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1420 - Der Geisterhenker

1420 - Der Geisterhenker

Titel: 1420 - Der Geisterhenker
Autoren: Jason Dark
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gegen ihn zielte. Sie schwang mit einer lässigen Bewegung in die Höhe, und Sir James sah sie auf seinen Kopf zuhuschen.
    Er warf sich zur Seite. Dabei war er einem Reflex gefolgt, den jeder Mensch in sich hatte. Er dachte auch, er würde der Klinge entgehen können, doch das traf nicht zu.
    Die über dem Schreibtisch hinwegzuckende Seite der Beilschneide traf ihn trotzdem.
    An der rechten Kopfhälfte über dem Ohr wurde er erwischt. Der starke Aufprall schüttelte ihn durch. Für einen winzigen Moment stand er noch normal auf den Beinen. Er glaubte, in seinem Kopf einen Gong dröhnen zu hören.
    Das Echo schwang noch nach, als er das Gleichgewicht verlor und ins Taumeln geriet. Er kippte zur Seite weg, prallte gegen die Wand neben der Tür und rutschte daran hinab. Der Henker hätte jetzt zuschlagen können. Er tat es nicht. Er beobachtete sein Opfer, das neben der Tür zusammenbrach.
    Sir James konnte sich beim besten Willen nicht mehr halten. Er war kein Kämpfer. Schläge gegen den Kopf war er nicht gewohnt.
    Er spürte die heftigen Schmerzen, die ihn peinigten. Nur waren sie nicht so intensiv, dass er das Bewusstsein verloren hätte. Er blieb auf dem Boden liegen, den linken Arm vorgestreckt, die Hand als Stütze, und er holte schwer Luft.
    Es glich mehr einem Röcheln. Sein Kopf war nach vorn gesackt. Er konnte ihn nicht mehr anheben, aber er sah den Schatten des Beils, der sich auf dem Boden abmalte. Der Schatten tanzte, weil der Geisterhenker das Beil bewegte. Die Klinge sollte und würde ihr Ziel finden, davon ging Sir James aus.
    Der Henker blieb stehen.
    Er tat nichts, und Sir James merkte dies erst nach einer Weile. Als es ihm dann klar geworden war, hob er den Kopf an und schaute an der Gestalt des Henkers hoch.
    Seine eigene Lage kam ihm so schrecklich demütigend vor. Er fühlte sich wie an den Boden genagelt und konnte nichts dagegen tun, als der Geisterhenker seine Mordwaffe anhob…
    ***
    Obwohl Suko und ich auf der Fahrt zum Yard so gut wie nicht miteinander sprachen, drehten sich unsere Gedanke nur um ein Thema.
    Es ging um Saladin und den verdammten Geisterhenker. Beide waren uns stets einen Schritt voraus, und wer das schaffte, der ließ sich den Sieg normalerweise nicht nehmen.
    Das war zu befürchten. Zudem fühlte ich mich alles andere als fit.
    Suko bemerkte nichts. Nur hin und wieder warf er mir einen besorgten Seitenblick zu.
    »Nicht anhalten, das schaffe ich«, sagte ich mit rauer Stimme.
    »Okay.«
    »Er wird zuschlagen«, flüsterte ich. »Ich spüre es. Und er wird sich auf Menschen konzentrieren, die sich nicht wehren können oder nur schwerlich, das weiß ich auch.«
    »Sag mir, an wen du denkst!«
    »Keine Ahnung.«
    »Gut.«
    Ich war froh, dass Suko nicht noch mehr Fragen stellte. Ich hatte der erste Tote sein sollen, aber dank Sukos Eingreifen hatte ich den Angriff des Geisterhenkers überlebt. Da Saladin hinter allem steckte, mussten wir damit rechnen, dass er sich jetzt eine schwächere Person suchte und somit das Feld von hinten aufrollte. Darüber konnte ich mich nicht freuen. Es stand nicht unbedingt fest, wen er sich aussuchte, aber der starke Drang, zum Yard zu fahren, steckte tief in uns beiden.
    Suko fuhr wirklich klasse. Trotzdem dehnte sich die Strecke. Immer wieder schloss ich die Augen, was mir allerdings nicht besonders gut tat. Da hatte ich dann das Gefühl, wegzudriften und aus dem Fahrzeug geschleudert zu werden.
    Die dauernden Ampelstopps gefielen mir auch nicht. Ich hörte Suko fluchen. Manchmal fuhr er auch über Bordsteine hinweg, dann erlebte ich das Schwanken doppelt, und in meinem Kopf vermehrten sich die Stiche.
    »Es ist vorbei, John.«
    Ich hatte kaum mitbekommen, dass wir unser Ziel erreicht hatten.
    Ich stieg viel zu schnell aus, was mir nicht gut tat, und ich brannte darauf, endlich mit Glenda Perkins und Sir James sprechen zu können, vorausgesetzt, dass beide noch lebten.
    Im Lift lehnte ich mich gegen die Wand. Ich atmete scharf durch den offenen Mund. Hinter meiner Stirn pochte es. Die Stiche bekam ich trotz der beiden Schmerztabletten nicht in den Griff, aber ich konnte und wollte Suko nicht das Feld allein überlassen. Als wir uns auf dem Weg zu Glendas Büro befanden, hing mein Kreuz nicht mehr vor der Brust. Ich hatte es in meine rechte Tasche gesteckt, um es so schnell wie möglich greifbar zu haben.
    Suko öffnete die Tür zu Glendas Büro und betrat als Erster den Raum.
    »Glenda…?«
    Wir erhielten keine Antwort.
    Suko lief durch bis zu
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