Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1370 - Amoklauf der Wissenden

Titel: 1370 - Amoklauf der Wissenden
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Angewohnheit, daß sie sie gewiß nicht freiwillig aufgeben würden. Sie gefielen sich viel zu gut in der Rolle der geheimnisvollen telepathischen Stimme, deren Ursprung niemand kannte.
    Telepathische Stimme?
    Nikki Frickel mußte plötzlich daran denken, daß auch die Voica auf den Paratau angewiesen waren. Kein Paratau - keine Stimme von Ardustaar.
    Nikki Frickel spürte eine Gänsehaut auf ihrem Rücken.
    Sie ahnte plötzlich, daß den Kartanin eine Krise bevorstand, die weitaus schlimmer als irgendein Krieg war.
     
    3.
     
    In der Ratshalle herrschte dämmeriges Halbdunkel, aber niemand hatte zu diesem Zeitpunkt das Verlangen, etwas daran zu ändern. Wenn die hier versammelten Kartanin sich nach Helligkeit sehnten, dann nach der Helligkeit in ihrem Geist, die ihnen half, die Dinge zu verstehen. Und diese Helligkeit ließ sich leider nicht dadurch erzeugen, daß man irgendeine Lampe einschaltete.
    Der riesige Raum wirkte kalt und leer. Er war ohnehin nur sehr spartanisch eingerichtet, aber jetzt bewegte sich nichts und niemand im weiten Rund. „Es gibt offensichtlich nichts, was wir dagegen tun können", sagte Shu-Han-H'ay, die hier auf Kartan gewissermaßen das Hausrecht hatte. „Die Esper versagen, und wir wissen nicht, warum."
    „Vielleicht ist es eine Krankheit", vermutete Dei-Kiu-V'irn. „Ich hörte von einem Fall, der darauf schließen läßt, daß es sich eventuell um eine vorübergehende Erscheinung handelt."
    „Was ist das für ein Fall?" fragte Chai-Zsa-L'agyr interessiert und voller Hoffnung. „Eine Telekinetin hatte die Kontrolle über ein Bauteil verloren", erklärte Dei-Kiu-V'irn. „Eine im Bau befindliche Brücke stürzte durch ihr Versagen ein. Es gab einen großen Skandal, denn es geschah noch lange vor den seltsamen Vorgängen auf N'jalin. Man beschuldigte die Telekinetin der Sabotage. Es handelte sich um eine Angehörige meiner Familie, und darum ließ ich sie zu mir bringen. Sie behauptete, daß sie plötzlich einfach keine Kraft mehr gehabt hätte, und sie sagte sogar, daß die Träne der N'jala, die sie benutzt hatte, nicht in Ordnung war. Sie... nun, sie sprach von einer gefälschten Träne. Sie war sehr verwirrt und wußte wohl kaum noch, auf welche Weise sie ihr Versagen erklären sollte. Aber sie versteifte sich so sehr darauf, daß es an der Träne gelegen hätte, daß ich mir eine Probe aus dem betreffenden Lager bringen ließ. Natürlich war alles in Ordnung, und diese Telekinetin hat sich in meiner Gegenwart davon überzeugt."
    „Du meinst, sie hat nach ihrem Versagen Paratau genommen und die üblichen Fähigkeiten entwickelt?" fragte Na-Gyn-D'orja ungläubig. „Ja", sagte Dei-Kiu-V'irn. „Sie hat danach völlig normal reagiert - wenigstens für kurze Zeit. Ich habe sie wieder an ihre Arbeit geschickt, und es war alles in Ordnung. Erst als weitere Fälle auftraten, hat auch sie wieder versagt. Aber das muß doch nicht bedeuten, daß sie sich nicht auch wieder erholen könnte."
    „Dann könnten die anderen auch wieder zu Kräften kommen", sagte Jao-Tan-T'uos auf geregt. „Wir sollten dafür sorgen, daß diese Telekinetin isoliert und gründlichst untersucht wird!"
    „Das habe ich bereits veranlaßt", erklärte Dei-Kiu-V'irn, und die anderen Hohen Frauen begannen eine erregte Diskussion.
    Sie alle waren zutiefst verunsichert. Shu-Han-H'ay wußte das, und sie kannte die unterschiedlichen Meinungen der anderen. Natürlich war die Vermutung, daß es sich um eine Krankheit handeln könnte, die die Esper lahmlegte, auch nicht mehr ganz neu - aber welche Vermutung war das schon? Überall suchte man voller Verzweiflung nach der Ursache des schrecklichen Unglücks. Es gab alle möglichen und unmöglichen Theorien, die das plötzliche Versagen der Esper erklären sollten, aber in der Praxis war man der Lösung des Problems noch um keinen Schritt näher gekommen.
    Genau das Gegenteil: Diese unheimliche Krankheit oder was immer es auch sein mochte, griff immer weiter um sich.
    Shu-Han-H'ay wußte, daß zwei der Hohen Frauen, Foo-Hel-K'yon und Vin-Lin-G'ahd, am liebsten sofort den Kriegszustand ausgerufen hätten. Chai-Zsa-L'agyr sympathisierte mit diesen beiden, gab das aber aus irgendwelchen Gründen noch nicht offen zu erkennen.
    Aber gegen wen hätten sie Krieg führen sollen?
    Da waren die Maakar, die natürlich auf der Liste der Verdächtigen ganz oben standen. Sie hatten die Macht der Esper oft genug zu spüren bekommen, und wenn sie - auf irgendeine vorerst noch unerklärliche
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher