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1350 - Im Wald der toten Gesichter

1350 - Im Wald der toten Gesichter

Titel: 1350 - Im Wald der toten Gesichter
Autoren: Jason Dark
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gedacht, den Gesichtern neutral gegenüberstehen zu können. Es war ihm nicht möglich. Das Unfassbare sorgte weiterhin für diese tiefe Furcht.
    Und plötzlich hörte er etwas. Es war zunächst ein Geräusch, das er nicht einordnen konnte. Sein Zustand war noch zu weit von der Normalität entfernt.
    Bis das Lachen an seine Ohren drang!
    Er hatte sich nicht geirrt. Es war aufgeklungen, und er hatte es hinter seinem Rücken gehört.
    Nicht wegen der Lache zeigte er sich so erschreckt. Der Grund war ein anderer. Er kannte die Person, die dieses Lachen ausgestoßen hatte. Sie war hinter ihm. Er hatte sie gesehen, und es gab hier nur einen, der so lachen konnte.
    Korbinian!
    Er war der Meister und derjenige, der alles kannte, wusste und beherrschte. Phil empfand das Lachen als schlimm. Es hörte sich so siegessicher an. Er spürte, dass er eine Gänsehaut bekam.
    Das Lachen verstummte. Trotzdem wagte es Phil Truman nicht, sich zu drehen. Er fürchtete sich vor dem, was er sehen könnte, und wollte die Wahrheit so lange wie möglich hinauszögern.
    »Du bist ja wieder da, Phil!« Die Worte waren gesprochen worden, und Truman hatte nun den endgültigen Beweis dafür bekommen, dass Korbinian hinter ihm stand. Dessen Stimme war unverkennbar. Auch merkte man ihm beim Sprechen an, dass er kein Brite war.
    »Kannst du nicht sprechen?«
    Truman hob die Schultern.
    »Oh, das tut mir fast schon Leid. Ich habe dich wohl erschreckt. Aber du weißt doch. Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Dieses alte Sprichwort ist noch immer gültig.«
    Phil senkte den Kopf. Auch wenn er nicht so wirkte, doch sein Denken war wieder klar geworden. Ich habe alles falsch gemacht!, ging es ihm durch den Kopf. Verdammt noch mal, ich habe alles falsch gemacht! Ich bin da hineingeraten und weiß nicht, wie ich rauskommen soll.
    »Du bist wieder mal zu neugierig gewesen, Freund!«
    »War ich nicht!« Eine gewisse Erleichterung durchschoss ihn, als er merkte, dass er normal sprechen konnte. Er hatte nicht gelogen.
    Das Betreten des Waldes hatte ja nicht an ihm gelegen. Dafür gab es einen ganz anderen Grund.
    Die Lichter im Wald und letztendlich die Gesichter waren es doch gewesen, die ihn gelockt hatten. Das wollte er auch Korbinian klar machen. Der Schnitzer ließ ihn dazu nicht kommen, denn er sprach bereits den nächsten Befehl aus.
    »Dreh dich um!«
    Phil Truman war froh über diese Aufforderung. Er kam ihr auch sehr schnell nach und schrak dennoch leicht zusammen, weil er nicht damit gerechnet hatte, dass Korbinian so nahe vor ihm stand.
    Selbst in der Dunkelheit war er gut zu erkennen.
    Der Blick des Umweltjüngers klebte am Gesicht des Schnitzers fest. Er konnte nicht woanders hinschauen. So etwas musste er einfach sehen.
    Es war wie ein Magnet.
    Ein Gesicht?
    Ja, er kannte ihn ja. Hatte ihn oft genug gesehen. Diesmal wirkte das Gesicht so starr. Da gab es kein Leben. Es bewegte sich nichts, und Phil kam ein Vergleich in den Sinn.
    Wie glatt gehobelt!
    Nur hobelt man keine Haut. Mit einem Hobel geht man an Holz heran. Als Schnitzer arbeitete Korbinian nicht nur mit dem Messer, sondern auch mit dem Hobel.
    Etwas passte, und etwas passte trotzdem nicht. Über diese Diskrepanz konnte er keine Brücken schlagen. Man ließ ihm auch nicht die Zeit, weiterhin nachzudenken, denn aus dem Rachen des Schnitzers drangen ihm die nächsten Worte entgegen. Dazu brauchte der Mann nicht mal seinen Mund zu bewegen.
    »Du wirst diesen Wald nicht mehr lebend verlassen, Phil. Du hast zu viel herumgeschnüffelt. Du hättest wegbleiben sollen. Jetzt ist es zu spät für dich…«
    Truman glaubte Korbinian jedes Wort. Einer wie er hatte es nicht nötig zu bluffen. Er wollte sein Geheimnis für sich behalten, und das ging nur über Leichen.
    »Nein, Korbinian, nein. So leicht mache ich es dir nicht. Ich werde nicht sterben, das schwöre ich dir. Du kannst mich nicht fertig machen. Ich werde dagegen ankämpfen. Ich…«
    »Hör auf.« Korbinian hatte sehr ruhig gesprochen, was Truman trotzdem nicht beruhigte. Er schaute zu, wie der Mann vor ihm in die Tasche seiner Jacke griff und etwas hervorholte, das noch in einer ledernen Hülle verborgen war.
    Mit bewusst langsamen Bewegungen zog Korbinian es hervor.
    Da sich Truman schon in der Werkstatt des Mannes aufgehalten hatte, erkannte er mit Schrecken, was der Typ da festhielt.
    Es war ein Schnitzmesser. Höllisch scharf. Mit einer nach vorn gebogenen und leicht hochstehenden Klinge, die allerdings keine Spitze aufwies,
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