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1281 - Der dreifache Tod

1281 - Der dreifache Tod

Titel: 1281 - Der dreifache Tod
Autoren: Jason Dark
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Stuhl dicht an den Teich geschoben, sich hingesetzt, nach vorn gebeugt und schaute seinen bunten Karpfen zu, die wieder ruhiger ihre Bahnen zogen.
    Neben dem Stuhl blieben wir stehen.
    Der alte Mann sagte nichts. Es war so ruhig, dass wir ihn atmen hörten.
    »Was wollen Sie jetzt von mir hören?« fragte er nach einer Weile.
    »Das bleibt Ihnen überlassen«, sagte Shao.
    »Sie haben mir das Leben gerettet«, sagte Wash.
    »Unser Leben auch.«
    »Trotzdem.«
    »Das Grauen darf nicht stärker sein als wir. Der Tod kann nicht über das Leben herrschen, und das Tor zur Vergangenheit muss verschlossen bleiben.«
    »Das hast du gut gesagt«, lobte Mr. Wash. »Ja, ich lebe. Aber ich weiß nicht, ob dies so bleiben wird. Kuan wurde grandios vernichtet, aber mein Widersacher hält noch mehr Trümpfe in der Hinterhand. Er hat diese feindliche Übernahme noch nicht aufgegeben. Er wird weiterhin versuchen, mich aus dem Geschäft zu stoßen. Wenn es der eine nicht schafft, dann schickt er die beiden anderen und…«
    »Ich möchte Sie nicht gern unterbrechen, Mr. Wash, aber es könnte sein, dass es sie ebenfalls schon nicht mehr gibt, dass jemand sie ausgeschaltet hat. Sie wissen, von wem ich spreche?«
    Der alte Chinese hob den Kopf. Er lächelte dünn. »Ja, du meinst Suko. Ich kenne ihn. Ich weiß ihn zu schätzen, aber ich weiß auch, dass die andere Seite sehr stark ist.«
    »Suko hat sich einmal reinlegen lassen«, erklärte Shao. »Ich war dabei, aber ein zweites Mal wird das nicht passieren, denn jetzt sind wir vorbereitet, darauf kannst du dich verlassen.«
    »Gut.« Der Alte nickte. »Ich vertraue euch. Danke, dass ihr mein Leben gerettet habt, aber ich sage euch jetzt schon, dass bei mir auch nichts mehr so bleibt wie es ist.«
    Shao schaute mich an und hob dabei die Schultern. Mit dieser Antwort konnten wir beide nichts anfangen.
    Der alte Mann sah unsere Gesichter und musste leise lachen. »Ich weiß schon, was euch bedrückt«, sagte er, »aber lasst es gut sein. Ich werde mich aus dem Geschäft zurückziehen, das habe ich mir in den letzten Minuten überlegen können. Diese Welt ist nichts mehr für mich. Ich werde mich zurückziehen und die letzten Jahre meines Lebens noch in Ruhe genießen.«
    »Aber Tiger wird Ihr Geschäft nicht bekommen«, erklärte ich mit Nachdruck.
    Mr. Wash schaute mich an. »Sollte das jemals eintreten, John Sinclair, dann werde ich der Erste sein, der eine Waffe nimmt und sich selbst umbringt.«
    »Das glaube ich Ihnen aufs Wort«, sagte ich…
    ***
    Tiger hätte schreien, toben, sich auf den Boden werfen und heulen können. Stattdessen tat er gar nichts. Er stand auf der Stelle und, war noch bleicher und noch zittriger.
    Da hatte jemand zu ihm gesprochen. Jemand, der sich hier im Raum aufhielt. Die Stimme war nicht durch einen Lautsprecher gedrungen, sondern von allen Hilfsmitteln befreit an sein Ohr gedrungen.
    Das zu fassen, war für ihn kaum möglich. Sein Zittern wurde so stark, dass er sich an der Kante des Schreibtisches abstützen musste. Als er dabei vor seine Füße schaute, hatte er das Gefühl, als wäre der Boden zu einer sich bewegenden Wasserfläche geworden.
    »Hast du mich verstanden?«
    »Doch - ja«, flüsterte er.
    »Dann setz dich!«
    »Ich…«
    »Hinter deinen Schreibtisch. Du sollst es dir ruhig bequem machen, mein Freund. Noch…«
    Tiger Dschingis sagte nichts mehr. Er wollte nicht mehr nachdenken. Er ging nur mit den Schritten eines Greises, der es noch soeben schaffte, sich auf den Beinen zu halten. Den Schreibtisch ließ er als Stütze dabei nicht los. Mühsam und auch langsam ließ er sich auf seinen Stuhl fallen, der für ihn schon so etwas wie eine Geschichte hatte, denn von diesem Platz aus hatte er seine Anweisungen gegeben. Doch das war jetzt vorbei.
    Er legte die Hände flach auf den Schreibtisch. Als er sie nach einer Weile anhob und nachschaute, sah er die feuchten Stellen, die seine Hände hinterlassen hatten.
    Er saß. Er hatte alles getan, was die Stimme verlangte. Nur war er nicht fähig, den Sprecher zu entdecken, so sehr er auch Ausschau hielt. Aber er ist da!, schoss es ihm durch den Kopf. Er ist da, verdammt noch mal! Er hält sich im Raum auf. Ich kann ihn nicht sehen, aber ich kann ihn hören.
    Warum?
    Tiger konnte sich keine Antwort geben. Was hier passierte, überstieg sein Begriffsvermögen. Dass es ihm gelungen war, die drei dämonischen Kämpfer zurückzuholen, damit konnte er leben, doch dieses hier, die Stimme aus dem Unsichtbaren
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