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1397 - Der Sänger und die Mörder

Titel: 1397 - Der Sänger und die Mörder
Autoren: Unbekannt
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Nähe sein zu dürfen. Außerdem ging an die übrigen Juatafu eine Nachricht, worin die lange Abwesenheit der beiden Schiffe erklärt wurde. Immerhin durfte man nicht vergessen, daß die ARTHYMON und die OMFAR lange Zeit gekapert auf Konigk gelegen hatten.
    Schon hier lauerte der erste Stolperstein. Was, wenn sich andere unter den Juatafu mit der Geschichte unzufrieden zeigten? Aber alles schien nach Plan zu laufen, niemand verlangte nähere Rechenschaft über die vielen Jahre, die sie angeblich desaktiviert verbracht hatten.
    Dafür traten zwei andere Ereignisse fast gleichzeitig ein.
    In kurzer Entfernung von der Flotte fiel auch die IHARIATU aus dem Hyperraum. Poster gab Anweisung, dem dritten Schiff unverzüglich per Richtstrahl Anweisungen zu übermitteln. Sie würden zusammenkommen, ohne daß irgendwer Verdacht schöpfte. Innerlich triumphierte der Hauri bereits; zu dritt mußten sie es schaffen, weil nun feststand, daß eine glückliche Fügung sie letzten Endes vereint hatte.
    Den aufkommenden Jubel unter seiner Zentralebesatzung erstickte er mit einem Handzeichen. „Still", fügte Poster tol Jhiakk hinzu, „wir wollen an die Aufgabe denken."
    Eine Weile war tatsächlich Ruhe, dann meldete einer der Techniker: „Kommandant, wir erhalten eine Funkbotschaft."
    „Spiele sie auf meinen Monitor."
    Poster las die haurische Übersetzung dessen, was die Funkantennen eingefangen hatten, und noch während er auf den Bildschirm starrte, verkrampften sich seine Glieder in unterdrückter Wut. Die Nachricht war eine Kursanweisung. Man hatte ihnen Positionen am Rand der Flotte zugeteilt. „Was bedeutet das, Kommandant?"
    „Es bedeutet", zischte er unbeherrscht, „daß wir unsere Position einnehmen wie angewiesen. Keines der anderen Juatafu-Schiffe würde einen solchen Befehl mißachten, und wenn wir es täten, wären wir in kürzester Zeit als Abweichler entlarvt. Wenn es nicht sogar schlimmer käme ... Sie würden uns im Auge behalten, wir hätten keine Chance, die beiden Fremden zu töten."
    „So aber kommen wir zu spät", wandte einer seiner Untergebenen ein. „Der Befehl des Spiegels ist, die Opfer noch vor Erreichen des Halos umzubringen."
    „Ich kenne den Befehl." Posters Stimme klang eiskalt. In der Enge der Zentralkapsel hatte er nicht einmal Platz, den Sprecher drohend ins Auge zu fassen. „Aber uns hilft nicht einmal ein gewaltsamer Vorstoß.
    Man würde uns binnen Sekunden abschießen, sobald die Absicht klar wird. Außerdem wissen wir noch nicht, in welchem der Schiffe sich die Fremden derzeit aufhalten."
    „Was können wir dann tun?"
    Poster antwortete zunächst nicht. Es war ungerecht - sie hatten sich trotz Zeitmangel und technischer Rückschläge bis hierhin vorgekämpft, und nun sah es aus, als müßten sie an einer simplen Kursanweisung scheitern. Poster rief in Gedanken die Göttin Girratu und den Herrn Heptamer um Hilfe an; es nutzte nicht. Gerade jetzt durfte er nicht vor dem Rückschlag die Augen verschließen. Gewiß, der Plan ließ sich im ursprünglichen Sinn nicht mehr durchführen, doch vielleicht gab es eine abgewandelte Alternative.
    Sekunden später hatte er in Umrissen einen anderen Plan entwickelt. „Hört mir gut zu", sprach er, „und schaltet per Richtstrahl auch die OMFAR und die IHARIATU ein. Wir machen das Beste aus unserer Lage. Aufgrund der Umstände führen wir den Befehl nicht buchstabengetreu aus, sondern wir versuchen, es möglichst ähnlich hinzubekommen."
    Die nächste Stunde verwandten sie auf Wahrscheinlichkeitsrechnungen und kleine Änderungen im Detail. „Ihr alle wißt, was ihr zu tun habt", sagte Poster tol Jhiakk. „Und vergeßt nicht, wem ihr euren Tod zu verdanken habt. Wir singen aus dem Buch Hexameron das Lied des Fünften Tages." Gemeinsam mit den anderen fiel er in Verzückung, und er verdrängte zum erstenmal seit vielen Stunden die Beklemmung, die ihm in der Enge zu schaffen machte.
    Es werden die Klugen den Beginn des Fünften Tages erkennen am Leuchten des Himmels über den Sternen. Seine Farbe wird sein wie die der Blüten des Strauches Dulaam, und es wird den wenigen, die jetzt noch am Leben sind, vorkommen, als hätte Girratu, die Göttin des Feuers, sie wegen ihrer Sünden mit tödlichem Haß bestraft. Denn die Himmel werden glühen und das Land verdorren, und es wird kein Leben mehr möglich sein, wie wir es kennen.
    Das alles aber ist nicht Girratus Zorn, sondern ein Vorzeichen dessen, was geschehen muß, wenn die Vollendung vollzogen werden
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