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1401 - Herr der Trümmer

Titel: 1401 - Herr der Trümmer
Autoren: Unbekannt
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und stellte ihn dann an die Wand. „Du Idiot", fauchte er ihn an. „Was bildest du dir eigentlich ein? Über Gundi kann man sagen, was man will. Sie kümmert sich um alle Betroffenen gleichermaßen, auch wenn das dir nicht gefällt. Doch darüber wollte ich mit dir nicht reden!"
    Er packte ihn am Handgelenk und zerrte ihn aus dem Raum hinaus auf den Korridor. Er zog ihn zum Antigrav und mehrere Etagen nach oben, bis sie eine der Messen erreichten. Gulliver schob den Freund hinein und drückte ihn in einen Stuhl. „Was glaubst du, warum ich mir den Mund fusselig rede?" fragte er. „Es ist nicht meine Art, und es strengt mich gehörig an. Ich tue es, um dir zu helfen.
    Warum kapierst du das nicht?"
    „Ich will meine Ruhe", entgegnete Norman Speck mit matter Stimme. „Ich halte es nicht aus, wenn man mir ständig hinterherläuft."
    „Ich will dir etwas erzählen." Smog setzte sich gegenüber an den Tisch und beugte sich nach vorn. Er strich sich über den Haarkamm und kniff die Augen zusammen, als müsse er etwas Häßliches loswerden. „Ein halbes Jahr, bevor ich den Posten auf der CASSIOPEIA erhielt, lernte ich in Terrania 237 ein nettes Mädchen kennen. Sie hieß Parinda und war nur vier Jahre jünger als ich. Wir trafen uns zufällig in einem Restaurant, in dem lediglich ein einziger Platz noch frei war. Sie bot ihn mir an, und wir kamen ins Gespräch. Wir trafen uns danach immer öfter, und eines Tages hat es dann gefunkt. Wir merkten beide, daß es uns ernst war, und so bezogen wir nach einem Vierteljahr eine gemeinsame Wohnung. Da dabei gleichzeitig zwei Einzelappartements frei wurden, gab es keine Schwierigkeiten, die Wohnung zu erhalten. Die Stadtbehörden sind in dieser Beziehung sehr schnell, und es störte uns nicht, daß zunächst ein paar Veränderungen in der Wohnung vorgenommen werden mußten, weil sie von Unithern bewohnt worden war. Diplomatischer Dienst oder so. Die werden alle zwei Jahre abgelöst und müssen in ihre Heimat zurückkehren. Die neue Gesandtschaft zog es vor, Quartiere außerhalb der Stadt in der Nähe des Goshun-Sees anzumieten."
    Smog machte eine fahrige Bewegung mit der Hand. „Doch das wollte ich dir nicht erzählen.
    Parinda und ich liebten uns bis über beide Ohren. Wir konnten uns nicht mehr vorstellen, jemals wieder ohne den Partner zu sein. Unsere Liebe hatte Folgen. Zu Beginn des fünften Monats unseres Zusammenseins gestand sie mir, daß sie schwanger war. Sie erwartete ein Kind. Ich freute mich wie ein Schuljunge, doch die Ernüchterung kam bereits zwei Tage später. Ich weiß nicht, wieso ich bis in den späten Vormittag hinein geschlafen hatte.
    Als ich aufstand, war sie nicht mehr da. Sie hatte mich verlassen, und alle ihre Sachen waren weg. Eine kurze Notiz hatte sie hinterlassen, auf der stand, daß es ihr leid tat.
    Ich setzte alle Hebel in Bewegung, um Parinda wiederzufinden. Ich wollte es nicht glauben, daß sie freiwillig gegangen war.
    Als ich die bittere Wahrheit endlich vollständig begriff, da stürzte für mich eine Welt zusammen. Parinda blieb verschwunden, obwohl die Behörden mir bei der Suche halfen. Hätte sie sich noch auf der Erde befunden, hätten sie sie gefunden. Also mußte ich annehmen, daß sie sich irgendwohin in die Milchstraße abgesetzt hatte, um dort unser gemeinsames Kind zur Welt zu bringen.
    In meiner Verzweiflung verließ ich Terra ebenfalls. Ich heuerte auf der CASSIOPEIA an, und als diese in die Galaktische Flotte eingegliedert wurde und nach Tarkan flog, da mußte ich mich in das Unvermeidliche fügen. Wenige Monate waren nur vergangen. Jetzt in diesen Tagen, allerdings vor sechshundertfünfundneunzig Jahren, muß unser Kind zur Welt gekommen sein.
    Manchmal wache ich nachts auf und frage mich, wie es ausgesehen haben mag. Hat sie es überhaupt geboren? Lebt auf der Erde Nachkommenschaft von mir oder auf einer anderen Welt? Wollte Parinda zu mir zurückkehren?"
    „Gulliver!" Specks Stimme klang belegt. „Verzeih mir. Ich wollte dir nicht weh tun, als ich dich anfuhr. Du willst mir begreiflich machen, daß wir alle schwer an unserer Vergangenheit tragen. Jeder hat irgend etwas dort zurückgelassen. Du willst mir Mut machen."
    Der „Ertruser" senkte leicht den Kopf.
    Die fleischigen Wangen seines Gesichts hingen wie Beutel nach unten. Er schwieg und sagte selbst dann nichts, als Norman Speck sich langsam erhob. „Ich glaube, ich kann ein paar Stunden Schlaf brauchen", murmelte der Linguist. „Zeit genug habe ich noch.
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