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1379 - Zielstern Anklam

Titel: 1379 - Zielstern Anklam
Autoren: Unbekannt
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um Namrong hängen würden. Was war, wenn Imago nicht zurückkehrte? Würde es den Benguel einfallen, sich auf der Erholungswelt der Kartanin niederzulassen und dieses Paradies zu stören?
    Wieder bedrängten die Fluchtgedanken den Projektleiter. Hangay floh. Die Hälfte der Galaxie hatte ihr Ziel vermutlich erreicht. Und auch die Kartanin flohen. Sie waren von Anfang an eine der treibenden Kräfte des Projekts gewesen.
    Dachte Ren-No und fühlte sich behaglich in dem Bewußtsein, daß sein Volk in der Vergangenheit technische Hochleistungen vollbracht hatte, auf denen es sich noch heute ausruhen konnte. Besonders Vinau eignete sich dazu, sich auszuruhen auf den Lorbeeren, die so alt waren wie das ganze Projekt.
    Wir müssen überleben, dachte er. Wir wollen überleben. Wenn schon der ferne Untergang Tarkans nicht aufgehalten werden kann, weil er einem physikalischen Gesetz entspricht, dann wollen wir wenigstens die Kräfte aufbringen, uns diesem Untergang zu entziehen.
    So und nicht anders lautete die Prämisse des Meekorah-Projekts, und Ren-No besaß genug Intelligenz, um zu erkennen, daß dies das eigentliche Ziel der Entwicklung von intelligentem Leben im All sein mußte: das Überleben des Untergangs, der Wechsel in einen anderen Bereich, der Aufbau einer neuen Existenz.
    Ein plötzlicher Verdacht drängte sich dem Kartanin auf, der ihn in den ersten Augenblicken sogar das Schrillen der Alarmanlage überhören ließ.
    Was waren die Flüchtenden Hangays anderes als Zigeuner zwischen den Universen? Und wo lag der Unterschied zu den Benguel, den ewigen Nomaden und Parias? Waren Flüchtlinge nicht überall, wo sie auftauchten, Ausgestoßene? Entstand das Zigeunertum nicht dadurch, daß niemand Fremde bei sich haben wollte? Und gab es ein universelles Gesetz, das dahinterstand, etwa das Gesetz, das es nicht erlaubte, daß sich Intelligenzwesen dem Untergang des eigenen Universums durch Flucht entzogen?
    Erst jetzt bemerkte er das nervtötende Schrillen. Er verließ das Warmluftgebläse und suchte den Wohnraum auf. Hastig schaltete er die Kommunikation ein. „Die Raumabwehr hat eine riesige Flotte ausgemacht. Kertuul lehnt eine endgültige Entscheidung aus dubiosen Gründen ab", wurde ihm gemeldet. „Er bittet dich um eine Entscheidung!"
    „Ich komme!"
    Ren-No schlüpfte in eine Kombination und machte sich auf den Weg in das eigentliche Projektzentrum von Drifaal.
    Kertuul stellte ohne innere Anteilnahme fest, daß die ersten Schüsse wirkungslos verpufften. Die riesige Blase aus Benguel-Schiffen begann sich weiter aufzulösen, und der Oberkommandierende bat um eine rasche Verbindung mit Ren-No. Er wollte nichts tun, was sich im nachhinein als Fehler herausstellen konnte.
    Er suchte eine Funkverbindung mit einem der Schiffe des Gebildes. Sie kam zustande, und Kertuul betrachtete den Benguel, dessen Augen ihn listig ansahen. Das Fell des Wesens war grau und fleckig, ein Zeichen hohen Alters. „Höre mir zu", zwitscherte der Venno. „Ich weiß, daß ihr gekommen seid, um auf Imago zu warten. Aber ihr dürft nicht glauben, daß ihr tun und lassen könnt, was ihr wollt. Wenn ihr euch unseren Anweisungen nicht fügt, dann werden wir eure gesamte Flotte vernichten."
    Er bluffte. Er besaß keine Informationen über die waffentechnische Stärke der Raumer. Er wußte nicht einmal, ob die Benguel friedliebend waren. Er vermutete, daß die Juatafu in jede Auseinandersetzung eingreifen würden.
    Und er wunderte sich, daß der Benguel auf seine Drohung einging. „Was schlägst du uns vor, Venno?" kam die Frage. „Ihr dürft euch nicht dezentralisieren. Alle Schiffe müssen sich wieder mit den anderen vereinigen.
    Danach werde ich euch einen Platz zuweisen, an dem ihr auf eure Imago warten könnt!"
    Der Benguel verschwand vom Bildschirm, und der Venno wartete gespannt. Ein leises, zweifelndes Pfeifen seiner Mannschaft machte ihn nervös, aber er ließ sich nichts anmerken. Er spürte nur, daß er einige Zeit benötigen würde, um den Schock zu überwinden, den er erlitten hatte.
    Ren-No meldete sich. Erleichtert nahm Kertuul das Gespräch entgegen. „Warum zauderst du?" erkundigte sich der Kartanin. „Hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, daß die Benguel und Juatafu die fünfte Kolonne des Hexameron sein könnten? Vertreibe das riesige Gebilde und entferne die Schiffe aus dem Orbit über Namrong!"
    Kertuul zuckte unmerklich zusammen. Er beugte sich ein wenig nach vorn, betrachtete das Bild mit dem Kartanin.
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