fest geschlossen.
    Ihr Kinn ruhte auf der Brust, und ihr Atem ging stoßweise. „Enza!" hauchte er. Fast zaghaft streckte er die Hände aus und legte sie um ihre Fäuste. Langsam zog er ihre Arme zu sich und richtete ihren Körper ein wenig auf.
    Sie rührte sich noch immer nicht. Ihre Augen blieben geschlossen. Dennoch nahm sie seine Anwesenheit wahr. Ihre Gesichtszüge entspannten sich, sie öffnete die Fäuste. Er setzte sich neben sie hin und umfing sie mit den Armen und wärmte sie.
    Sie lehnte sich an ihn, und ihr Kopf sank gegen seine Brust. Notkus begann sie ganz sanft über die Wangen zu streicheln und übte sich in Geduld.
    Nach einer Weile schlug Enza die Augen auf. „Du bist da", seufzte sie, und dicke Tränen rollten über ihre Wangen. „Du hast mich gefunden!"
    „Ja, du brauchst keine Angst zu haben.
    Was war eigentlich los?"
    „Das fragst du?" Sie richtete sich auf, stieß ihn ein Stück von sich. „Weißt du, was es heißt, wenn hundert Leute hinter dir her sind? Wenn sie dir alle gratulieren wollen? Wofür eigentlich, Notkus?" Sie zog die Beine an den Körper und stand auf.
    Langsam schob sie sich hinaus aus der engen Zelle in den Waschraum. „Ich habe es einfach nicht ausgehalten. Sie haben mich regelrecht verfolgt. In den Korridoren sind sie mir nachgerannt. Da bin ich geflohen, hierher!"
    Notkus folgte ihr und nahm sie an der Hand. „Ich verstehe dich ja so gut", flüsterte er. „Es ist vorbei. Die ersten Einsatzgruppen sind unterwegs. Die Besatzung hat keine Zeit mehr, hinter dir her zu sein!"
    Enza lehnte sich an ihn. Jetzt war sie es, die ihre Arme um ihn legte. Es tat ihm ungemein gut, ihren Körper zu spüren. Mit den Fingerspitzen wischte er die feuchten Spuren auf ihren Wangen weg, strich ganz leicht an ihrem Hals abwärts. Sie sah ihn verwundert an, dann strahlten ihre Augen.
    Sie drückte ihn an sich, für einen kurzen Moment nur, und er spürte ihre Lippen an seinem Kinn. Dann löste sie sich aus der Umarmung und trat zurück. „Was geht im Schiff vor?" fragte sie, als sei nichts gewesen.
    Notkus schluckte mehrmals, dann hatte er sich wieder in der Gewalt. „Hamiller beginnt mit den Programmen", erklärte er nüchtern. „Wir sollen zusammen mit den wichtigsten Persönlichkeiten sowie einer Gruppe von fünfunddreißig Männern und Frauen nach Alpha-Land umziehen, damit wir in der Nähe des Kastens sind. Der Umzug hat bereits begonnen!"
    Das schmale Gesicht der schlanken Frau hatte ein wenig von seiner wächsernen Blässe verloren. Enza fuhr sich durch die zerzausten, kurzgeschnittenen Haare. „Gut", antwortete sie. „Wir wollen keine Zeit verlieren. Kommst du?"
    Notkus nickte nur und folgte ihr hinaus auf den Korridor. Eigentlich reagierte Enza wie immer, stellte er fest. Dennoch - da gab es einen Unterschied. Sie hatte ihn nicht aufgefordert mitzukommen, sie hatte ihn gefragt, ob er es tun wolle. Sie hatte bewußt auf ihr aggressives Verhalten verzichtet. Das mochte zwar nichts bedeuten, dazu kannte er Enza zu gut. Aber dennoch freute er sich innerlich wie ein kleiner Junge, daß er den Unterschied bemerkt hatte.
    Die Hamiller-Tube stellte eine silberne Wand von acht Metern Länge und vier Metern Höhe dar. Die Tiefe von drei Metern war nicht feststellbar, da die Tube vorn in die Wand des Raumes integriert war, der neben der eigentlichen Kommandozentrale lag. Da die Syntronik über eine autarke Energieversorgung verfügte, hatte der Umzug für sie kein Problem dargestellt.
    Ihre Schaltelemente waren ohne Ausnahme aktiviert, und Sato Ambush stellte mit einem zufriedenen Lächeln fest, daß Hamiller mit den verschiedensten Einsatzgruppen kommunizierte. Als der Pararealist eintrat, aktivierte die Tube die Außenmikrofone. „Guten Tag, Sir", begrüßte sie ihn. „Ich habe bereits auf Sie gewartet!"
    „Das kann ich mir
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