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1400 - Götter der Nacht

Titel: 1400 - Götter der Nacht
Autoren: Unbekannt
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immer als schwierig empfunden, die Mentalität der Hauri zu verstehen. Was ging in diesen Augenblicken in Kabauls Bewusstsein vor?
    Es war noch Zeit, den Versuch abzubrechen. Wollte er das? Nein. Das Gefühl, das ihn jetzt beseelte, war, was die Psychologen „die Angst des letzten Augenblicks" nannten. Es war irrational. Er durfte sich von ihm nicht beeinflussen lassen. Die Beleuchtung schien noch düsterer zu werden. Ein sanfter Druck legte sich auf sein Bewusstsein. Er sperrte sich nicht. Was immer jetzt kommen mochte, es ließ sich nicht mehr abwenden. Es wurde vollends dunkel, und eine neue Szene tauchte vor ihm auf. Mit gespannter Aufmerksamkeit nahm er sie in sich auf.
    Der Raum spie Feuer. Inmitten des Nichts hatte sich ein Abgrund aufgetan, aus dem weiße Glut quoll. Die Sterne im Zentrum des Kugelhaufens Rangvilaan - woher kam ihm plötzlich dieser Name? - verblassten vor der Lichtfülle der Eruption. Die Bewohner von Chattu blickten in den Nachthimmel hinauf und staunten. Sie spürten, wie sich etwas Fremdes in ihre Bewusstseine schlich, aber darauf achteten sie nicht. Zu ungeheuerlich war das Schauspiel, das sich dort abspielte, etwa 30 Grad Über dem nördlichen Horizont. Nach größer aber war das Staunen der Khorra, als sie gewahrten, dass das himmlische Feuer auch tagsüber nicht erlöschen wollte. Es war so grell, dass der Glanz der Sonne Masharta sich nicht mit ihm messen konnte.
    Das Feuer brannte mehrere Tage lang, und unter den Khorra erhob sich ein Raunen. „Das ist der Herr Heptamer, der uns ein Zeichen gibt!" Andere aber sagten: „Nicht einmal der Herr Heptamer hat die Macht, ein solches Feuer zu entzünden. Nur die Götter des Landes Shamuu vermögen solches."
    Je länger das Feuer brannte, desto kräftiger setzte sich die letztere Meinung durch; und zum Schluss gab es fast kaum einen mehr auf ganz Chattu, der nicht fest davon überzeugt gewesen wäre, dass dort die Götter aus dem Land Shamuu ein Fanal gesetzt. hätten.
    Die Wissenschaftler gebärdeten sich ratlos. Sie konnten anhand ihrer Messungen zwar erkennen, dass sich die Leuchterscheinung in vergleichsweise geringer Entfernung von Chattu befand, aber die Energie, die vom himmlischen Feuer ausging und in den Bewusstseinen der Khorra wühlte, kannten sie nicht. Es gelang ihnen auch nicht, ihre Struktur zu entschlüsseln. Schließlich hatte das Feuer sich ausgebrannt. Tagsüber und noch deutlicher in der Nacht sah man, wie seine Leuchtkraft nachließ. Bald war es am Tage gar nicht mehr zu sehen, und in der Nacht bot es sich dem Auge nur noch als diffuser Nebel dar.
    Da fing es abermals an zu raunen. „Das ist noch nicht das Ende. Die Götter des Landes Shamuu würden uns kein solches Zeichen geben, das wir nicht verstehen. Es wird noch etwas geschehen..." Ganz Chattu wartete voller Spannung, was die Götter noch zu sagen haben würden. Da geschah es eines Nachts. Das Feuer war nur noch ein ganz dünner Nebel. Man musste scharfe Augen haben, um ihn überhaupt wahrzunehmen. Plötzlich begann der Nebel von innen heraus zu leuchten. Es war kein wildes Feuer wie bei der ersten Eruption, sondern ein sanfter Glanz. Er wurde von einer Anzahl leuchtender Objekte erzeugt. Dass dieses die Götter der Nacht waren, wussten die Khorra damals noch nicht. Das wurde ihnen erst später von Yaiwardenapuur, dem Ersten Mamoch von Zuul, erklärt. Denn Yaiwardenapuur verstand sich auf die Deutung von Himmelserscheinungen, und er war es auch, zu dem die Götter sprachen, während das Volk kein einziges Wort härte. Zuerst waren die Götter riesengroß, und die Wissenschaftler verzweifelten, weil sie sich das Phänomen nicht erklären konnten. Wie die Mahnmale standen die leuchtenden Gebilde am Himmel, unterschiedlich in Form und Größe...
    Perry Rhodan verkrampfte sich das Herz. Was er durch die längst erloschenen Augen des alten Khorra sah - so, wie es sich dessen Erinnerung eingeprägt hatte -, bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen. Es war nur eine Ahnung gewesen, die ihn damals befiel, als er in seiner Zelle über die Götter der Nacht nachzudenken begann, deren Namen Sattavankual ihm genannt hatte. Malachi, Attu, Selamban, Veturi, Papango, Tetravang, Bonai, Xichamil, Yambar, Ulicham, Fedrak, Domisuur, Feral, Manmatok.
    Das gibt es nicht! hatte er sich eingeredet. Keine Macht des Universums könnte eine derart unglaubliche Verkettung herbeiführen. In den Tagen, die darauf folgten, war er für die Hektik dankbar gewesen, die ihn daran hinderte,
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