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1384 - Die Blut-Ruine

1384 - Die Blut-Ruine

Titel: 1384 - Die Blut-Ruine
Autoren: Jason Dark
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musst einfach das Gefühl bekommen, sie beschützen zu müssen.
    Doch wenn er das tat, lief er in ihre Falle.
    Ein Angriff erfolgte nicht. Stattdessen verzog sie die Lippen zu einem Lächeln und deutete sogar ein Nicken an, sodass ich mich fragte, was das alles sollte. Und ihre folgenden Worte begriff ich ebenfalls nicht, denn sie sagte: »Ich bin froh, dass du gekommen bist, John Sinclair.«
    Okay, das hatte ich verstanden. Nur begriff ich den Sinn der Worte nicht. Zudem hatte sie mich wie einen alten Bekannten begrüßt. Genau das war ich nicht. Wir hatten uns nie zuvor gesehen.
    Dieses ungewöhnliche Spiel lief noch an mir vorbei.
    »Warum bist du froh?«
    »Weil nur du mich befreien kannst.«
    Ich schluckte das Lachen, das mir auf der Zunge lag, denn ich wollte sie nicht verärgern. Diese Welt war mir einfach fremd. Nicht nur, dass ich mich zwischen den Zeiten aufhielt oder womöglich in der Vergangenheit, durch ihre Worte wurde ich wieder an das erinnert, was mir Ken Kilmer erzählt hatte, nämlich dass er sich wie in einem Märchen vorgekommen war.
    Das erlebte ich jetzt auch. Ich war der Prinz oder der Ritter, der erschienen war, um die Prinzessin zu erlösten, die darauf gewartet hatte. Nur nicht durch einen Kuss, hier würde die Erlösung anders aussehen.
    »Befreien also?«
    »Ja.«
    Ich steckte ihr die linke Hand entgegen. »Bist du nicht längst frei, Serena?«
    Unendlich traurig schüttelte sie den Kopf. »Nein, John Sinclair, ich bin nicht frei. Es sieht nur so aus, aber ich kann mich nicht so frei bewegen, wie ich es gern will. Ich bin eine Gefangene, die unter ihrer Angst leidet, und das möchte ich nicht mehr sein.«
    »Gut, das verstehe ich. Aber wie soll denn die Befreiung aussehen. Welche Rolle hast du mir zugedacht?«
    »Es gibt nur eine Möglichkeit«, erklärte sie mit leiser Stimme. »Du musst mich töten, um mich von diesem Dasein zu erlösen. Ich will so werden wie die anderen, die ich kenne und die auch ihr Leben verloren haben in den anderen Zeiten.«
    »Und wie sind sie geworden?«
    »Glücklich«, flüsterte mir Serena entgegen. »Sie leben jetzt in einer anderen Welt. Diese Blut-Ruine ist der ideale Ort, um endlich die Seiten zu wechseln. Mich lockt das Jenseits. Ich will wieder zu meinen Schwestern und mit ihnen vereint sein. Sie rufen mich. Sie sprechen zu mir. Sie wollen, dass ich komme.«
    Ich dachte an die ungewöhnlichen Stimmen, die ich bei meinem Gang durch den Turm gehört hatte. An das Raunen und Flüstern, das überall gewesen war und mich begleitet hatte.
    Ich selbst hatte keine Erklärung dafür. Es konnten aber durchaus Stimmen aus der Geisterwelt sein, und ich hatte so etwas nicht zum ersten Mal vernommen, das kam auch noch hinzu.
    »Und warum sehnst du dich so sehr nach deinem Tod?«
    »Weil ich in einem falschen Körper stecke. Ich will nicht mehr die sein, die du vor dir siehst.«
    »Eine Blutsaugerin also?«
    Serena nickte.
    »Und was ist daran so schlimm?«, fragte ich, wobei mir gleichzeitig auffiel, dass ich mit dieser Frage etwas tat, was mir eigentlich zuwider war. Ich verteidigte indirekt das Vampir-Dasein.
    Natürlich sah ich dieses untote Leben nicht als positiv an, ich forschte vielmehr nach den Gründen für Serenas Verhalten. Wenn ich die herausfand, dann war es mir vielleicht auch möglich, das Rätsel der Blut-Ruine zu lösen.
    »Du fühlst dich also als Blutsaugerin an diesem Ort nicht wohl. Stimmt das?«
    »Ja.«
    »Gut, akzeptiert. Als was würdest du dich denn wohlfühlen? Als Mensch?«
    »Ja, als Mensch. Und als Hexe«, fügte sie mit einer besonderen Betonung hinzu.
    Aha! Allmählich kam ich der Sache näher. Sie war also eine Hexe gewesen, wie auch die anderen Personen, die in diesem Kloster gelebt hatten.
    Das lag lange zurück. Die Hexen waren getötet worden, aber ihr Erbe gab es noch immer.
    »Du willst zu deinen Schwestern?«
    »Das möchte ich.«
    »Kennst du sie denn? Kennst du all diejenigen, deren Stimmen du hier gehört hast?«
    Wieder sah ich ihr trauriges Kopfschütteln. »Nein, leider kenne ich sie nicht. Das ist vor meiner Zeit gewesen, weit davor. Bei mir ist alles anders, denn ich habe zu den alten Zeiten noch nicht existiert. Ich bin einfach neu hinzugekommen und habe nur von den alten Geschichten gehört.«
    »Von wem?«
    Ich sah, dass ihre Augen anfingen zu leuchten. »Von Assunga natürlich!«
    »Aha.«
    »Ja, sie ist unsere Führerin. Ich habe mich so wunderbar in ihrer Nähe gefühlt, bis er kam und sich auf Assungas Seite
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