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1419 - Der Tod eines Cynos

Titel: 1419 - Der Tod eines Cynos
Autoren: Unbekannt
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schaukeln."
    „Was?" brüllte Tolot. „Was war das eben für ein Ausspruch?"
    „Ich entnahm ihn den Speicherdaten über feststehende terranische Redewendungen", antwortete Kattok. „Du solltest diese Sprüche einmal gründlich studieren. Es sind wahre Kostbarkeiten darunter."
    „Versuche nicht, mich zu bevormunden, sonst reiße ich dich heraus und werfe dich über Bord!" gab Tolot zornig zurück. „Ich glaube, du bist vom... vom..."
    „Vom Affen gebissen?" warf der Computer fragend ein. „Genau das!" schrie Tolot und lachte brüllend, dann wurde er wieder ernst und sagte streng: „Nimm dir künftig keine Freiheiten heraus, nur weil ich verschiedene deiner Fähigkeiten schätze, Kattok! Ich allein gebe hier den Ton an.
    Verstanden?"
    „Jawohl, Tolotos", versicherte der Bordcomputer. „Soll ich jetzt mit dem zweiten Annäherungsmanöver beginnen?"
    „Fang an!" rief Tolot mit Donnerstimme.
    Er lehnte sich abermals zurück, legte die vier Arme auf die Seitenlehnen des Kontursessels und konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf den Frontsektor der Bildschirmgalerie und die wichtigsten Kontrollen.
    Das ganz auf seinen Zweck abgestimmte und dennoch auf subtile Weise ästhetisierte Netzgängerschiff, das sich in der äußeren Formgebung von allen anderen Netzgängerschiffen so stark unterschied, als hätten seine Konstrukteure die Benutzung durch einen hochgebildeten und -kultivierten Haluter vorausgesehen, setzte sich abermals in Richtung KLOTZ in Bewegung.
    Diesmal kontrollierte Tolots Ordinärhirn das Planhirn von Anfang an. Es gelang ihm, die Fehler zu vermeiden, die das Planhirn beim ersten Annäherungsmanöver begangen hatte.
    Es gelang ihm auch, dem Druck auf seinen Schädel von Anfang an durch Autosuggestion die Kraft zu nehmen. Der Haluter empfand auch keine Furcht. Dafür stellte sich etwas anderes ein. Er erkannte nicht gleich, was es war, bis er begriff, daß er auf die Wiederholung der Halluzination der schwarzen Schleier wartete.
    Da mußte er erkennen, daß der psionische Druck, der vom KLOTZ ausging, sich auf jeden Fall irgendwie auf ihn auswirkte, wenn nicht auf die eine, dann auf die andere Weise. Denn wie hätte er auf die Wiederholung einer Halluzination warten können, wenn er noch normal dachte!
    Icho Tolot kämpfte gegen die geistige Verwirrung mit aller Kraft an - und er vermochte plötzlich wieder klar zu denken.
    Bis das Schiff ihn über die Drei-Lichtminuten-Grenze trug...
    Die negativen psionischen Kräfte brachen gleich einer Flutwelle über den Haluter herein. Sein Planhirn arbeitete völlig irregulär. Er unterdrückte seine Funktion mit aller Kraft, die sein Ordinärhirn aufzubringen in der Lage war.
    Doch je weiter sich das Schiff dem KLOTZ näherte, um so stärker wurde die Leistung des Ordinärhirns geschwächt - und plötzlich sah Tolot rings um sich eine Fülle hauchdünner schwarzer Schleier, die diesmal die gesamte Hauptzentrale ausfüllten.
    Der Haluter riß seinen Rachenmund weit auf und stieß ein zorniges Grollen aus, das dem Donner eines terranischen Sommergewitters ähnelte. Sein Zorn richtete sich auf die schwarzen Schleier, denn er hatte die Aura von Drohung und Geheimnisvollem gespürt, die von den schwarzen Schleiern ausging, die sich wie in einer frischen Brise bewegten, obwohl die Klimaanlage nur einen minimalen Luftzug verursachte.
    Es war, als hätte Tolots Zorn die Schleier erschreckt. Sie wehten stärker und lösten sich dann sehr schnell auf. Zumindest nahm der Haluter an, daß sie sich auflösten, obwohl er für Sekundenbruchteile den Eindruck zu haben glaubte, sie wären durch die Schaltwandabdeckung über dem Bordcomputer gekrochen.
    Icho Tolot begriff, daß er nahe daran war, die Kontrolle über sich zu verlieren.
    Er mußte sofort umkehren. Das bedeutete, daß er die Nottaste zu betätigen hatte. Er streckte die Hand des rechten Handlungsarms aus, um die Taste zu drücken.
    Und mußte feststellen, daß der psionische Druck ihn bereits überwältigt hatte.
    Es gelang ihm kaum noch, die irregulären Funktionen seines Planhirns zu unterdrücken. Vor seinen Augen tanzten bunte Lichter. Die Anzeigen der Bild- und Datenschirme wurden unkenntlich. Das Schiff schien sich zu überschlagen. „Fliege zu den Koordinaten, die du finden wirst!" rief eine hohlklingende Stimme.
    Schemenhaft tauchte zwischen der Bildschirmgalerie und Tolot ein Gigant mit grüner, geriffelter Panzerhaut auf, der den Haluter um etwa einen Meter überragte.
    Eine grüne Bestie!
    Ein Pelewon
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