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1307 - Die toten Frauen von Berlin

1307 - Die toten Frauen von Berlin

Titel: 1307 - Die toten Frauen von Berlin
Autoren: Jason Dark
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entblößten.
    »Fängst du an, John?«
    »Ja.«
    Ich stand schon in einer günstigen Position. Zwar klopfte mein Herz nicht unbedingt schneller, doch eine gewisse Spannung hielt mich schon umklammert. Ich wusste, dass wir der Lösung dieses makabren Falls ein ganzes Stück näher gekommen waren.
    Der Griff zum Tuch.
    Der Ruck!
    Mehr brauchte ich nicht zu tun. Es flatterte von der Gestalt herab und wallte zu Boden, weil ich es losgelassen hatte.
    Mit großen Augen schaute ich auf die Gestalt einer nackten Frau.
    ***
    Künstlich oder echt?
    Wer das Wachsfigurenkabinett der Madame Tussaud betritt, der weiß auch oft nicht, ob die Figur echt ist oder nicht.
    Die Frau tat nichts, ich tat ebenfalls nichts. Ich saugte ihr Aussehen ein. Sie wirkte größer, weil sie auf einem Podest stand. Das Haar war blond. Es lief in leichten Strömen entlang ihres Kopfes bis zu den Schultern hin. Sie besaß ein längliches Gesicht mit einer recht hohen Stirn. Um die Augen herum entdeckte ich einige Falten.
    Ansonsten war ihr Körper wenig weiblich. Man konnte sie durchaus als knochig bezeichnen, mit langen, dünnen Beinen.
    Harry Stahl hatte keinen Kommentar abgegeben. Er griff bereits nach dem nächsten Tuch. Ich schaute zu, wie er die nächste Person befreite und entspannte mich, als ich erkannte, dass wir wieder auf eine Frau schauten, die sich nicht bewegte. Auch sie sah aus, als hätte man sie aus Wachs hergestellt.
    Sie war etwas kleiner als die, vor der ich stand. Dunkles Haar wuchs auf dem Kopf. Ein rundlicher Körper mit breiten Hüften und prallen Oberschenkeln. Das Gesicht zeigte zwar eine Starre, doch darin war irgendwie ein Lächeln eingebunden. Die Augen bewegten sich ebenfalls nicht. Ihre Pupillen schienen als Tropfen gemalt worden zu sein. Die Hände hatte sie zu Fäusten zusammengedrückt.
    Obwohl die anderen beiden Frauen noch verdeckt waren, ließ Harry Stahl sich zu einem Kommentar hinreißen. Er musste diese Worte einfach loswerden. »Wir haben sie gefunden, John. Verdammt, wir haben sie endlich entdeckt. Das ist der Rest.«
    Die nächste abgedeckte Figur. Die frei liegenden hatten sich bisher nicht bewegt. Ich ging davon aus, dass es in der nahen Zukunft auch so blieb.
    »Fehlt nur noch der Chef der Toten.«
    »Er ist da, Harry.«
    »Wo?«
    »Er beobachtet uns.«
    Mein deutscher Freund lachte. »Dann denkst du das Gleiche wie ich. Er hat alles im Griff, auch uns. Ich fühle mich seit unserem Eintritt beobachtet. Ist auch egal.«
    Es konnte auch sein, dass wir abgehört wurden. Das spielte jetzt keine Rolle mehr. Ich schaute zu, wie das dritte Tuch zu Boden flatterte und sah wieder eine Frau vor mir, die den anderen beiden in der Haltung glich. Auch sie stand hoch aufgerichtet und mit durchgedrücktem Rücken. Ein ebenfalls noch junges Gesicht. Sehr glatt und puppenhaft. Kurzes blondes Haar mit einem Stich ins Rote. Ihre Brüste standen keck vor, als wollten sie den Betrachter locken.
    Es gab schon einen Unterschied zu den Gestalten in einem Wachsfigurenkabinett. Die Haut dieser Frauen sah nicht so künstlich aus. Sie war auch nicht glatt. Sie zeigte Falten, Pigmentflecken, hier und da einen Pickel.
    Harry hatte sich die letzte Person vorgenommen. Auch von ihr entfernte er mit einer schon routinierten Geste das Tuch, das wiederum locker zu Boden flatterte und liegen blieb.
    Zum ersten Mal schauten wir eine farbige Frau an. Auch sie war nackt. Das pechschwarze Haar musste sie mit Gel beschmiert haben. Sie hatte es dann sehr flach zurückgekämmt. Ihr Gesicht war nicht ohne Reiz, und die dunklen Augen schienen ihren Blick bis tief in die Seele des Betrachter bohren zu wollen.
    Harry Stahl war einen Schritt zurückgetreten. Er drehte den Kopf zur Seite, damit er mich anschauen konnte. Dabei wirkte er ein wenig hilflos. »Okay, wir haben sie freigelegt. Und jetzt? Wie geht es weiter, John? Willst du den Test machen?«
    »Genau das hatte ich vor.«
    »Also mit dem Kreuz?«
    Ich nickte.
    »Dann wird das Gleiche passieren wie bei Helene Dossow.«
    »Damit rechne ich.«
    Wir hatten uns zwar relativ leise unterhalten, doch ich war davon überzeugt, dass man uns gehört hatte. Irgendwie vertraute ich darauf. Ich war mir nämlich noch nicht sicher, ob ich den Angriff starten oder erst darauf warten sollte, bis sich derjenige zeigte, der hinter allem stand und die Fäden in den Händen hielt. Meiner Ansicht nach handelten diese Gestalten nicht aus einem eigenen Antrieb heraus. Sie mussten erst aktiviert werden.
    Ich nahm einen
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