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1307 - Die toten Frauen von Berlin

1307 - Die toten Frauen von Berlin

Titel: 1307 - Die toten Frauen von Berlin
Autoren: Jason Dark
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breit. »Ihr wollt den Grund wissen?«, flüsterte er. »Vor eurem Tod noch die Neugier befriedigen?«
    »Das wäre uns recht.«
    Er nickte. Dann blickte er wieder auf die Fotos an der Wand und deutete auf sein Gesicht. »Er steckt in mir. Mein Urgroßvater hat sich mich als Wohnstatt ausgesucht. Seine Seele hat mich gefunden. Sie hat mich zu ihm gemacht, denn irgendwann hat er sich damals von seiner Seele befreit.«
    »Wie hat er das denn geschafft?«, fragte Harry.
    Wir ernteten ein lautes Lachen. Gideon freute sich schon auf die Antwort. »Indem er seine Seele an den Teufel verkauft hat. Ja, mein Urgroßvater ist auf den Teufel gekommen. Bei seiner Arbeit kein Wunder. Vielleicht hat er die Frauen auch für ihn getötet und sie in seiner Laube versteckt, in der ihn die Polizisten fanden, weil man ihn verraten hatte. Aber das ist Vergangenheit. Bevor man ihn umbrachte, hatte er noch gelacht und davon gesprochen, dass sie seine Seele nicht bekommen würden. Und das ist auch so eingetreten. Der Teufel hat sie so lange behalten, bis er jemand fand, der ihm würdig genug erschien, um sie wieder abzugeben. Er ist gar nicht so egoistisch.«
    »Und jetzt steckt die Seele des Urgroßvaters in Ihnen, nicht wahr?«, flüsterte Harry.
    »Ja!«
    »Dann sind Sie besessen!«
    Wieder leuchteten die Augen stärker. »Das bin ich in Ihren Augen. Ich bin besessen, aber ich denke da an eine besondere Kraft, die nur ganz wenige Menschen besitzen. Ich bin auf der einen Seite besessen, aber ich bin auch stark. Und darauf bin ich besonders stolz. Es ist eben wunderbar, so zu sein.«
    Er hatte uns die Wahrheit gesagt, daran gab es keinen Zweifel.
    Ein großer Stolz hatte in seiner Stimme mitgeschwungen, den wir natürlich nicht nachvollziehen konnten. Für uns war dieser Mensch einfach nur ein Verbrecher, der zudem unter dem Schutz des Bösen stand.
    Er ergriff wieder das Wort. »Die alten Zeiten sind vorbei, was ich bedauere. Es gibt die Todesstrafe nicht mehr. Man braucht die Henker nicht. Hier in diesem Land ist der Beruf ausgestorben. Aber nicht das Hobby des Alois Schwarz. Das habe ich übernommen. Ich fühle so wie er. Ich handle so wie er. Er steckt in mir, das dürft ihr niemals vergessen. Er ist ich, und ich bin er.«
    »Und so haben Sie sich die Frauen geholt.«
    »Ja. Es war leicht. Nicht bei Eve Sandhurst, aber bei den anderen.« Er begann zu kichern. »Frauen sind eitel, und ich besitze die Gabe der Malerei. Ich brauchte keine große Überredungskunst, um ihnen klar zu machen, dass ich sie malen will. Sie sprangen sofort darauf an. Sie konnten es kaum erwarten, in mein Atelier zu kommen.«
    »Und da haben Sie die Frauen dann getötet, wie?«
    Schwarz verzog seine schmalen Lippen in die Breite. »Habe ich das? Habe ich sie wirklich getötet? Sie sehen aus wie Tote, aber sie gehören weder in einen Sarg noch ins Grab. Sie sind für mich. Sie sind das, von dem ein Alois Schwarz geträumt hat. Ich habe nur alles verbessert. Ich habe sie dem Teufel überlassen und sie trotzdem behalten. Er hat ihre Seelen bekommen. Mir reichen die Körper und deren Funktionen. Sie existieren, ohne eine Seele zu haben. Denn im Austausch hat der Teufel ihnen etwas von seinen Kräften überlassen, sodass man sie als seelenlose Geschöpfe ansehen kann. Wer keine Seele mehr besitzt, dem ist auch der Wille genommen worden. Das ist bei meinen vier Freundinnen nicht anders. Sie tun alles, was ich will. Ich kann ihnen Kleidung überstreifen und mit ihnen durch Berlin gehen. Keinem würde auffallen, wer sie sind. Nur eine ist leider entkommen, bevor ich ihr die Seele rauben konnte. Ich schickte Helene, um sie aus dem Weg zu schaffen. Leider hat es nicht geklappt. Und ich sage Ihnen noch etwas. Sie haben keine Gefühle. Wenn ich will, töten sie jeden. Egal, ob es ein Mann, eine Frau oder ein Kind ist. Sie sind so etwas wie Soldatinnen der Hölle, und sie sind erst ein Anfang. Es kann weitergehen. Sie sind die Basis zur Macht. Noch wenige, bald werden es mehr sein, und dann werde ich sie anbieten. Es gibt genügend Organisationen, die für sie Arbeit haben.«
    Wie die aussah, das konnte ich mir vorstellen. Eine »Arbeit«, die aus Mord und Totschlag bestand. Mafiabanden hatten an derartigen Mordrobotern großes Interesse. Dass sie weiblich waren, gereichte sogar als Vorteil. Man nahm sie nicht richtig ernst. Man würde zu spät Verdacht schöpfen.
    Waren diese vier Frauen nun echte Zombies oder nicht?
    Die Frage konnte ich mir selbst nicht beantworten. Es
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