Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1275 - Der Totenkopf-Sammler

1275 - Der Totenkopf-Sammler

Titel: 1275 - Der Totenkopf-Sammler
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Klang erreichte die Ohren des Beobachters, als schlüge Metall gegen Metall. Günther blickte genauer hin, und sah tatsächlich die typische Bewegung eines Menschen, der mit einem Gegenstand gegen einen anderen schlug. In diesem Fall konnte er sogar den kleinen Hammer erkennen.
    Dann brach etwas zusammen.
    Günther vernahm das Knacken und das folgende Knirschen und musste sofort an Knochen denken.
    Er wagte nicht mal, Luft zu holen und verhielt sich mucksmäuschenstill, und trotzdem hatte die Gestalt ihn entdeckt oder war zumindest darauf aufmerksam geworden, dass etwas nicht stimmte. Er musste den Instinkt eines Tieres besitzen, und er drehte mit einer abrupten Bewegung den Kopf.
    Beide starrten sich an.
    Beide waren zunächst sprachlos.
    Dann sagte der unheimliche Besucher!
    »Dein Pech!«
    ***
    Der Rentner wusste genau, was das zu bedeuten hatte. Es kam dem Spruch eines Richters gleich, der den Angeklagten in die Todeszelle schickte. Günther wusste es, und er konnte trotzdem nichts tun, denn der Schock hatte ihn bewegungsunfähig gemacht. Was er gesehen hatte, war furchtbar gewesen, und noch immer konnte er es nicht glauben. Aber es war kein Traumgespinst, das leicht wieder verschwand, denn die schwarze Gestalt lebte.
    Sie kam näher.
    Der Mann bewegte sich lässig, und Günther sah, dass er etwas in seinen Händen hielt. Es waren die beiden Werkzeuge, mit denen er sich auch an der Leiche zu schaffen gemacht hatte.
    Der Hammer, ein Messer oder ein Meißel, so genau wusste Günther das nicht.
    »Neugierde ist oft tödlich, Günther, das solltest du in deinem Alter wissen.« Kelo sprach sehr lässig.
    Er wirkte wie jemand, den nichts aus der Ruhe bringen konnte und der haargenau wusste, was er tat.
    Günther hätte sich jetzt noch zurückziehen können. Die Beine in die Hand nehmen und wegrennen.
    Er tat es nicht. Er blieb stehen und schaute dem Tod auf zwei Beinen entgegen, der nur ein Ziel hatte und nur eines haben konnte.
    Boris Kelo lachte. Er hatte seinen Spaß. Sogar das Schimmern in seinen eisigen Augen war zu sehen, denn er hatte die Hutkrempe etwas in die Höhe gedrückt.
    Einem wie ihm war der Begriff Menschlichkeit fremd, und auch von dem Wort Gnade hatte er noch nichts gehört. Günther war ein Zeuge, und Killer brachten Zeugen um.
    Es war genau diese Schlussfolgerung, die in ihm den Überlebenswillen weckte.
    Er wollte weg!
    Es war nicht mal eine Sekunde, die er noch länger auf der Stelle stehen blieb. Ihm gelang ein letzter Blick auf die untere Gesichtshälfte des Mannes, und dort sah er das helle Glänzen einer Flüssigkeit, die den gesamten Mundraum umgab. Er ekelte sich plötzlich davor, schrie auf und warf sich zurück.
    Er rammte dabei die Tür zu und erkannte schlagartig seinen Vorteil. Nach dem Aufschließen hatte er die Tür nicht wieder abgeschlossen, aber den Schlüssel stecken lassen. In fieberhafter Eile drehte er ihn herum und lief dann weg.
    Er wusste selbst von seiner Behinderung, die dafür sorgte, dass er nicht so schnell laufen konnte wie ein gesunder Mensch. Aber er hatte das Glück gehabt, die Tür abschließen zu können, und genau das brachte ihm die kostbaren Sekunden eines Vorsprungs. Sein Verfolger musste erst die Tür aufbrechen. Wenn er das geschafft hatte, war Günther bereits im Freien, und dort kannte er sich aus wie in seinem eigenen kleinen Garten. Das Gelände des Friedhofs war mittlerweile zu seiner zweiten Heimat geworden. Er hörte hinter sich die wütenden und wuchtigen Schläge, die die Tür erschütterten, da aber hatte er schon längst das Freie erreicht und lief so schnell wie möglich dorthin, wo er sein Fahrrad abgestellt hatte. Es war ein tolles Rad. Zum Sechzigsten hatten die Verwandten zusammengeworfen und es ihm geschenkt.
    Günther fuhr trotz seiner Beinbehinderung damit. Zwar keine großen Strecken, aber für ihn reichte es völlig.
    Das Schloss ließ sich leicht öffnen. Er verlor kaum Zeit, schwang sich in den Sattel und trat so hart in die Pedalen wie nie zuvor.
    Er fuhr, als säße ihm der Teufel im Nacken. Und irgendwie stimmte das ja auch…
    ***
    »Wir haben ein Problem, Harry!«
    Harry Stahl nickte. »Das weiß ich, Herr Kröger, sonst säße ich nicht bei Ihnen.«
    »Gut gefolgert.«
    Harry schaute sich in dem schmucklosen Büro um. Der einzige Gegenstand, der ihn hier interessiert hätte, war ein Fernseher, aber dessen Bildschirm blieb grau.
    Harry Stahl war jemand, der für die deutsche Regierung arbeitete. Nach der Wende, und nach vielen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher