Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1318 - DORIFER

Titel: 1318 - DORIFER
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
weiter südlich zu jenem Tal verengte, an dessen Eingang der Ewige Krieger das Heraldische Tor hatte errichten lassen. In dieser Stadt schlug das Herz des pailliarischen Volkes, einer Spezies von Lazertoiden.
    War das Gepräge der Stadt schon vor der Unterjochung durch Ijarkor kosmopolitisch gewesen, so hatte sich Pailkad als Standort eines der wichtigen Heraldischen Tore seitdem noch mehr zum Schmelztiegel aller namhaften Völker der Galaxis Siom-Som entwickelt. Somer traf man allenthalben. Gawron hatten sich in großer Zahl angesiedelt. Eine Kolonie Quliman, fast ausschließlich aus Händlern bestehend, lebte hier. Ophaler traten in den Vergnügungsstätten als Sänger auf, die ihre Zuhörer in süße Träume wiegten, und manchmal sah man sogar das flinke Pelzknäuel eines Ulupho durch die Straßen huschen.
    So wenigstens lautete die Beschreibung der Stadt auf der Realebene. Daß es hier ganz anders aussah als im Pailkad des realen Universums, erkannte Eirene auf den ersten Blick. Mehrere Stadtteile standen in Brand. Daher stammte der Dunst, den sie und Atlan noch jenseits des Einschnitts wahrgenommen hatten. Träge Wolken blaugrauen Qualms wälzten sich himmelwärts und zerstoben in der kräftigen Brise, die vom Meer her wehte. Die Ursache der Brände war nicht zu erkennen; es erschien durchaus möglich, daß einzelne Gebäude sich unter dem Einfluß der mörderischen Hitze selbst entzündet hatten. Offensichtlich war jedoch selbst für den oberflächlichen Beobachter, daß nirgendwo etwas unternommen wurde, das Feuer einzudämmen. Atlan gelang es ohne Mühe, sechs individuelle Brandherde zu identifizieren. In ihrer Umgebung war die Stadt leer. Die Pailliaren hatten es vorgezogen, vor den Flammen zu fliehen, anstatt sie zu bekämpfen.
    Die Stadt war ausgeufert. Dort, wo die Gebäude sich im verdorrten Wuchs der Gärten, Parks und Wälder verloren, waren neue Siedlungen entstanden. Squatter-Dörfer hätte man sie auf der Erde genannt, Ansammlungen von hastig errichteten, primitiven Behausungen. Hunderttausende von Hütten, Zelten oder auch nur einfach in den Boden gerammten Schutzwänden waren rings um die Stadt verstreut, und die Flache, die sie bedeckten, überstieg an Umfang die der eigentlichen Stadt.
    Auf den ersten Blick hätte man glauben mögen, es seien die Bewohner der brennenden Stadtviertel, die hier Zuflucht gefunden hätten. Aber eine kurze, überschlägige Rechnung bewies, daß es nicht so sein konnte. Die Stadt selbst war für eine Einwohnerzahl von zwei Millionen ausgelegt. Mindestens doppelt soviel hausten in der Squatter-Siedlung. Das waren nicht die, die vor den Bränden geflohen waren. Es waren die Farmer aus der großen Ebene südlich der Berge, die daheim alles hatten liegen und stehen lassen, um in die Hauptstadt zu strömen. Was trieb sie? Die Trockenheit? Die Hoffnung, den Ewigen Krieger sprechen zu hören? Das Land im Süden wirkte, als sei es schon seit Tagen verlassen. Die Meldung über Radiokom hatte dagegen so geklungen, als hätte man erst eben erfahren, daß Ijarkor zu den Pailliaren zu sprechen gedenke.
    Atlan empfand Ratlosigkeit. Es gab so vieles, was er sich nicht erklären konnte - auch nicht, wenn er in Betracht zog, daß er sich im Bereich der Pseudowirklichkeit befand. Woher kamen die unerträglich hohen Temperaturen? Die Videoanzeige sprach von 46 Grad Celsius; dabei strebte die Sonne den Bergen zu und würde in spätestens drei Stunden hinter den scharf gezackten Graten verschwinden. Warum ließ man die Feuer brennen? Warum wurde kein Versuch unternommen, die Flammen einzudämmen? Sie würden über die ganze Stadt herziehen, wenn sie nicht bekämpft wurden.
    Und vor allen Dingen: Was hatte die Völkerwanderung zu bedeuten?
    Wiederum schien es, als besäße Eirene die Fähigkeit, die Gedanken des Arkoniden zu lesen.
    „Wir werden es nicht erfahren, wenn wir uns nicht an Ort und Stelle umhören."
    Atlan nickte.
    „Aber vorsichtig", mahnte er. „Ijarkor meint, er hätte die Gänger des Netzes besiegt und vernichtet. Es ist schwer zu sagen, wie seine Anhänger reagieren werden, falls sie uns identifizieren."
     
    *
     
    Die Hitze brannte ihnen auf den Gesichtern. Der Schweiß lief ihnen in Bächen über die Wangen. Sie hatten die Helme öffnen müssen. Wie sonst hätten sie hoffen sollen, keine Aufmerksamkeit zu erregen? Wenn die Qual zu arg wurde, verzogen sie sich in eine Nische, in einen Hauseingang oder an sonst einen Ort, der ihnen Schutz bot, schlössen die Helme und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher