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138 - Der schwarze Druide

138 - Der schwarze Druide

Titel: 138 - Der schwarze Druide
Autoren: A.F.Morland
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Kristall aufheben. Ich feuerte. Leider überhastet. Die geweihte Silberkugel strich knapp an Reenas vorbei.
    Er schien zu spüren, daß ich keine gewöhnlichen Geschosse verfeuerte, und er schien auch begriffen zu haben, daß ich ihn jetzt für immer zur Hölle schicken konnte.
    Deshalb hetzte er mit wehendem Umhang davon. Ich versuchte ihn mit einer zweiten Kugel zu stoppen, aber da passierte etwas, das mich so sehr verblüffte, daß ich den Mann noch einmal verfehlte.
    Die »Rakete« hob ab!
    Gezündet hatte sie Reenas vor unserem Eintreffen, und die Kraft, die auf das Hügelgrab einwirkte, entwickelte eine Eigendynamik. Sie brauchte nicht mehr gelenkt zu werden.
    Der Hügel, in dem sich Mr. Silver befand, dieses ganze leuchtende Etwas, hob vom Boden ab!
    Mir standen die Haare zu Berge. Ich wußte nicht, wie es um Metal stand, wollte Mr. Silver nicht schon wieder verlieren, wußte aber nicht, wie ich es verhindern sollte.
    Wie eine leuchtende Kuppel gewann der Grabhügel an Höhe.
    Reenas war verschwunden.
    Der Zeitkristall lag auf dem Boden. Ob ich mit seiner Hilfe den schwebenden Hügel veranlassen konnte, wieder aufzusetzen, hierzubleiben?
    Ich stürmte vorwärts.
    Der Hügel schwebte bereits dreißig Meter über dem Friedhof. Er war kleiner geworden.
    Vielleicht war es gefährlich, den Zeitkristall zu berühren. Ich wagte es, denn es gab wahrscheinlich nur diese eine Chance, Mr. Silver zurückzuholen.
    Sollten all die Strapazen, die wir auf uns genommen hatten, umsonst gewesen sein? Herr im Himmel, laß es nicht zu! dachte ich aufgewühlt. Dann bückte ich mich und nahm den Zeitkristall an mich.
    Er war kalt wie Eis. So kalt, daß ich erschrak und ihn beinahe wieder auf den Boden geworfen hätte, aber dann umschloß ich ihn mit meinen Fingern. Ich preßte sie so fest zusammen, als wollte ich den Kristall ausquetschen, und ich starrte nach oben, dorthin, wo sich die leuchtende Kuppel befand.
    Sie wurde immer kleiner.
    »Komm zurück!« schrie ich wütend. »Verdammt noch mal, komm zurück! Ich befehle es dir! Ich habe den blauen Kristall! Du mußt mir gehorchen!«
    Aber das fliegende Grab gehorchte mir nicht.
    Es hatte sich selbständig gemacht, war unabhängig vom Zeitkristall. Vielleicht hätte ich noch Einfluß auf das Hügelgrab nehmen können, wenn ich gewußt hätte, wie man den blauen Kristall aktivierte, aber das war mir nicht bekannt.
    »Zurück!« brüllte ich aus Leibeskräften. »Komm zurück!«
    Doch das Hügelgrab flog weiter, wurde kleiner und verschwand - in irgendeiner Zeit!
    ***
    Nun hatten wir Mr. Silver endgültig verloren. Reenas hatte sich aus dem Staub gemacht, und ich besaß seinen blauen Kristall, mit dem ich nichts anfangen konnte, der für mich wertlos war.
    Ich steckte den Zeitkristall ein und holte mir meinen Diskus. Niedergeschlagen starrte ich auf die Stelle, wo bis vor kurzem das steinerne Hügelgrab aufragte. Jetzt war sie leer.
    Es war zu dem gekommen, was Zero gewollt hatte.
    Wir konnten es nicht verhindern. Im Geist hörte ich Frank Esslin höhnisch lachen. Er konnte zufrieden sein. Es war ihm gelungen, uns so viele Hindernisse in den Weg zu stellen, daß wir Mr. Silvers Versteck nicht rechtzeitig fanden.
    Wie ein alter, vom Leben geschlagener Mann drehte ich mich um und begab mich zu Metal. Er hatte alles gegeben, um Mr. Silver hierzubehalten, doch es hatte nicht gereicht.
    Die Ereignisse, die wir hinter uns hatten, hatten uns einander nähergebracht. Erstmals konnte ich mir eine offene, bedingungslose Freundschaft zu Metal vorstellen.
    Ich war davon überzeugt, daß er mir eines Tages so sehr ans Herz wachsen würde wie sein Vater. Schließlich waren sie beide aus demselben Holz geschnitzt - beziehungsweise aus demselben Silber gegossen.
    Vater und Sohn… Ich konnte zwei so starke Freunde gut gebrauchen.
    Würden sie irgendwann an meiner Seite stehen?
    Oder befanden wir uns auf einem Scheideweg?
    War Mr. Silver für immer in der Versenkung verschwunden? Würde ihn Metal ablösen?
    Verdammt noch mal, ich wollte keine Ablöse, ich wollte sie beide!
    Ich beugte mich über den jungen Silberdämon. Reglos lag er auf dem Rücken, die Beine leicht gegrätscht, die Arme seitlich ausgestreckt - mit schlaffen Zügen und geschlossenen Augen.
    »Metal!« sagte ich und schüttelte ihn.
    Er reagierte nicht.
    Ich schlug auf seine Wange. »Metal!«
    Wie tot lag der junge Silberdämon vor mir.
    Meine Kehle wurde plötzlich eng, und mein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. War die
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