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1360 - Die Seuche namens Saladin

1360 - Die Seuche namens Saladin

Titel: 1360 - Die Seuche namens Saladin
Autoren: Jason Dark
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angesprochen hatte. Er ließ die Hände sinken, drehte den Kopf nach links und schaute dabei zu mir auf.
    »Ach ja, du bist es.«
    »Genau.«
    »Und? Wie geht es dir?«
    »So einigermaßen.«
    »Mir nicht, John.« Bill strich über seinen Kopf. »Irgendetwas habe ich falsch gemacht. Außerdem habe ich einen Geschmack im Mund, der einfach nicht zu beschreiben ist. Hast du mir alte Putzlappen in den Rachen gesteckt?«
    »Bestimmt nicht.« Ich holte die Flasche Mineralwasser und reichte sie, schon geöffnet, meinem Freund. »Hier, trink. Das wird dich wieder auf Vordermann bringen.«
    »Danke. Du bist ein wahrer Freund.«
    Bill lehnte sich zurück und trank. Ich wollte ihm die Wahrheit noch nicht sagen. Er musste erst wacher werden und besser denken können. Ein paar Mal setzte er die Flasche ab, dann wieder an und trank, als wäre es die erste Flüssigkeit, die er seit Tagen zu sich genommen hatte. Schließlich war die Flasche leer.
    »Das ist wohl eine harte Sache gewesen – oder?«, fragte er mit leiser Stimme.
    »Irgendwie schon.«
    »Dabei war der Wein gut. Angeblich soll sein Genuss keine Folgen hinterlassen.«
    »Wir haben eben zu viel genossen.« Ich setzte mich wieder auf meinen Platz.
    Bill durchwühlte sein Haar. »Im Gegensatz zu mir kommst du mir richtig frisch vor, Alter.«
    Ich winkte ab. »Das täuscht. Ich bin eben nur schon etwas länger wach als du.«
    Er deutete gegen seinen Kopf. »Und was ist bei dir damit?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Das lässt sich ertragen. Mir ging es schon mal schlechter.«
    Bill lachte. »Das kann ich mir denken.« Dann fragte er: »Wie spät ist es eigentlich?«
    »Mitternacht ist vorbei.«
    »Schon morgen?«
    »Nein, heute.«
    »Hör auf, John. Ich glaube, ich schleiche jetzt ins Bad und fröne dem kalten Wasser. Dabei werde ich so leise gehen, dass Sheila nicht wach wird.« Er stemmte sich aus dem Sessel hoch und hörte noch in der Bewegung meine Bemerkung.
    »Da ist noch etwas. Bleib mal sitzen.«
    »Wieso?« Er ließ sich wieder fallen. »Gibt es Probleme?«
    »Das kann ich dir nicht so genau sagen, Bill. Ich wollte dir mitteilen, dass Sheila noch nicht im Bett liegt.«
    Der Reporter war noch nicht richtig wach. Sonst hätte er schneller geschaltet. So aber musste er erst nachfragen, und er tat dies mit einer sehr leisen und kratzigen Stimme.
    »Was soll das heißen, dass sie noch nicht in ihrem Bett liegt?«
    »Sie ist noch nicht wieder zurück.«
    Jetzt begriff Bill. Er blieb plötzlich starr sitzen und schaute mich an.
    »Moment mal, John, wir haben nach Mitternacht, und Sheila liegt noch nicht im Bett?«
    »So ist es.«
    Der Reporter wollte lachen, doch es kam nur ein Krächzen aus seinem Mund. Dann schüttelte er den Kopf, was ihm nicht gut tat, denn Bills Gesicht verzog sich.
    »Dauern die Versammlungen in der Regel immer so lange?«, erkundigte ich mich.
    »Nein«, murmelte der Reporter, »in der Regel nicht – sie gehen früher zu Ende.« Er stieß den Atem aus. »Eigentlich immer vor Mitternacht, wenn ich richtig informiert bin.«
    »Das ist natürlich schlecht.«
    Mein Freund überlegte. Es ging ihm wirklich sehr schlecht, sonst hätte er das nicht gebraucht. Er murmelte etwas vor sich hin, was ich nicht verstand, doch er begriff allmählich, dass Sheilas Verhalten nicht normal war, und auf seinem Gesicht breitete sich Besorgnis aus.
    Bevor er etwas sagen oder vorschlagen konnte, kam ich ihm zuvor. »Hat Sheila ihr Handy dabei?«
    »Klar.«
    »Dann versuch bitte, sie anzurufen.«
    Er sah mich an, dachte nach, und da hatte ich schon den Apparat aus der Station genommen und ihn meinem Freund in die Hand gedrückt. »Los, die Nummer kennst du doch.«
    Er nickte, aber sie fiel ihm nicht ein. Verständlich bei seinem noch immer dumpfen Zustand.
    »Hast du sie nicht einprogrammiert?«
    »Nur in meinem Handy.«
    »Und wo ist das?«
    Er stöhnte leicht auf und wischte wieder über seine Stirn. »So genau weiß ich das nicht.«
    Ich verdrehte die Augen.
    »Schau mal in der Jacke nach. Die hängt an der Garderobe.«
    Ich fand den Apparat tatsächlich dort und drückte ihn Bill in die Hand. Ab jetzt war alles ein Kinderspiel, aber schon wenig später schloss Bill die Augen.
    »Nichts, John. Ich bekomme keine Verbindung. Sheila meldet sich nicht. Sie hat das Ding abgeschaltet. Kein Wunder, sie will nicht gestört werden.« Er stöhnte auf. Von Saladin hatte er noch nicht gesprochen, und auch mir war der Name noch nicht über die Lippen gekommen, aber wir dachten
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