Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1278 - Der Elfahder

Titel: 1278 - Der Elfahder
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Schiffe die angewiesene Position eingenommen hatten. Die Euphorie an Bord ließ deswegen nicht nach. Man fieberte dem Augenblick entgegen, wenn die Landeerlaubnis erteilt würde.
    Zuvor allerdings stand den Vironauten noch eine besondere Ehre ins Haus. Graucum, der Panish Panisha, sandte ihnen eine Grußbotschaft.
     
    *
     
    Er fühlte sich schwerelos. Undeutlich nahm er halbdunkle Umrisse wahr, die an ihm vorbei in die Höhe glitten. Er konzentrierte sich. Er gewann die Kontrolle über seine Sinne zurück. Er drängte den Schmerz zurück, der noch immer in jeder Faser seiner Körpersubstanz wühlte, und sah sich um.
    Er sank durch einen Antigravschacht. Neben ihm schwebte einer der drei Gorim-Shana, die ihn besiegt hatten. Die beiden anderen befanden sich über ihm. Der Gorim zeigte ein unbewegtes Gesicht. Seine Augen waren wie Stücke gläserner Kugeln. Sein Blick schien dem Elfahder bis in die Seele dringen zu wollen.
    Volcayr erinnerte sich an die Ereignisse der vergangenen Stunde. Siedend heiß wallte die Erinnerung an seine Schmach in ihm empor.
    „Töte mich!" stieß er hervor.
    Der Gorim machte eine Geste, die Volcayr nicht ohne weiteres verstand: Er drehte den Kopf hin und her.
    „Nein", war die Antwort. „Ich darf dich nicht töten."
    „Ich habe mich von drei Shana besiegen lassen", sagte Volcayr. „Ich bin ein Panish. Es ist eine Schmach, auf diese Weise zu unterliegen. Du darfst mir die letzte Ehre nicht verweigern, im Namen des Kriegers! Töte mich."
    Abermals schüttelte der Gorim den Kopf.
    „Ich darf dich nicht töten", wiederholte er. „Der Panish Panisha hat es so angeordnet. Ich mache mich deinetwegen nicht des Ungehorsams schuldig, auch wenn du selbst ein Panish bist."
    Eine Zeitlang hing der Elfahder brütenden Gedanken nach. Er war im tiefsten Innern seiner Seele aufgewühlt. Die Schande, die er erlitten hatte, durfte er nicht auf sich sitzen lassen. Wenn der Gorim ihn nicht tötete, würde er sich selbst den Tod geben. Er hatte kein Recht mehr zu leben. Sein Abgang würde die gerechte Sühne für die Schmach sein, die er über den Stand der Panisha gebracht hatte.
    „Wohin bringt ihr mich?" fragte er.
    „Auf die unterste Sohle", lautete die Antwort. „Der Panish Panisha hat es so angeordnet"
    „Was will er mit mir?"
    „Das hat er uns nicht gesagt."
    Ein Gedanke beschäftigte Volcayr. Er war in die Upanishad eingedrungen, weil er von den Gorims Informationen haben wollte, die ihre Artgenossen betrafen, gegen die er im Spiel des Lebens zu kämpfen haben würde. Nicht daß es jetzt noch eine Rolle spielte. Er war kein Kämpfer mehr. Er war ein lebender Leichnam. Bis über jenem hohen Berg in Mardakka die große, rote Sonne aufging, hatte er seinen letzten Atemzug längst getan.
    Trotzdem ließ ihn die Neugierde nicht los.
    „Gorims wollt ihr nicht heißen", sagte er. „Sag mir, wie ich euch nennen soll."
    „Wir sind Shana", antwortete der Fremde. „In Kürze werden wir Soldaten des Ewigen Kriegers Ijarkor sein. Andere Namen brauchen wir nicht."
    „Welches ist eure Volkszugehörigkeit?"
    „Wir sind Terraner."
    „Gut. Terraner wie ihr halten sich in dieser Galaxis auf. Sie kommen von weither. Sie nennen sich Vironauten und befinden sich im Anflug auf Mardakaan. Was wißt ihr von ihnen?"
    „Nichts", antwortete der Fremde knapp. „Sie gehen uns nichts an. Ich weiß nicht, was ein Vironaut ist. Wir haben mit anderen Angehörigen unseres Volkes nichts zu tun. Ich sagte es dir: Wir sind Shana, angehende Soldaten des Ewigen Kriegers. Nichts anderes zählt."
    „Ja, ja", murmelte Volcayr.
    Sie erreichten die zehnte Sohle, die unterste, die den Schülern der Upanishad zugänglich war. Es gab weitere Tiefgeschosse, die weit in den Fels der Planetenkruste hinabreichten. Sie waren den Shada und Shana verschlossen. Durch einen kahlen Korridor führten ihn die drei Gorims bis zu einer Tür, die Zutritt zu einem spärlich ausgestatteten Raum gewährte.
    „Warte hier", sagte der Fremde, mit dem Volcayr sich bisher unterhalten hatte. „Der Panish Panisha wird mit dir sprechen."
    Volcayr trat ein. Die Tür schloß sich hinter ihm. Er fragte sich, was Graucum von ihm wollte. Hatte er vor, ihm die Fehler vorzuhalten, die er gemacht hatte, und ihm die Schande vor Augen zu legen, unter der sein Name verblaßt war?
    Eine tiefe Ruhe zog in die Seele des Elfahders ein. Er war am Ende seines Weges angelangt. Er hätte es gern gesehen, wenn er auf der Höhe seines Ruhmes anstatt im Abgrund der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher