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1373 - IMAGO

Titel: 1373 - IMAGO
Autoren: Unbekannt
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Benguel hielten ihre wahren Namen geheim, als schämten sie sich ihrer, und riefen einander mit Spitznamen wie Schönredner, Vielsprecher, Langläufer, Schnellfahrer und ähnlichen Bezeichnungen. Nur Eserfim hatte da eine Ausnahme gemacht. Er hatte klar und ohne Hemmung zugegeben, daß er so und nicht anders heiße.
    Im Sothalk gab es ein Wort „ashraf", das soviel wie „der Wiedergeborene" bedeutete. LEDA hielt es für möglich, daß der Name Eserfim aus dieser Wurzel abgeleitet war. Die Aussicht, daß die Benguel Namen trügen, die aus der Sprache eines anderen Universums stammten, war natürlich atemberaubend, aber letzten Endes nur von intellektuellem Interesse. Viel mehr beeindruckte - und belastete - Perry Rhodan etwas anderes. Er hielt sich selbst dafür verantwortlich, daß Jordan und Eserfim Selbstmord begangen hatten - nicht physischen Selbstmord, sondern geistigen. Sie lebten noch, aber sie waren ihrer Intelligenz beraubt. Irgend etwas, so meinte er, war von ihm auf sie übergesprungen, als der Venno die Plattform des Gefängnisturms betrat. Er hatte einen Impuls in ihren Bewußtseinen ausgelöst, der dazu führte, daß sie ohnmächtig zusammenbrachen und später, als sie wieder zu sich kamen, fast alle geistigen Fähigkeiten verloren hatten.
    Die Theorie ließ sich durch nichts beweisen, und LEDA hatte sich redlich bemüht, sie ihm auszureden.
    Erfolg hatte sie freilich damit nicht gehabt. Er hielt sich für den Schuldigen, und dabei blieb es. Der Umstand, daß eines der Opfer „nur" ein Roboter und das andere der Vertreter eines Volkes war, das von den Bewohnern der Galaxis Hangay einmütig als eine Versammlung von Parias betrachtet wurde, minderte sein Schuldgefühl nicht. Er nahm sich vor, Mitgliedern beider Spezies in Zukunft so fern wie möglich zu bleiben.
    Beodu hatte natürlich nicht versäumt, darauf hinzuweisen, daß das Ereignis nahezu in allen Einzelheiten seinem wichtigsten Traum entsprach. Dieser Traum, den er Perry Rhodan bei ihrer ersten Begegnung erzählt hatte, besaß folgenden Inhalt: „Ich schwebe hoch in den Lüften. Unter mir breitet sich eine eintönige Ebene aus. Ich glaube, sie ist mit Sand bedeckt. Ich sehe zwei Wesen. Das eine hat vier Arme und vier Beine und ist von exotischer Gestalt. Das andere hat das Aussehen eines Baumbewohners. Ich senke mich auf die beiden Wesen hinab. Als ich ihnen bis auf wenige Meter nahe gekommen bin, gibt es einen Blitz. Die beiden Wesen fallen um und rühren sich nicht mehr. Offenbar bin ich es, der dies bewirkt hat. Sie sind tot. Ich habe sie getötet. Eigentlich sollte ich darüber Bedauern empfinden, aber das gelingt mir nicht. Ich bin statt dessen von Freude erfüllt. Ich glaube, einen wichtigen Auftrag erfolgreich erledigt zu haben."
    Das war der Traum, und den Akteuren, die darin mitspielten, war Beodu nach und nach begegnet: dem vierarmigen, vierbeinigen Roboter Jordan auf Ylon und ein paar Monate später den Benguel. Die Bedeutung des Traumes war jedoch nach wie vor unklar, und Perry Rhodan war auch gar nicht sicher, ob der Attavenno womöglich die Juatafu-Roboter und die Benguel nur deswegen als Mitspieler in seinem Traum identifizierte, weil er ernst genommen werden wollte. Aber eines gab ihm zu denken: Das Ereignis im Traum war identisch mit dem Vorgang, den er im Gefängnis erlebt hatte. Sogar der Blitz kam darin vor, der in dem Augenblick aufzuckte, in dem die beiden Gestalten zusammenbrachen. Der Traum, den Beodu seit vielen Jahren träumte, hatte ein Geschehen vorweggenommen, das jetzt Wirklichkeit geworden war.
    Beodu hatte die Lippen des Rüsselmunds aufgestülpt und jenes rasselnde Geräusch von sich gegeben, das bei ihm soviel bedeutete wie der schicksalsergebene Seufzer eines Menschen. Dazu hatte er gesagt: „Ich habe also jetzt den Beweis, daß meine Träume in die Zukunft blicken. Es wäre schön, wenn ich sie auch verstünde."
    Nach fünftägigem Flug erreichte die Flotte das Anklam-System. Die Raumschiffe der Kartanin und ihrer Verbündeten waren mit Lineartriebwerken ausgestattet, die annähernd so leistungsfähig waren wie die von der galaktischen Technik entwickelten Aggregate. Die LEDA hatte ihr eigenes Triebwerk desaktiviert und den Flug quasi als Anhängsel des kartanischen Flaggschiffs mitgemacht.
    Im Orbit über dem Mond Drifaal, auf dem sich die zentralen Anlagen des Anklam-Projekts befanden, rief Ren-No den Terraner zu sich. Dies tat er auf die vorsichtige und höfliche Art und Weise, die er seinem Gast
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