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1281 - Der dreifache Tod

1281 - Der dreifache Tod

Titel: 1281 - Der dreifache Tod
Autoren: Jason Dark
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oder sogar eine, die ihn aus dem Jenseits erwischt hatte, war zu viel für ihn.
    Sprachen jetzt die Toten zu ihm?
    Etwas Kaltes kroch wie mit unzähligen Spinnenbeinen versehen seinen Rücken hinab. Der Tod war für ihn nichts Besonderes gewesen, so lange er nicht selbst betroffen gewesen war, doch er hatte ihn stets auf der Rechnung gehabt, und zwar für andere. Er selbst war daran beteiligt gewesen, wenn andere Menschen starben. Da konnte man sich besonders in den Staaten gut daran erinnern, doch für ihn selbst war das Ende immer so weit weg gewesen. Selbst mit den Geistern hatte er sich verbünden können, ohne dass ihm etwas passiert war.
    Jetzt sah es anders aus. Jetzt fühlte er sich wie ein Angeklagter in seinem eigenen Büro, in dem der Richter und auch der Henker schon im Unsichtbaren lauerten, um zuschlagen zu können.
    Eine Weile blieb er sitzen, ohne dass etwas geschah. Der andere ließ sich Zeit, er wollte ihn weichkochen. Die Waffe hatte er ihm schon genommen, und Tiger dachte daran, wie es wohl sein würde, wenn er die kalte Klinge eines Messers an der Kehle spürte, aber die Waffe selbst nicht zu Gesicht bekam.
    Bei diesem Gedanken musste er schlucken. Seine Fahrigkeit nahm zu. Er führte die linke Hand hoch zur Kehle und strich darüber hinweg, als wollte er sich schützen.
    »Angst?«
    Plötzlich war die Stimme wieder da, und Tiger schrak zusammen wie unter einem Peitschenschlag.
    »Kannst du reden?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Du hast Angst, Tiger, ich sehe es dir an. Ich an deiner Stelle hätte auch Angst, denn du hast etwas getan, das nicht mehr wieder gutgemacht werden kann.«
    Tiger hatte zugehört, doch er ging darauf nicht ein. »Wer bist du, verflucht? Bist du ein Geist?«
    »Das kann sein.«
    »Wo steckst du denn? Im Jenseits?«
    »Auch das ist möglich…«
    Tiger geriet immer mehr ins Schwitzen und störte sich bereits an seinem eigenen Körpergeruch.
    Das war eine Situation, wie er sie noch nie erlebt hatte. Bisher war er immer der Sieger gewesen, jetzt aber wurde er an der Nase herumgeführt.
    »Wer könnte ich denn sein?«
    Die Frage traf Tiger innerhalb eines langen Atemzugs. Er hätte sich beinahe an der Luft verschluckt, schloss den Mund und schüttelte den Kopf, obwohl er das gar nicht wollte.
    »Hast du denn keine Idee?«
    »N… nein.«
    »Ich hätte dich für schlauer gehalten.«
    Tiger hatte seine Panik ein wenig in den Griff bekommen. Er hatte auch genau hingehört und festgestellt, dass der unsichtbare Sprecher sich direkt vor seinem Schreibtisch aufhielt.
    Er starrte hin!
    Der Mann war nicht zu sehen! Nicht mal ein Umriss malte sich vor dem Möbel ab. Er hatte Geistergestalten gesehen, auch die drei dämonischen Kämpfer waren wie im Nebel erschienen, doch mit diesem vierten Mann hatte er nicht rechnen können.
    Er überlegte, ob er bei seinen Beschwörungen etwas übersehen hatte, aber es kam ihm keine Idee, und er freute sich schon darüber, dass es ihm jetzt gelang, eine Frage zu stellen.
    »Wer bist du?«
    Das leise Lachen erreichte ihn. Es war keine Antwort, die ihn hätte zufrieden stellen können. Dann hörte er die geflüsterten Worte.
    »Es kann sein, dass ich dein Gewissen bin. Oder ein Geist, der einen anderen Menschen rächen will. Wie man in den Wald hineinschreit, so schallt es heraus. Und du hast laut hineingeschrieen, Tiger. Sehr laut sogar. Du wolltest jetzt deinen großen Coup landen, aber wenn Menschen mit Dämonen einen Pakt schließen, kann das nie gut gehen. Du solltest daran denken, dass die Dämonen nicht immer stärker sind. Es gibt auch Menschen, die ihnen entgegentreten.«
    »Bist du denn ein Mensch?« fragte Tiger keuchend.
    »Ja.«
    »Nein, nein.« Sein rechter Arm zuckte vor und zurück. »Wenn du einer wärst, dann würdest du dich zeigen. Dann könnte ich dich sehen und würde dich fertig machen und…« Ein Schrei fegte aus seinem Mund, denn urplötzlich war sein vorzuckender Arm abgefangen worden, und das rechte Handgelenk befand sich in einem eisenharten Klammergriff.
    »He, he…«
    Die Härte nahm zu. Das Handgelenk begann zu schmerzen, und wenig später spürte Tiger auch den Zug, dem er nichts entgegensetzen konnte. Der Unsichtbare zog ihn nach vorn, und es dauerte nicht lange, da würde er über den Schreibtisch gezogen werden, ohne dass er sich aus dem verdammten Griff befreien konnte.
    Tiger wehrte sich trotzdem. Er schlug mit der freien Hand um sich. Er trampelte auch mit den Beinen und erwischte nur den Stuhl, den er nach
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