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1417 - Der Würgeengel

1417 - Der Würgeengel

Titel: 1417 - Der Würgeengel
Autoren: Jason Dark
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den Keller. Es gibt hier einen. Der dient als Lager für alle möglichen Dinge. Man hat ihn sogar ausgebaut, aber nur an einer bestimmten Stelle. Ansonsten ist er so belassen worden wie früher.«
    »Aber Sie kennen sich dort aus?«
    »Ja.«
    »Dann bringen Sie uns bitte hin.«
    Hassan schaute Suko an. Anschließend mich. Er wusste nicht, was er antworten sollte. Bisher hatte er uns gern geholfen. Nun aber lagen die Dinge anders. Da musste er in eine Welt hinabsteigen, die ihm persönlich nicht gefallen konnte.
    Ich trat an ihn heran und legte beruhigend eine Hand auf seine Schulter. »Sie brauchen sich keine Gedanken zu machen, Hassan, den Rest erledigen wir für Sie.«
    »Danke, das ist nett.« Er wand sich noch. »Aber ich kann nicht versprechen, dass wir auch den richtigen Weg eingeschlagen haben.«
    »Macht nichts. Dafür sind wir ja da…«
    ***
    Eugen Roberts hatte in seinem langen Leben noch nie erlebt, wie schnell ein Mund trocken werden konnte. Das war jetzt der Fall, als er das sah, was er als Engel bezeichnete oder so angesehen werden musste.
    Es war eine Erscheinung, die im Prinzip nichts mit einem Menschen zu tun hatte. Wenn er über Engel nachgedacht hatte, was früher selten vorgekommen war, so hatte er sich diese Geschöpfe stets anders vorgestellt. Auch jetzt bis ins hohe Alter hinein hatten sich seine kindlichen Vorstellungen gehalten, und ihm schoss ein Gedanke durch den Kopf.
    Wo sind die Flügel?
    Sie waren nicht da. Überhaupt gab es zu wenig an diesem Wesen, das an einen Engel erinnerte. Diese Erscheinung war für ihn ein Nichts, für das er keine Erklärung hatte.
    Etwas, das vor ihm im Raum stand. Das er nicht anfassen konnte wie einen normalen Menschen. Es bestand nicht aus Fleisch und Blut, aber von ihm ging etwas aus, das er als eine trockene Kälte empfand, die ihm Furcht einjagte.
    Die Kälte blieb bestehen. Sie nahm nicht zu, obwohl sich ihm die Gestalt näherte. Und je näher sie kam, um so deutlicher schälte sie sich hervor.
    Es war schon der Umriss eines Menschen, auch wenn er keine festen Konturen besaß. In seinem Innern flimmerte und zitterte es.
    Winzige Sterne entstanden und zerfielen Sekunden später wieder unter kleinen Lichtblitzen.
    Der Umriss des Körpers blieb. Es gab Arme, es gab auch Beine, und ein Kopf war ebenfalls vorhanden. Aber kein Gesicht, denn auch im Kopf blitzte es ständig auf.
    »Er holt dich jetzt, Eugen Roberts. Er wird dich mit in sein kaltes Reich nehmen…«
    Obwohl die Leiterin nicht weit von Roberts entfernt stand, hatte er den Eindruck, dass ihn ihre Stimme aus einer gewissen Ferne erreichte und unterwegs verhallte.
    Was soll ich tun?
    Wie ein Schrei jagte die Frage durch sein Gehirn. Der alte Mann suchte die Antwort. Früher hätte er sich gewehrt oder es zumindest versucht, aber heute?
    Er stand nach vorn gebeugt, und er stützte sich mit einer Hand auf seinen Stock. Der Mund war nicht geschlossen, stoßweise drang der Atem hervor. Dass an den Rändern Speichel nach draußen lief, das interessierte ihn nicht, ihn überkam das große Zittern.
    Fliehen konnte er nicht. So musste er stehen bleiben und so auf seine letzte Sekunde warten. Dann fragte er sich, wie er sterben würde.
    Ob der Engel für einen schnellen Herzschlag sorgte oder ob er ihn noch länger leiden ließ? Das alles musste er erst noch herausfinden, aber wenn es so weit war, befand er sich nicht mehr unter den Lebenden.
    Wieder lenkte ihn die Stimme der Heimleiterin ab. »Mein Freund hat einen bestimmten Namen. Man nennt ihn den Würgeengel, verstehst du? Es ist der Engel, der würgt.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Wunderbar…«
    »Nein, ist es nicht!« Erst jetzt wurde dem alten Mann klar, was er wirklich gehört hatte. Und die nackte Angst schoss in ihm hoch wie eine Flamme.
    Er riss den Mund noch weiter auf, bis ihn die Ränder schmerzten.
    Ein Schrei drang hervor, und was er dabei tat, das glich einer letzten verzweifelten Tat, als er den rechten Arm in die Höhe riss, um sich mit seinem Stock zu verteidigen.
    Es war eine hilflose Bewegung. Sie wirkte lächerlich und tragisch zugleich. Er hatte zudem den Fehler begangen, sich zu weit vorzubeugen.
    Er fiel der Gestalt entgegen, der Fußboden kam auf ihn zu, aber er erreichte ihn nicht. Etwas fing ihn ab, und das war nicht die Kälte, die ihn nach wie vor umklammerte, sondern etwas ganz anderes.
    Der Griff, der Würgegriff. Er umklammerte seinen Hals. Er fasste voll zu. Von allen Seiten. Vom Kinn bis in den Nacken. Er spürte ihn an
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