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1333 - Mordgelüste

1333 - Mordgelüste

Titel: 1333 - Mordgelüste
Autoren: Jason Dark
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daran. Es wurde kein Schlüssel herumgedreht, das hörte ich schon. Dafür aber gab es ein schwappendes Geräusch, als die Tür langsam aufschwang. Da musste sie schon ihrer Schwere Tribut zollen. Das Licht im Gang war kalt und grell, dass es in meinen Augen schmerzte.
    Ich kniff sie zusammen. Schloss sie aber nicht, weil ich sehen wollte, wer mich da besuchte.
    Im Licht erschien der Umriss einer menschlichen Gestalt. Ich bekam das leise Geräusch der Schritte mit, und ich riskierte es auch wieder, die Augen zu öffnen.
    Ein Mann betrat das Verlies.
    Gesehen hatte ich ihn noch nie, aber das musste einfach der Hypnotiseur Saladin sein…
    ***
    Es gibt Menschen, die haben etwas Bestimmtes an sich. Wenn sie einen Raum mit Menschen betreten, die eine Party feiern, dann kann man das Gefühl haben, dass nur sie vorhanden sind und die übrigen Gäste in den Hintergrund drängen.
    Zu dieser Sorte Mensch gehörte meiner Meinung nach auch Saladin. Er kam und beherrschte die Szene. Das wäre auch in einem Zimmer geschehen, in dem sich nicht nur ein Mensch aufgehalten hätte, wie in meinem Fall. Einer wie er zog alle Aufmerksamkeit auf sich. Er war da, er war präsent. Er war derjenige, bei dem die Gespräche verstummen, weil sich jeder auf ihn konzentrieren will.
    Da ich nicht mit mir selbst sprach, brauchte auch kein Monolog zu verstummen.
    Saladin trat über die Schwelle und blieb danach wieder stehen.
    Wahrscheinlich, um sich begutachten zu lassen, denn er war auf eine bestimmte Art und Weise auch ein Narziss.
    Ich tat ihm den Gefallen und schaute mir diesen Mann, der andere Personen unter seine Kontrolle bringen konnte, sehr genau an.
    War er auffällig gekleidet?
    Ja und nein. Schwarz ist ja eine Mode- oder Trendfarbe, die eigentlich immer modern ist. Ganz in Schwarz hatte sich der Hypnotiseur gekleidet. Die Hose und auch das Jackett, das recht schmal geschnitten war, ohne ein Dreieck bildendes Revers, denn der letzte Knopf saß dicht unter dem Hals des Mannes.
    Die schwarzen Schuhe passten ins Bild. Es hätten nur die dunklen Handschuhe gefehlt, doch darauf konnte er verzichten. So schauten aus seinen Ärmellöchern die langen Finger hervor.
    Dann gab es noch das Gesicht oder den Kopf. Auf ihm wuchs kein Haar. Spiegelblank war der Schädel. Darunter malte sich kein pausbäckiges Gesicht ab, sondern ein sehr hageres. Jedoch nicht so hager, als dass man es mit einem Totenschädel hätte vergleichen können. Bei ihm sah vieles eckig aus. Das begann an der Stirn und hörte an seinem vorspringenden Kinn auf.
    Und ich sah die Bartschatten auf seiner Haut. Wären auf seinem Kopf Haare gewachsen, wären sie sicherlich schwarz gewesen. So aber sah ich die nur auf seinen Händen als dunklen Flaum.
    Nur die Augen sah ich nicht. Sie wurden von den schwarzblauen und kreisrunden Gläsern einer Nickelbrille verdeckt. Er nahm sie auch nicht ab, als er sich gemächlich in Bewegung setzte. Wie jemand, der genau weiß, dass er alle Trümpfe in den Händen hält, die er locker auf seinem Rücken verschränkt hatte.
    So wie er sich bewegte, gingen früher die Lehrer durch die Klassen, um mit ihren scharfen Blicken die Schüler zu beobachten, die sich dann unwillkürlich duckten, weil sie ein schlechtes Gewissen hatten.
    Hier gab es nur einen Schüler. Das war ich. Und er umging mich mit diesen schleifenden und schleppenden Schritten, wobei er seine breite Unterlippe in die Höhe geschoben und den Mund verächtlich verzogen hatte. Er wollte mir zeigen, dass es nur einen gab, der hier das Sagen hatte.
    Drei Runden drehte er.
    Ich tat ihm nicht den Gefallen, ihn zu beobachten. Das Drehen würde mir sowieso Probleme bereiten, und so blieb ich einfach sitzen. Irgendwann würde Saladin seinen Rundgang auch stoppen.
    Auf eine vierte Runde verzichtete er. Der Mann blieb so stehen, dass er mich anschauen konnte, wenn er den Blick etwas senkte.
    Beim Sprechen öffnete er kaum den Mund.
    »Sinclair«, sagte er mit einer Stimme, die auch einem Roboter hätte gehören können. »John Sinclair. Das ist prächtig. Ich hätte nie gedacht, dass es so einfach ist, dich zu treffen. Ein Kinderspiel, würde ich sagen. Du bist sogar freiwillig gekommen. Aber das kennt man von dir. Du bist jemand, der seine Nase gern in andere Angelegenheiten steckt. Bis jetzt hast du damit Erfolg gehabt. Das ist von nun an vorbei!«
    Er hatte zunächst genug geredet, aber er spielte weiter und nahm seine dunkle Brille ab.
    Genau darauf hatte ich gewartet. Ich wollte in die Augen
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