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1285 - Der Vampirhasser

1285 - Der Vampirhasser

Titel: 1285 - Der Vampirhasser
Autoren: Jason Dark
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ein gutes.«
    »Dann kann ja nichts schief gehen.«
    Darauf bekam er von mir keine Antwort.
    Marlene Urcan hatte das halb gefüllte Weinglas mit in ihr geräumiges Bad genommen, stand jetzt vor dem breiten Spiegel und betrachtete ihr Gesicht genauer.
    Okay, sie war jetzt 60, und das Altern konnte man nicht stoppen. Aber man konnte die äußerlichen Anzeichen etwas verzögern und zurückhalten. Da gab es genügend Produkte der Kosmetik-Industrie, die das schafften, und darauf setzte die Frau.
    Sie hatte stets auf ihre Figur geachtet, viel Sport getrieben und sich nach dem Tod ihres Mannes ein schönes Leben gemacht. Der Gatte war ein sparsamer Mensch gewesen. Er hatte das Geld, das er mit seinem Großhandel für exotische Früchte verdient hatte, immer gut angelegt und sich als große Ausgabe eigentlich nur die Kosten für das Haus geleistet, einen Bungalow mit Flachdach, der von einem großen Garten umgeben wurde. Das alte Haus, das hier mal gestanden hatte, war der Abrissbirne zum Opfer gefallen, eine Sünde, wie Marlene einmal gesagt hatte, aber ihr Mann hatte es so haben wollen, und so war es dann geschehen.
    Das gute Leben hatte für Marlene Urcan erst nach dem Tod ihres Mannes begonnen. Die Zinsen brachten ihr ordentlich ein. Die Firma war verkauft worden, und so hatte sie sich um die finanziellen Angelegenheiten kümmern können und war dann, als die Aktien so in die Höhe schnellten, wieder voll eingestiegen. Sie hatte mit ihrem Geld gespielt und war schlau genug gewesen, alles vor der großen Krise zu verkaufen. So hatte sie es geschafft, ihr Vermögen zu vermehren und konnte es sich wirklich gut gehen lassen.
    Nicht alles im Leben ist perfekt. Das war auch bei ihr der Fall. Ihr Problem hieß René.
    René war der Sohn. Auf ihn hatte ihr Gatte große Hoffnungen gesetzt, was die Übernahme des Geschäfts anging.
    Diese Hoffnung allerdings war wie eine Seifenblase zerplatzt. Nichts gab es zu übernehmen, gar nichts. Der Sohn war einen völlig anderen Weg gegangen. Er hatte sich schon als Junge in seinem Zimmer vergraben und sich nur um seine Bücher gekümmert, deren Themen sich mit unheimlichen Dingen beschäftigten, von denen er schließlich auch beeinflusst worden war.
    Er war geisteskrank geworden. Schizophren. Er hatte nicht mehr gewusst, wer er tatsächlich war. Er war zwischen zwei Welten gewandert, und er hatte sich schließlich für eine entschieden, die nicht diejenige war, in die er hineingeboren war.
    Marlene hatte vor René oft genug Angst bekommen. Er war in der Nacht in einer so ungewöhnlichen Verkleidung auf der Suche nach Vampiren gewesen, was sie überhaupt nicht fassen konnte.
    Das war für sie völlig daneben. Da konnte sie keine Erklärung finden, aber es hatte sie sehr gestört, und deshalb hatte sie ihren Sohn auch in ärztliche Obhut gegeben.
    Das schlechte Gewissen hatte sich bei ihr in Grenzen gehalten. Es war ja nicht ihre Schuld, dass der Junge so reagierte, und in der Klinik war er gut aufgehoben. Da kümmerte man sich um ihn und ging auf seine ungewöhnliche Marotte ein.
    Vampire…
    Immer wenn sie an diese Wesen dachte, rann ein Schauer über ihren Rücken hinweg. Nicht weil sie darüber in irgendwelchen Büchern gelesen hatte, nein, es lag einzig und allein an ihrem Sohn, denn er hatte sich als Vampirjäger ausgegeben.
    Verrückt war das gewesen. Völlig gaga. Aber sie hatte es ihm nicht ausreden können. Er glaubte fest an diese Wesen und hatte versprochen, sie aufzuspüren und zu pfählen, wie es derjenige getan hatte, in dessen Haut er geschlüpft war.
    Van Helsing hatte der Mann geheißen. Die Figur war von einem Schriftsteller erfunden worden, es gab sie nicht in der Wirklichkeit, doch ihr Sohn hatte fest daran geglaubt.
    Das hatte sich auch nicht gebessert, denn bei ihren Besuchen in der Klinik gab es nur dieses eine Thema, um das sich seine Erzählungen drehten.
    Marlene stand dicht vor dem Spiegel. Er war so brutal. Er gab alles wieder. Jede Falte in der Haut, die sie schon vor zwei Jahren hatte straffen lassen. Nun wurde es Zeit, dass nachgebessert wurde.
    Sie nahm sich vor, in der dunklen Jahreszeit einige Wochen in einer Schönheitsklinik im Süden zu verbringen.
    Marlene liebte schwarze Haare. Ihre waren schwarz gewesen und später grau geworden. Das hatte sie gehasst, und so wurden die Haare immer nachgefärbt. Jetzt sahen sie wieder so herrlich schwarz aus, und wäre sie einige Jahrzehnte jünger gewesen, hätte sie gut die Rolle des Schneewittchens übernehmen
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