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1370 - Das Vampir-Lager

1370 - Das Vampir-Lager

Titel: 1370 - Das Vampir-Lager
Autoren: Jason Dark
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gebündelte Strahl bildete an seinem Ende einen Kreis, und der wanderte über den Boden der Truhe hinweg, der feucht schimmerte.
    Es fiel mir nichts auf, und trotzdem war es anders als bei den Truhen, die wir vorher untersucht hatten. Dort hatten wir Fischgeruch wahrgenommen, und genau der fehlte bei dieser Truhe. Es roch nicht nach Fisch. Vom Boden her wehte mir ein anderer Geruch entgegen, der meiner Ansicht nach überhaupt nicht passte. Es war auch kein Geruch, sondern schon mehr die Reste eines Gestanks, die endlich freie Bahn hatten.
    Es roch nach… ja, wonach denn?
    Moder. Nach etwas Altem, das dicht vor dem Verfaulen stand. Es hatte sich zwischen den Wänden der Truhe gehalten und strömte jetzt von unten her gegen meine Nase.
    Ich hatte in den letzten Sekunden gebückt gestanden und richtete mich nun wieder auf. Dabei drehte ich den Kopf nach rechts und blickte durch die offene Hintertür nach draußen.
    Dort standen Suko und Chesterfield zusammen. Mein Freund hatte sich vor dem Händler aufgebaut und nahm diesem den Blick auf den Wagen. Ich hörte auch nicht, was sie sprachen, aber ich legte mir schon die richtigen Worte für Chesterfield zurecht.
    Bevor ich den Wagen verließ, öffnete ich die anderen Truhen wieder und strengte meinen Geruchssinn an.
    Es passte perfekt. Auch hier erlebte ich den Geruch, der nicht hierher gehörte. Dieser Mensch, der auf den Namen Chesterfield hörte, hatte nicht immer nur Fisch in seinem Wagen gekühlt, sondern auch etwas anderes.
    Ich würde ihm die entsprechenden Fragen stellen und freute mich bereits darauf.
    Als ich von der Ladefläche zu Boden sprang, trat Suko zur Seite.
    Chesterfield machte jetzt den Eindruck eines Mannes, der sich wieder erholt hatte. Er hatte auch seine Sicherheit wieder gefunden, und seine Stimme klang entsprechend.
    »Ha, haben Sie was gefunden?«
    »Ja.«
    »He, was denn?«
    »Leere Truhen.«
    Er lachte mich an, und sein Gelächter klang irgendwie fettig. Auch schadenfroh. »Was immer Sie gesucht haben, bei mir können Sie so etwas nicht finden.«
    »Man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben«, erklärte ich.
    »Was soll denn das heißen?«
    »Das werde ich Ihnen gleich sagen. Ich habe zwar nichts gefunden, aber etwas gerochen.«
    »Hä, was denn? Fisch?«
    »Nein, das wäre ja normal gewesen. Das hätte mich auch nicht misstrauisch gemacht. Es war etwas anderes. Ein Geruch, der nicht in Ihren Wagen gehört, sondern eher auf einen Friedhof. Aus den Truhen wehte mir ein fauliger Gestank entgegen. Den, bitte schön, hätte ich gern von Ihnen erklärt.«
    Chesterfield sagte nichts. Er war plötzlich ganz still geworden. Das schlechte Gewissen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er konnte uns auch nicht mehr ansehen, sondern starrte auf den Erdboden.
    Wahrscheinlich suchte er nach einer Möglichkeit, sich herauszureden, doch es würde sehr schwer sein, eine plausible Ausrede zu finden.
    Er bewegte seinen Mund wie jemand, der isst. Viel Zeit ließ ich ihm nicht. »Ich denke, Sie haben uns etwas zu erklären.«
    »Scheiße«, flüsterte er.
    »O, warum das?«
    Er ballte die linke Hand zur Faust. Schlug allerdings nicht zu, sondern wirkte nach wie vor wie ein Mensch, dem die Felle davon geschwommen waren.
    »Sie wollten uns einige Dinge erklären, Mr. Chesterfield«, drängte ich. »Und zwar recht schnell, denn unsere Zeit ist begrenzt.«
    »Ja, gut«, erwiderte er nach einer Weile des Nachdenkens. »Es ist wohl besser.«
    »Wo?«
    »Lassen Sie uns in den Laden gehen.«
    Damit waren Suko und ich einverstanden. Unser Gefühl war auch ein besseres geworden. Auch wenn es nur ein Geruch gewesen war, für mich stand fest, dass wir den Beginn des Fadens in der Hand hielten, an dessen Ende uns hoffentlich die Lösung dieses komplizierten Falls erwartete…
    ***
    Die Fratze des weiblichen Blutsaugers hatte Glenda nur wenige Sekunden gesehen, dann verschwand sie vor dem Fenster. Aber nicht, weil sich die Gestalt zurückgezogen hätte, sondern, weil sie mit der Hand oder dem Ellenbogen von außen her gegen das Glas gedroschen hatte und die Scheibe so zersplittert war. Die Splitter flogen Glenda Perkins entgegen, während sie noch ihren Gedanken nachhing. Durch eine reflexhafte Bewegung sorgte sie dafür, das Gesicht vor den heranwirbelnden Scherben in Sicherheit zu bringen und hatte auch das Glück, nicht von den größten Stücken getroffen zu werden. Nur ein paar wenige Splitter erwischten die Haut an der Stirn und auch den dunklen Haaransatz.
    Glenda lief
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