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1289 - Desteros Söhne

1289 - Desteros Söhne

Titel: 1289 - Desteros Söhne
Autoren: Jason Dark
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nicht so einfach. Ich hätte es dir lieber gesagt, wenn dein Vater noch gelebt hätte, aber das ist nun mal nicht möglich, und jetzt müssen wir es allein durchstehen.«
    »Hört sich ja schlimm an.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Wie man's nimmt.«
    Dave sagte nichts. Er beobachtete seine Mutter nur und sah, dass der Lippenstift leicht verlaufen war.
    Jetzt sah der Mund aus wie eine blutverschmierte Wunde.
    »Hat es was mit Vater zu tun?«
    »Klar.«
    »Was denn?«
    »Vieles.«
    Dave drückte seine Hände zusammen. »Ich habe das Gefühl, als wolltest du mich auf eine schlimme Wahrheit vorbereiten.«
    Ellen winkte ab. »Nein, so kannst du das nicht sehen. So schlimm ist die Wahrheit nicht, da bin ich ehrlich. Aber sie wird dich schon schocken, Dave.«
    »Dann raus damit.«
    Ellen Norris nickte. »Ja, sofort«, flüsterte sie, suchte nach Worten und bekam einen roten Kopf. »Also, mein Sohn, um es kurz zu sagen…«, sie schüttelte den Kopf, »es ist so verdammt schwer. Ich habe es schon immer tun wollen, doch dein Vater meinte, dass ich abwarten sollte.«
    »Bitte, Mum…«
    »Also gut, Junge. Ich muss dir gestehen, dass dein Vater nicht der richtige Vater war…«
    ***
    Etwas sirrte durch Daves Kopf. Er konnte es nicht fassen, obwohl er jedes Wort genau verstanden hatte. Sein Vater war nicht sein leiblicher Vater. Das wollte ihm nicht in den Kopf. Er wehrte sich dagegen und hatte den Eindruck, als wäre sein Schädel mit schrillen Klängen gefüllt oder Stimmen, die ihn schrill auslachten.
    »Jetzt weißt du es!«
    Wie durch einen breiten Tunnel drangen die Worte der Frau bis zu ihm. Saß dort noch seine Mutter?
    Oder hatte sie sich in eine fremde Person verwandelt?
    Er wusste es nicht. Es war alles über ihn gekommen wie eine gewaltige Welle, die alles wegspülte, was sein bisheriges Leben ausgemacht hatte.
    »Hast du es gehört?«
    »Ja, das habe ich.«
    Ellen schenkte sich einen weiteren Brandy ein. Und dabei konnte sie die Tränen nicht zurückhalten.
    Sie trank und schüttelte den Kopf. »Es ist die reine Wahrheit. Ich habe dich nicht angelogen, mein Junge.«
    »Weshalb hättest du das auch tun sollen?«
    »Das ist auch richtig. Weshalb hätte ich das tun sollen?«
    »Aber du hast so schrecklich lange damit gewartet, Mutter. Das ist es, was ich nicht begreife. Wir hatten doch all die Jahre Zeit gehabt. Warum muss ich das jetzt hören, wo Vater schon tot ist?«
    Sie hob die Schultern. »Wie gesagt, ich hätte es dir gern früher gesagt, doch es hat sich einfach nicht ergeben. Und ich bin auch nicht allein gewesen, Dave.«
    »Das stimmt. Das bist du wirklich nicht. Aber jetzt sind wir es.« Er schloss die Augen. Noch immer wusste er nicht, was er zu diesem Thema sagen sollte. Es war alles so fremd und schrecklich für ihn geworden. Dave kam sich fremd vor, obwohl er in der Küche saß, die zu seinen Lieblingsorten gehörte.
    »Ein gewisser Paul Norris war also nicht mein Vater«, wiederholte er leise, bevor er den Blick hob und seine Mutter direkt anschaute. »Aber wie ist es mit dir, Mum? Bist du meine richtige Mutter oder musst du mir auch etwas gestehen?«
    »Nein. Oder ja. Ich bin auch nicht deine richtige Mutter. Wir haben dich als Baby adoptiert.«
    Dave schloss die Augen. Das war der nächste Schlag, der ihn unterhalb der Gürtellinie erwischte. Er saß zwar auf dem Stuhl, doch er merkte den Schwindel, der ihn gepackt hielt. Die Welt vor seinen Augen drehte sich. Er suchte nach einem Halt, an dem er sich festklammern konnte, aber da gab es nichts in seiner Nähe. In seinem Kopf bildeten die Gedanken regelrechte Ströme, die nicht parallel liefen, sondern gegeneinander und einen Wirbel veranstalteten.
    Ich bin adoptiert worden!, schoss es ihm durch den Kopf. Ich bin jemand, der andere Eltern hat, der diese nicht kennt, in dem allerdings die Erbanlagen der anderen schlummern.
    Er griff zur Flasche. Jetzt brauchte er auch ein zweites Glas. Was er gehört hatte, war verdammt starker Tobak gewesen. Das bekam er nicht so leicht gebacken.
    Seine Mutter sagte nichts. Sie schaute nur zu, wie er das Glas füllen wollte, aber zu stark zitterte.
    Dave machte aus der Not eine Tugend. Er setzte die Flasche an die Lippen und nahm einen kräftigen Schluck. Sein Gesicht lief rot an.
    »Ich weiß, wie schwer es für dich ist, mein Junge, aber es musste mal raus.«
    »Ich weiß, Mum. Und ich bin dir auch dankbar. Ich… ich… ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber ihr werdet immer meine Eltern bleiben. Egal, was
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