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1342 - Die Totmacher

1342 - Die Totmacher

Titel: 1342 - Die Totmacher
Autoren: Jason Dark
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ins Gesicht zu schauen. Ich würde auch durchdrehen. Ich würde am liebsten schreien und…«, ich hob die Schultern. »Aber was bringt mir das? Nichts. Ich bitte Sie nur um eines …«
    »Oh – der Herr Anwalt bittet.«
    »Ja, verdammt, das tue ich. Lassen Sie Wendy frei. Das ist alles. Es wird auch ohne sie als Geisel gehen. Sie soll nicht zuschauen, wie ihr Vater stirbt. Ihr Bruder ist auch allein gestorben. Daran sollten Sie denken.«
    »O ja, Blaine, da haben Sie Recht. Mein Bruder ist ganz allein gestorben. In seiner verdammten Zelle. Ich war nicht im Land, doch als ich davon hörte, wusste ich, dass es für mich nur noch ein Ziel gibt. Rache. Und diese Nacht ist für eine Rache perfekt geeignet. Halloween – die Nacht der Toten, der Geister und Gespenster aus dem Jenseits. Die Menschen spielen so gern mit dem Schrecken, doch nun werden sie den echten erleben, das kann ich dir schwören.«
    »Ja, das weiß ich. Aber deshalb können Sie das Kind laufen lassen. Ihre Freundin kann ja mit Wendy gehen. Dann ist doch alles klar. Dann haben Sie eine Aufpasserin.«
    »Hier entscheide ich!«
    »Das will ich Ihnen auch nicht absprechen.«
    Er überlegte und ich bekam plötzlich von einer Seite Unterstützung, mit der ich nicht gerechnet hatte.
    Mira mischte sich ein. »Bitte, Lou, denk darüber nach. Der Vorschlag ist nicht schlecht. Ich weiß ja, was du durchlitten hast, aber dein Bruder hatte nie etwas mit Kindern zu tun. Deshalb sollte Wendy nicht zuschauen, wenn du ihrem Vater den Schädel einschlägst.«
    Lou Gannon grinste breit. Noch während dieser Reaktion hatte er sich entschlossen. »Okay, ich bin kein Unmensch. Du kannst mit ihr gehen, Mira. Aber lass sie nicht frei. Warte im Flur auf mich.«
    »Oder soll ich nach oben gehen?«
    »Nein, bleib im Flur.«
    Ich war zunächst mal erleichtert über Gannons Entschluss. Doch es gab auch eine andere Seite. Ich dachte an Suko, der ebenfalls eingreifen wollte. Bisher hatte ich ihn noch nicht gesehen. Ich wusste auch nicht, ob er sich bereits im Haus aufhielt. Jetzt konnte unser Plan zu einem Bumerang werden.
    Etwas kribbelte über meinen Rücken hinweg. Die Furcht hielt mich mit ihren unsichtbaren Klauen fest und in meiner Kehle spürte ich eine kratzende Trockenheit.
    Entschied sich Gannon noch mal anders?
    Nein, er hatte einen Entschluss gefasst und dabei blieb er. »Warte im Flur.«
    Die Lage spitzte sich zu. Ich beobachtete jede Bewegung. Gannon ließ das Beil noch nicht sinken. Er zog nur den Kopf des vor Angst starren Mädchens ein wenig zurück und flüstere seiner Komplizin zu: »Nimm den Revolver!«
    Darauf hatte Mira gewartet. Sie zog einen stupsnasigen Revolver hervor, richtete ihn zuerst auf mich und glitt dabei zur Seite, um in die Nähe des Mädchens zu kommen.
    Im Prinzip änderte sich nichts. Auch jetzt blieb Wendy eine Geisel. Nur eben bedroht von einem Revolver.
    »Schreien darfst du nicht«, flüsterte Mira ihr zu. »Das macht mich nervös, verstehst du?«
    Wendy Blaine nickte nur. Für mich war diese Reaktion kaum nachvollziehbar. Da hätte ich gern den Kopf geschüttelt, ließ es vorsichtshalber bleiben.
    Möglicherweise täuschte ich mich auch in der Psyche des Kindes.
    Kinder wurden mit bestimmten Stresssituationen oft besser fertig als Erwachsene. Das erlebte ich hier am eigenen Leibe. Sie gehorchte aufs Wort. Nichts passierte, was einen Verdacht der anderen Seite erregt hätte. Alles lief normal und glatt ab.
    Das Mädchen musste vorgehen. Es gehorchte, und die Blonde hielt mit ihr Schritt. Die Mündung der Waffe zielte auf den Hinterkopf des Kindes. Wenn ich mir vorstellte, dass sie plötzlich abdrückte…
    Nein, daran wollte ich nicht denken!
    Sie gingen zur Tür.
    Ich hatte mich keinen Millimeter zur Seite bewegt und verdrehte nur die Augen, um ihren Weg zu verfolgen. Einen langen Atemzug später waren sie im Flur verschwunden.
    »Und jetzt zu uns«, flüsterte Lou Gannon…
    ***
    Karen Blaine klammerte sich an Suko fest. »Bitte, Inspektor, Sie wollen wirklich gehen?«
    »So war es abgesprochen.«
    »Aber das ist zu gefährlich. Meine Tochter…«
    »Genau um sie geht es, Mrs. Blaine. Wir wollen sie freibekommen. Da muss man unübliche Wege gehen. Ich denke, dass sie meinem Kollegen und mir vertrauen sollten. Wir können hier keine Polizei alarmieren, die das Haus umstellt. Hier müssen wir selbst handeln. Jede Sekunde, die wir verlieren, kann…«
    Er wollte nichts mehr sagen, um Mrs. Blaine nicht noch mehr zu beunruhigen. Auch ihr Mann
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