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1356 - Die Botschaft der Letzten Tage

Titel: 1356 - Die Botschaft der Letzten Tage
Autoren: Unbekannt
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Asketen. Das Feuer religiösen Eifers leuchtete in den grellweißen Augen, als der Panish Panisha mit schriller Stimme verkündete: „Es ist unglaublich, daß aus den kargen Vorräten, die für die einheimische Bevölkerung kaum noch hinreichen, Fremde gespeist werden, die auf unserer Welt nichts verloren haben. Ich bezichtige die Regierung des Mangels an Umsicht. Es ist unbedingt notwendig, daß alle Fremden sofort abgeschoben werden. Sollte man in Dadelyr diesen Wunsch des Volkes mißachten, wird das Volk selbst sich erheben und für sein Recht kämpfen. Wehe den Fremden ..."
    Zoor Hotep wurde ausgeblendet. Von neuem erschien das Bild des Raumhafens. „Die Regierung verwahrt sich gegen solche Äußerungen, die sie als Volksverhetzung bezeichnet", erklärte der Sprecher. „Inzwischen werden jedoch aus den ländlichen Gebieten südlich Tumqon Unruhen gemeldet. Die Kooperative Kijani Tango, der die Mehrzahl der Nahrunganbauendena Kleinunternehmer angehört, hat zu einer Protestdemonstration in der Hauptstadt aufgerufen ..."
    Auf Atlans Zuruf stellte der Empfänger seine Tätigkeit ein. Der Arkonide lehnte sich weit in seinem Sessel zurück und nahm mit einem Seufzer zur Kenntnis, daß die Entwicklung intelligenter Wesen offenbar überall entlang denselben Bahnen verlief. Wenn die Not vor der Tür steht, werden als erste die Fremden verantwortlich gemacht, dachte er ärgerlich.
    Die Unfreundlichkeit des Tonak, mit dem er im Administrationsgebäude gesprochen hatte, war also kein Einzelfall. Die Bevölkerung von Tonku wurde systematisch aufgehetzt. Der Zerfall des Psionischen Netzes wurde den Gorims angekreidet. Gorim war ein Schimpfwort. Es bedeutete schlechthin jeden Artfremden.
    Im Lauf der vergangenen Jahrhunderte war es jedoch in zunehmendem Maße besonders auf die Gänger des Netzes angewendet worden. Zoor Hotep, in seiner Position durch die Machtübernahme der Singuva verunsichert, versuchte, seine Macht zusammenzuhalten, indem er das alte Feindbild heraufbeschwor.
    Atlan bereitete sich eine frugale Mahlzeit zu. Die Meldungen des Nachrichtensenders hatten ihm den Appetit verdorben. Draußen neigte sich der Tag allmählich dem Ende zu. Lichter flammten auf. Die Stadt Ransin, zwischen der Küste und dem Fuß des Hügels gelegen, kleidete sich in die bunte Pracht der Lichterketten, die sich an den Straßen entlangzogen. Es war ein zauberhafter, friedlicher Anblick. Nichts an diesem Bild verriet, daß ein Panish Panisha von schwankendem Thron aus den Fremdenhaß zu schüren versuchte.
    Tonku war kein Ausnahmefall. Der Zusammenbruch des Psionischen Netzes würde überall Mangel und Not hervorrufen. Überall im Reich der Zwölf Galaxien würden Bürger sich erheben und die Vertreibung aller Fremden verlangen, weil sie von dem wenigen aßen, das nicht einmal für die Einheimischen ausreichte. Die Versorgung brach zusammen. Die Industrie lag brach. Politische Strukturen zerfielen, weil die interstellare Kommunikation nicht mehr funktionierte. Es würde Unruhen geben.
    Und es würden sich solche finden, die aus der Not der Völker Kapital zu schlagen versuchten. Fischer im trüben, die das Glück hatten, ein Raumschiff zu besitzen, das mit einem altmodischen Transitions- oder gar einem Lineartriebwerk ausgestattet war. Sie würden Waren transportieren und sie zu Wucherpreisen verkaufen. Andere würden die Gelegenheit nützen, ganze Zivilisationen mit der Not zu erpressen, und sich Reiche bauen, über die sie als Tyrannen herrschten.
    Das Chaos erhob sein häßliches Haupt. Die bisherigen Herrscher waren machtlos. Die Singuva hatten den Kriegerkult abgebaut, aber sie selbst waren außerstande, die Ordnung zu wahren. Gewiß, sie besaßen ESTARTUS technisches Erbe. Aber im Lauf der Jahrzehntausende war es so umfunktioniert worden, daß die Technik ausschließlich mit dem Enerpsi-Prinzip arbeitete. Die Singuva besaßen außerdem wenig technisches Verständnis.
    Eine schlimme Zeit kam auf das Reich der Zwölf Galaxien zu. Wie viele gab es, die erstens die technischen Mittel und zweitens den erforderlichen Mangel an Eigennutz besaßen, um wirklich helfen zu können? Die Gänger des Netzes? Es gab ihrer weniger als 500! Was wollten sie ausrichten, wenn Zehntausende von Völkern in Not gerieten?
    Die Verzweiflung, die ihn bei diesen Gedanken überkam, verdarb ihm den letzten Rest Appetit. Er schob die begonnene Mahlzeit zur Seite und rief dem Audioservo des Kommunikationssystems einen Rufkode zu.
    Die fest installierte
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