Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1341 - Die Wiege des Kretins

1341 - Die Wiege des Kretins

Titel: 1341 - Die Wiege des Kretins
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
überzeugt, dass das Erscheinen der Gestalt alles andere als ein Zufall war. Sie war erschienen, weil sie sich um ihn kümmern wollte, und sie würde auch warten, bis er fertig war. Der Entschluss stand fest.
    Godwin drehte sich wieder nach links. So brauchte er nur geradeaus zu gehen, um den Spind zu erreichen, in dem seine Kleidung aufbewahrt wurde.
    Mit dem Gehen klappte es schon besser. Er spürte in seinem Innern eine große Freude und zugleich eine Spannung, was die Zukunft wohl bringen würde.
    Mit schon noch etwas tapsigen Schritten näherte er sich dem Ziel.
    Abgeschlossen war die Schranktür nicht. Der Schlüssel steckte im Schloss. Er drehte ihn und konnte die Tür aufziehen.
    Auch im Dunkeln fand er sich zurecht. Die Umrisse seiner Kleidung waren gut zu sehen. Er hatte sie auch getragen, als ihn die Trümmer unter sich begraben hatten, aber vom Staub und Dreck war nichts mehr zu sehen. Man hatte die Klamotten gereinigt.
    Sehr gut!, dachte er und lächelte vor sich hin. Er holte alles vom Bügel und warf es aufs Bett.
    Das Ankleiden fiel ihm schwer. Es kostete ihn Energie, von der sowieso nicht mehr zu viel vorhanden war. Er musste zudem stets gegen den Schwindel ankämpfen, der ihn immer wieder überfallen wollte. Einmal trieb es ihn nach vorn, und da war er froh, sich auf seinem Bett abstützen zu können.
    Im Sitzen kleidete er sich dann an. Zuletzt schlüpfte er in die Schuhe. Das Gefühl, normale Klamotten zu tragen, hatte er so lange vermisst, dass es ihm jetzt ungewohnt vorkam. Die Hose und die Jacke empfand er sogar als doppelt so schwer. Besonders die Jacke drückte auf beide Schultern, und wegen der Schuhe ließen sich auch die Beine nicht mehr so leicht anheben.
    Trotzdem gab er nicht auf. Er ging am Bett vorbei, stützte sich sicherheitshalber darauf und schaute erst zur Tür hin, als er sich sicher fühlte.
    Ja, da stand der Eindringling noch. Er hatte geduldig gewartet und sich auch wieder so gedreht, dass er in Godwins Richtung schaute. Es war perfekt, besser hätte es für ihn gar nicht laufen können.
    »Gut«, flüsterte der Templer, »wer immer du auch bist, ich werde in deiner Nähe bleiben, das verspreche ich dir.«
    Nach diesen Worten machte er sich auf den Weg zur Tür. Er würde sie öffnen müssen, um das Zimmer zu verlassen, auch für den Geist?
    Als er darüber nachdachte, bewegte sich sein Besucher. Ein Laut war dabei nicht zu hören und auch nicht bei dem Phänomen, was Godwin de Salier wenig später zu sehen bekam.
    Der Besucher brauchte die Tür nicht zu öffnen. Sie bildete kein Hindernis für ihn. Er drückte sich hindurch, und es war nichts dabei zu hören. Das Zimmer war bis auf Godwin leer, was ihn persönlich aus dem Rhythmus brachte, denn er stoppte auf halber Strecke.
    Weitergehen oder bleiben? Hatte ihn diese Erscheinung genarrt?
    Spielte sie mit ihm?
    Er konnte sich keine Antwort geben. Um sie zu bekommen, musste er die Tür öffnen.
    Das tat er auch.
    Allerdings nicht so forsch. Langsam, wie es sich für ihn gehörte.
    Er merkte die Spannung auf seinem Rücken, weil sich dort die Haut zusammenzog. Darauf gewettet, dass der Unheimliche auf ihn warten würde, das hätte er nicht, aber er war fast überzeugt.
    Der erste Blick in den Gang brachte ihm einfach zu wenig, weil der Ausschnitt nicht gut genug war. Deshalb musste er die Tür weiter öffnen, um freie Sicht zu bekommen.
    Der Gang war nur kurz. Man konnte ihn als einen Nebenflur ansehen. Aber seine Länge reichte durchaus, um das sehen zu können, was Godwin wollte.
    Dort stand sein Besucher!
    Er wartete, wie jemand, der eine Verabredung getroffen hatte.
    Ein Schatten im trüben Licht einer Notbeleuchtung.
    Der Templerführer atmete wieder tief durch, und es tat ihm verdammt gut. Noch bewegte sich die Gestalt nicht. Dann drehte sie sich etwas zur Seite und ging auf den breiten Quergang zu, ohne dass sie dabei auch nur das geringste Geräusch abgab.
    Jetzt kam es auf ihn an.
    Folgen oder wieder zurückgehen und sich ins Bett legen?
    Godwin de Salier glaubte, an einer entscheidenden Wende in seinem Leben zu stehen, und er fasste einen Entschluss.
    Er folgte der Gestalt wie ein Hund seinem Herrn und stellte sich die Frage, wohin ihn der Weg wohl führen würde…
    ***
    Unsere »Koffer« waren bereits gepackt, aber wir reisten noch nicht ab. Erstens würden wir uns am nächsten Morgen auf den Weg machen, und zweitens wollten wir uns noch von Godwin de Salier verabschieden.
    Was war hier in Alet-les-Bains nicht alles
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher